Architektur & Politik #1. Bastion und Landschaft | Die Erfindung des modernen Architekten
Wolfgang Pircher und Ulrich Pfammatter
AusstellungBastion und Landschaft
Bemerkungen zur Vorgeschichte des Ingenieurbaus
Spätestens seit der Renaissance ist uns die Verbindung von Architekt und Ingenieur geläufig, was auch heißt, dass sich ein Bewusstsein ihrer Verschiedenheit ausbildet. Ohnehin konnte in dieser Zeit das Konstruieren von Maschinen keinen Rang behaupten, der sich mit der Architektur vergleichen ließe. Das ändert sich, als mit der aufwendigen „italienischen Befestigung“ der Militärarchitekt als Ingenieur auf den Plan tritt. Als solcher nimmt er bald nicht nur die Verteidigung eines Territoriums wahr, sondern auch seine Aufschließung durch Brücken und Straßen. In der institutionalisierten Lehre des 18. Jahrhunderts beginnt sich der künstlerische Architekt vom technischen Ingenieur zu trennen. Damit setzt eine wechselvolle Geschichte der Anziehung und Abstoßung ein.
Die Erfindung des modernen Architekten
Unterrichtsmodelle im Wandel von industriellen zu kommunikativen Gesellschaften
Neue Unterrichtsmodelle und Gründungen wissenschaftlich-technischer Hochschulen sind und waren immer mit politischen und kulturhistorischen Ereignissen verknüpft. Neu gegründete Republiken und Nationalstaaten, soziale Umwälzungen und kulturelle Veränderungen gingen jeweils einher mit neuen Schulen, die als Motor industrieller, gesellschaftlicher und kommunikativer Entwicklungen wirkten – von der Französischen Revolution bis zur Weimarer Republik, vom Deutschen Zollverein bis zur 1968er-Bewegung. Heute prägt die grenzenlose Kommunikationsgesellschaft kulturübergreifende Ausbildungsmodelle im virtuellen Lehr-/Lernumfeld.
Wolfgang Pircher
Assistenzprofessor am Institut für Philosophie der Universität Wien; Forschungsschwerpunkte: Philosophie der Ökonomie, Technik und Politik; Publikationen u. a.: Verwüstung und Verschwendung. Adeliges Bauen nach der Zweiten Türkenbelagerung, Wien 1984; (Hg.): Sozialmaschine Geld. Kultur. Geschichte, Linz 1999/00; (Hg.): Gegen den Ausnahmezustand. Zur Kritik an Carl Schmitt, Wien New York 1999; gem. mit Christa Kamleithner, „Der von Gott verlassene Bautrieb“, in Annett Zinsmeister (Hg.), Plattenbau oder Die Kunst, Utopie im Baukasten zu warten, Hagen 2002
Ulrich Pfammatter
seit 1991 Professor für architektonisches und konstruktives Entwerfen an der Hochschule für Technik und Architektur Luzern;
seit 1996 Dozent für Geschichte der Bautechnik an der Architekturabteilung der ETH Zürich; Publikationen: Moderne und Macht. ‚Razionalismo’: Italienische Architekten 1927-1942. Bauwelt Fundamente Bd. 85, 1996; Die Erfindung des modernen Architekten, Basel 1997; zum gleichen Thema auch in: ARCH+ Nr. 163, Dez. 2002