Forschender Entwurf 1
Gesprächsreihe im AIM
Gesprächsreihe im AIM
mit Andreea Suteu und Siegfried Kraus
Moderation: Elise Feiersinger, Gabriele Kaiser / ÖGFA
Im November 2018 verstarb die Architekturhistorikerin Iris Meder nach schwerer Krankheit viel zu früh, in Wien. Das langjährige Vorstandsmitglied der ÖGFA hinterließ nicht nur viele unvollendete Forschungsprojekte, sondern auch eine bedeutende Bibliothek mit den entsprechenden Arbeitsunterlagen, die ein sehr spezifisches Forschungsinteresse und die damit verbundenen Schwerpunktsetzungen widerspiegeln.
Iris Meder lebte und forschte seit Mitte der 1990er Jahre in Wien, wo es ihr binnen kurzem gelang, das hier gepflegte, kanonisierte Geschichtsbild der Wiener Architektur-Moderne um unzählige Fakten, fachliche Facetten und personelle Vernetzungen bedeutend zu erweitern. Iris Meders 2001 an der Universität Stuttgart approbierte Dissertation „Offene Welten – Die Wiener Schule im Einfamilienhausbau 1910–1938“ brachte nicht nur neue Erkenntnisse zu den Werken von Josef Frank und Oskar Strnad, sondern öffnete vor allem den Blick auf viele lokale ZeitgenossInnen, SchülerInnen, BauherrInnen und PublizistInnen. Ausgehend von diesen interdisziplinären Recherchen fand Iris Meder in Wien rasch ein intensives Wirkungsfeld als Kritikerin in zahlreichen Medien (Die Presse – Spectrum, Der Standard, Kurier, NZZ, Parnass, Falter, dérive, Akku TV u. v. m.), als Kuratorin wichtiger Ausstellungen im Wien Museum und im Jüdischen Museum (zuletzt 2017: „Helena Rubinstein. Die Schönheitserfinderin“), als Initiatorin und Teilnehmerin internationaler Symposien, als Vortragende und Reiseführerin sowie als Buchautorin.
Zu den wichtigsten Büchern und Ausstellungen Iris Meders zählen jene über Erich Boltenstern, über das Hochhaus Herrengasse (beide mit Judith Eiblmayr), über Oskar Strnad (mit Evi Fuks) und über Josef Frank; Women in Landscape Architecture (mit Ulrike Krippner). Jüdische Fotografinnen – Vienna’s Shooting Girls sowie ihr Biennale-Beitrag 2014 Lifting the Curtain – Central European Architectural Networks erweiterten den Blick über die Grenzen der österreichischen Architekturmoderne hinaus in Richtung Südost-Mitteleuropa; mit Christopher Long und Tano Bojankin ist sie Herausgeberin der gesammelten Schriften von Josef Frank. Iris Meder befasste sich auch intensiv mit vorher wenig beachteten Protagonistinnen der Szene – auf Planungs- wie auch auf Auftragsseite und mit einer integrierten Sicht von Bauplanungen mit ihren meist unterschätzten Freiraumgestaltungen – also von Baukunst mit Gartenkunst, sowie der Analyse von baulichen Phänomenen aus virulenten gesellschaftlichen, wirtschaftlichen, künstlerischen Zeitströmungen.
Das ARCHIV IRIS MEDER ist nach Vereinbarung zugänglich.
mit Andreea Suteu und Siegfried Kraus
Moderation: Elise Feiersinger, Gabriele Kaiser / ÖGFA