Easy Reader 10 – Revisited: Am Schöpfwerk
PodiumsdiskussionMit Gottfried Pirhofer, Claudia Mazanek, Maria Welzig u.a. Programm und Moderation: Gabriele Kaiser, Michael Klein / ÖGFA
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2025 Verleihung der Ehrenmitgliedschaft
* 04.03.1951, Wien
| 1969 | Matura am I. BG II, Zirkusgasse, 1020 Wien | |
| 1969-71 | Ausbildung zur Physiotherapeutin | |
| 1972 | Physiotherapeutin am Orthopädischen Spital, Kopenhagen | |
| 1973-79 | Studium der Philosophie, Politikwissenschaft und Sozial- und Wirtschaftsgeschichte an der Universität Wien | |
| 1979 | Dissertation: „Die Frau als Subjekt und Objekt des Philosophierens“, Promotion zur Dr. phil. |
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| ab 1979 | Fotografische Dokumentation: Wiener Gemeindebau der Zwischenkriegszeit (im Rahmen v. Forschungsprojekt von Gottfried Pirhofer) | |
| Textbeiträge u.a. für Stadtbuch Wien und Anders Reisen Wien (mit G. Pirhofer, P. Zawrel) | ||
| Mitarbeit an Ausstellungen des Gesellschafts- und Wirtschaftsmuseums (20er Haus, Katalog) | ||
| ab 1980 | Löcker Verlag Wien: Akademikertraining, danach Anstellung, Alround-Ausbildung im Verlagswesen (von Buchhaltung über Autorenbetreuung, Vertragsverhandlungen, Lektorat und Drucküberwachung etc.); Schwerpunkte Architektur und Literatur der ersten Hälfte des 20.Jahrhunderts, Zeitgeschichte, Judaica |
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| 1987-88 1989-90 1992-93 |
Unterbrechung der Verlagstätigkeit und monatelange Segeltörns (Türkei–Kanaren–Karibik–Venezuela–Azoren–Türkei) dazwischen wiederum tätig im Löcker Verlag |
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| ab 1994 | Selbständige Lektorin für Architektur, bildende Kunst, Zeitgeschichte | |
| ab 2000 | Schwerpunkt auf Architekturlektorat | |
| seit 2012 | Forschungstätigkeit zu Josef Frank (schriftlicher Nachlass) | |
| 2013 | Gründung von Diachron - Verein zur Verbreitung und Vertiefung des Wissens über Architektur; mit Eva Guttmann und Gabriele Kaiser |
| 2024 | Goldenes Ehrenzeichen der Republik Österreich |
| Österreichische Gesellschaft für Architektur | ||
| Zeitgeschichtemuseum Ebensee | ||
| Maria Biljan-Bilger Ausstellungshalle, Sommerein Diachron |
Claudia Mazaneks weitreichendes Interesse an Architektur und Kultur geht auf frühkindliche Prägungen zurück. Ihr Vater hatte Architektur studiert, dann als Papierwarenvertreter gearbeitet und war im Wiederaufbau-Ministerium tätig. Er verstarb leider früh, doch das Spiel mit dem domus-Baukasten, mit Drehbleistiften und diversen Federn, mit Reissschienen, mit Modellen, Zeichnungen und den verschiedensten Papieren sind ihr ebenso eindrücklich in Erinnerung geblieben wie die Sammlung von Briefmarken aus aller Welt, die der Onkel an die Wände der Toilette geklebt hatte. Den Wunsch, selbst Architektur zu studieren, verspürte die Heranwachsende nicht, doch die Neugier und das Interesse an Architektur und „der Welt“ waren geweckt und wurden später vor allem auf den langen Reisen durch Europa sowie im Mittelmeer- und karibischen Raum vertieft.
Nach der Matura und einer Ausbildung als Physiotherapeutin arbeitete Claudia Mazanek zunächst am Orthopädischen Spital in Kopenhagen, ehe sie 1973 nach Wien zurückkehrte und ihr Studium der Philosophie, Politikwissenschaft, Sozial- und Wirtschaftsgeschichte an der Universität Wien aufnahm. 1979 dissertierte sie bei Peter Kampits zum Thema „Frau und Philosophie: die Frau als Subjekt und als Objekt des Philosophierens“ – die erste feministische Arbeit am Philosophischen Institut überhaupt. 1980 bewarb sie sich bei zwei Verlagen: dem Österreichischen Bundesverlag und dem Löcker Verlag. Bei Erhard Löcker wurde sie im Rahmen eines „Akademikertrainings“ – damals ein Programm, um Akademiker:innen den Einstieg in den Beruf zu erleichtern – aufgenommen und später angestellt. Im anregenden geistigen Milieu dieses Verlags mit den publizistischen Schwerpunkten Architektur, Zeit- und Sozialgeschichte sowie Literatur der Zwischenkriegszeit und Judaica war Claudia Mazanek bis 1994 als Lektorin, aber auch in allen anderen Bereichen des Verlagswesens tätig: von der Konzeption zur Autorenbetreuung, vom ersten Umbruch zur letzten Satz- und Fahnenkorrektur, von der Kostenkalkulation bis zur Drucküberwachung, von der Verlagsvorschau bis zum Vertrieb, von der Korrespondenz mit Lizenz- und Rechteinhabern bis zum jährlichen Auftritt auf den Buchmessen in Frankfurt und Leipzig. Aus den vielen Publikationen, die sie betreute, sind die Namen Josef Frank, Christopher Alexander und Hermann Czech hervorzuheben, die bis heute Schwerpunkte ihrer Publikations- und Herausgebertätigkeit bilden.
