Die neue Traufhöhe?
Wiener Alltag 1mit Harald Höller, Verena Mörkl, Georg Scherer, Anna Wickenhauser
Moderation: Maik Novotny / ÖGFA

Der „Wiener Alltag“ nimmt sich die Architekturproduktion der Gegenwart abseits von singulären Best-Practice-Beispiel vor. Hier werden Phänomene untersucht, die an mehreren Orten der Stadt gleichzeitig auftreten. Welche Architekturen sind das, und welche Personen, Ideen, Begehrlichkeiten oder Paragrafen stehen dahinter? „Wiener Alltag“ ist ein offenes Format, zu dem jede*r eigene Recherchen beitragen kann, die dann gemeinsam diskutiert werden.
Wiener Alltag: Das Format
Immer wieder haben sich Architekt:innen mit der gebauten Realität des Alltags beschäftigt. In quasi-ethnologischen Exkursionen untersuchten sie Form und Gestalt des (mehr oder weniger) anonymen Bauens. 1957 erschien Native Genius of Anonymous Architecture von Sibyl Moholy-Nagy. Roland Rainer (Anonymes Bauen Nordburgenland), Bernhard Rudofsky (Architecture without Architects) und Traude Windbrechtinger (Anonyme Architektur) verfolgten diesen forschenden Ansatz in den 1960er Jahren weiter, auch Raimund Abraham (Elementare Architektur), Hans Hollein (Zurück zur Architektur), Günther Feuerstein (Archetypen des Bauens) und Walter Pichler betrieben Feldforschungen und systematisierten, katalogisierten und interpretierten das Gefundene. Eine Generation später widmete sich Keller Easterling in Medium Design den grau-beigen Manifestationen globaler Baustandards, die auch Rem Koolhaas in Generic City polemisch beschrieben hatte.
Die ÖGFA findet, es ist Zeit für ein Update dieser empirischen Neugier. Denn heute, da der Bauboom die Stadt beschleunigt und verändert, geschieht dies keineswegs nur mit herausragenden Einzelbauten, und ebenso wenig ausschließlich durch Architekt:innen. Das, was die Stadt wirklich prägt, entsteht im Schatten der Landmarks. Aber wer und was sind die Akteur:innen? Wie beurteilen wir das, was gebaut wird, wenn wir daran dieselben Wertmaßstäbe anlegen wie an die Architekturen, die breit rezipiert werden? Was, wenn wir auch das urbane Anonyme und Vernakuläre des 21.Jahrhunderts ernstnehmen? Was passiert eigentlich in Wien und in seinem Umland? Wo sind die Fehlstellen und Brüche zu verorten, aufgrund derer uns der gebaute Alltag nicht gut genug erscheint?
„Wiener Alltag“ startete als neues und eigenes Veranstaltungsformat im Februar 2023 und findet etwa dreimal im Jahr statt. Eine Dokumentation der Recherchen und Diskussionen ist geplant. Die erste Ausgabe widmete sich den Wohnbauten der 2010er und 2020er Jahre, die exakt an die Hochhausgrenze der Wiener Bauordnung (35 Meter) stoßen. Eine Flut von zehn- bis elfgeschossigen Bauten, die meist keine einzelnen Hochpunkte sind, sondern Baublock. Folgt die Form hier nur dem Paragrafen? Werden die 35 Meter zur neuen Wiener Standard-Traufhöhe? Welche Dichten werden hier produziert, welche Stadtbilder und Stadträume?
Vorschläge, Bilder und Beiträge können jederzeit unter wieneralltag@oegfa.at eingereicht werden.
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mit Harald Höller, Verena Mörkl, Georg Scherer, Anna Wickenhauser
Moderation: Maik Novotny / ÖGFA
Mit Bernadette Krejs, Sabine Pollak und Johannes Zeininger
Moderation: Maik Novotny / ÖGFA
Mit: Barbara Feller (Kulturwissenschaftlerin), Anna Minta (Professorin für Geschichte und Theorie der Architektur, KU Linz), Werner Schuster (Magistratsdirektor Bauten & Technik, Stadtbaudirektion Wien i.R.)
Moderation: Ulrich Huhs, Maik Novotny / ÖGFA
Mit Cornelia Dlabaja, Sabine Gehmayr, Alexander Hengl, Fariba Mosleh
Moderation: Michael Klein, Maik Novotny / ÖGFA