Führung von Martin Senekowitsch und Iris Meder im Rahmen der Reihe Architektur & Politik.
Stiftkaserne, Stiftgasse 2
Michel Foucault behauptete in einem Interview einmal, dass die Architektur erst Ende des 18. Jahrhunderts politisch geworden sei. Damit ist keinesfalls gemeint, dass sie dies zuvor nicht war, jedoch bekam die Reflexion über Architektur einen neuen Stellenwert. Sie wurde zu einem wichtigen Bestandteil des Wissens, wie man eine Bevölkerung reguliert, und sie bekam einen festen Platz in den Handbüchern über die Regierungskunst.
Der Blick auf Architektur ändert sich um 1800: Steht davor die repräsentative Fassade im Zentrum entwerferischen Interesses, verlagert sich dieses nun in die Funktionsabläufe und Produktionsbedingungen. Mit Durand werden utilité und économie die wesentlichen Entwurfsparameter, Proportionsstudien und Stilübungen treten in den Hintergrund. Dieser Wechsel in der Architekturauffassung ist eng mit neuen Schulbildungen verknüpft, die in unmittelbarem Zusammenhang mit politischen Ereignissen stehen. Die Ecole Polytechnique entsteht mit der Französischen Revolution und tritt in Konkurrenz zur Ecole des Beaux-Arts , die beiden Schulen stehen für unterschiedliche Methoden wie auch für unterschiedliche politische Auffassungen. Beschäftigt sich die eine verstärkt mit Industrie- und Siedlungsbau, steht in der anderen der Repräsentationsbau im Vordergrund.
Während die Theorien des Neuen Bauens die Überzeugung vertreten, dass Symbole in der zeitgemäßen funktionalistischen Architektur keine Rolle mehr spielen, erweist sich diese Negation der Semantik in der Praxis als Trugschluss, beispielsweise in der Rolle moderner Architektur bei der Bildung oder Neudefinition von Nationalstaaten wie Italiens oder der Türkei. Einen Paradefall auf kommunaler Ebene bietet die Stadt Wien mit ihren Wohnbauprogrammen vom ‚Roten Wien’ über den klerikalen Ständestaat und den Nationalsozialismus bis zu den widersprüchlichen Konzeptionen der Nachkriegszeit.
Die Tradition der Ecole des Beaux-Arts und ihrer ‚Stilarchitektur’ wird daneben weiterhin gerade im Feld staatstragender Bauten eine wichtige Rolle spielen; nicht nur im nationalsozialistischen Deutschland, sondern auch in demokratischen Ländern wie Frankreich, Finnland oder den USA: das Capitol in Washington etwa zeigt die römisch-klassizistische Prägung dieser Schule.
Eine Neuaufarbeitung modernen architektonischen Denkens steht erst bevor. Hat lange Zeit die Kritik überwogen und wurde gerade auch mit Blick auf Foucault der normende, normierende und letztlich normalisierende Effekt funktionalistischen Bauens betont, weist die Offenheit der mit Durand einsetzenden Entwurfsmethoden in eine andere Richtung. Das modulare Bauen beinhaltet in seiner Variabilität utopische Momente, die es wieder zu entdecken gilt. Vorfertigung und Massenproduktion, wie sie im Zuge des Demokratisierungsprozesses im 19. Jahrhundert entstanden sind, sind weiterhin Felder, die von ArchitektInnen, unter geänderten Rahmenbedingungen, bearbeitet werden müssen – sofern sie ihre gesellschaftspolitische Relevanz nicht verlieren möchten.
Konzeption: Christa Kamleithner, Iris Meder, Andreas Rumpfhuber und Robert Temel
Führung von Martin Senekowitsch und Iris Meder im Rahmen der Reihe Architektur & Politik.
Stiftkaserne, Stiftgasse 2
Vortragende: Friedrich Achleitner, Alessandro Alverà, Luigi Blau, Hermann Czech, Hubert Egger, Helmut Hempel, Otto Kapfinger, Franz E. Kneissl, Friedrich Kurrent, Heidemarie Leitner, Matthias Mulitzer, Wolfram Ruoff, Martin Spühler, Walter Stelzhammer, Adolph Stiller, Doris und Ralf Thut Film-Interview mit Ernst Anton Plischke von Gregor Eichinger und Christian Knechtl
Grillparzerstraße 14, 1010 Wien
Vorstellung durch Mona Müry-Leitner, Verlag Anton Pustet; Friedrich Kurrent
Sammlung Essl, An der Donau - Au 1, 3400 Klosterneuburg
Führung von Iris Meder im Rahmen der Reihe Architektur & Politik.
Operngasse 4, 1010 Wien
Vorträge von Walter Prigge (Normierte Baukultur) und Annett Zinsmeister (Plattenbau) im Rahmen der Reihe Architektur & Politik.
MUMOK (Museum moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien), Museumsplatz 1, 1070 Wien
Vorträge von Oya Atalay Franck (Egli) und Ákos Moravánszky (Nation-building) im Rahmen der Reihe Architektur & Politik.
MUMOK (Museum moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien), Museumsplatz 1, 1070 Wien
Am selben Tag um 15:00 Uhr findet eine Bauvisite zur Freiluftschule Sonderschule Floridsdorf mit Maja Lorbek (Wien) statt (siehe Ankündigung).
Museumsplatz 1, 1070 Wien
Führung mit Iris Meder im Rahmen der Reihe Architektur & Politik.
Operngasse 4, 1010 Wien
Welche Beziehungsgeflechte bestehen zwischen urbanen Räumen als verdichteten Austragungsorten gesellschaftlicher Auseinandersetzungen und gesellschaftspolitischen Bewegungen? Dieser Fragestellung wird am Beispiel der Genese und raumproduktiven Verortungsprozesse feministischer Frauenöffentlichkeit seit den 70er Jahren bis heute nachgegangen.
Museumsplatz 1, 1070 Wien
Vorträge von Wolfgang Pircher (Bastion) und Ulrich Pfammatter (moderner Architekt) im Rahmen der Reihe Architektur & Politik.
MUMOK (Museum moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien), Museumsplatz 1, 1070 Wien
Museumsplatz 1, 1070 Wien
Ob Kaiserreich, Kolonialmacht oder Demokratie - in ihren Hauptstadtentwürfen wollten die Systeme vor dem Ersten Weltkrieg nicht auf die Darstellung ihrer politischen Wertvorstellungen verzichten. So unterschiedlich die politischen und urbanistischen Diskurse in Washington, Berlin, Canberra oder New Delhi waren, so sehr vertrauten Planer und Auftraggeber auf die Verständlichkeit wiederkehrender Grundformen wie Achse und Zentralität, Höhe und Massivität. In welchem Maße können architektonische Formen spezifische Botschaften vermitteln? Muss sich nicht auch die Demokratie städtebauliche Monumentalität zum Ausdruck ihrer Werte leisten, um überhaupt verstanden zu werden?
Museum moderner KunstStiftung Ludwig Wien (MUMOK)Museumsplatz 1, 1070 Wien
Es diskutieren: Ralf Hoedt, Fotograf, Autor Foto-Essay UmBau 19 (Architektur und Corporate Design); Kari Jormakka, Architekturtheoretiker und Herausgeber des UmBau; Otto Kapfinger, Architekturtheoretiker; Elsa Prochazka, Architektin und Ausstellungsgestalterin; Andrea Sodomka, Medienkünstlerin und Kuratorin für fotofluss; Moderation: Christian Kühn, Architekturkritiker und Herausgeber des UmBau
Westbahnstrasse 40A-1070 Wien
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