14 Jahre Verlagsarbeit, unterbrochen von mehreren langen Segeltörns, waren die Basis für ihre weitere Laufbahn als Herausgeberin, Lektorin, Kommunikatorin und Forscherin. Aber schon vorher war sie in die Musik-, Literatur- und Kunstszene der 1970er und 1980er Jahre integriert, hatte an Ausstellungen und Forschungsprojekten über Wiener Gemeindebauten mitgewirkt; so etwa an der Studie „Am Schöpfwerk. Neu bewohnt. Ungewohntes vom Wiener Gemeindebau“ von Gottfried Pirhofer und Michael Tripes.
1994 machte sie sich als Lektorin selbstständig, mit vertieftem Schwerpunkt auf Architektur, bildende Kunst, Österreich und die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts, wobei sie immer auch aktuelle Themen bearbeitete. Sie war maßgeblich an komplexen Buchprojekten beteiligt, an Katalogen der großen Wiener Festwochen-Ausstellungen, Überblickswerken wie „Visionäre und Vertriebene“ (hg. von Matthias Boeckl zur gleichnamigen Ausstellung mit Otto Kapfinger). Sie redigierte, lektorierte und korrigierte unzählige Monografien, Biennale-Kataloge, Architekturführer, Kunstbücher, Schriftenreihen, Fest- und Zeitschriften.
Regelmäßige Abstecher in außerarchitektonische Gebiete (sei es Literatur, Musik oder anderes) und reale Überquerungen des Atlantiks ließen sie neue Perspektiven und Distanz zum Arbeitsalltag gewinnen.
Der Umgang mit Texten anderer scheint ihr leicht zu fallen. „Ich denke die Gedanken anderer nach“, schreibt sie über ihr Tun. Dieses Nachdenken geht einher mit tiefem Sachwissen und selbstverständlichem Respekt gegenüber den Eigenheiten eines Textes. Sie ist die erste Leserin nach dem Autor, der Autorin, hat aber doch den anderen, den distanzierteren Blick. Eine erfahrene Lektorin wie Claudia Mazanek weiß, dass sich lebendige Sprache von ihren Ausnahmefällen und Anomalien nährt. Sie arbeitet im Bewusstsein, dass es in der Sprache auf jeden einzelnen Buchstaben, auf jede Interpunktion und auf jede typografische Setzung ankommt. Sie weiß, dass das Wegstreichen oder Hinzufügen eines „e“ nicht nur den Sinngehalt eines ganzen Satzes verändern kann, sondern auch seine Tonalität. Mit großer Selbstverständlichkeit hat sie bei Josef Franks „Betrachtungen über die Kunst unserer Zeit“, die sie 2023 gemeinsam mit Tano Bojankin, Caterina Cardamone, Hermann Czech und Christopher Long herausgab, nur die notwendigsten Verbesserungen durchgeführt. In ihren editorischen Anmerkungen heißt es lapidar: „Der Text wird mit all seinen Eigenarten erfasst und hier wiedergegeben.“ Eindeutige Schreibfehler wurden stillschweigend bereinigt – aber eben nur die. Claudia Mazanek hat in der Ausübung eines oft unterschätzten Berufs den Beweis erbracht, dass Lektorieren alles andere als ein stures Verwalten von Buchstaben und Satzzeichen ist, sondern eine den Geist öffnende ganzheitliche Arbeit, bei der es um den Zusammenhang von Bild und Text, Papier und Bindung geht, um das Zusammenspiel der Seiten, um die Stimmigkeit des Ganzen. Im Hinblick auf den Lektoratsanspruch der „Fehlerlosigkeit“ verweist Claudia Mazanek gerne auf einen Nam Jun Paik zugeschriebenen Satz: „when too perfect, lieber gott boese!“
Nach editorischen Arbeiten an Textsammlungen von Ottokar Uhl (mit Elke Krasny) und Walter Zschokke (mit Frankziska Leeb und Gabriele Lenz) hat Claudia Mazanek ihren Arbeitsschwerpunkt auf die Herausgabe von Büchern gelegt, die ihr aus eigenem Forschungsinteresse ein Anliegen sind. Dazu zählen die sieben gemeinsam mit Eva Guttmann und Gabriele Kaiser herausgegebenen diachron-Bücher ebenso wie die Schriften von Hermann Czech („Ungefähre Hauptrichtung“) und die derzeit in Arbeit befindlichen Bände aus den nachgelassenen Schriften von Josef Frank.
2024 wurde Claudia Mazanek für ihr jahrzehntelanges Wirken als Lektorin mit dem Goldenen Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich ausgezeichnet.
Claudia Mazaneks Beziehungen zur ÖGFA sind vielfältig und reichen bis in die späten 1970er Jahre zurück: Die UM BAU-Hefte las sie von Anfang an, zumal sie mit den damaligen Akteuren im Vorstand Otto Kapfinger und Dietmar Steiner sowie mit Friedrich Achleitner und Hermann Czech schon über ihre Verlagsarbeit gut bekannt war. Die Veranstaltungen, Feste und Exkursionen der ÖGFA waren für sie auch immer Orte des interdisziplinären Austauschs: „Die ÖGFA war damals vielleicht noch mehr als heute ein Ort der Architektur überschreitenden Künste: Schriftsteller, Philosophen, Maler, Musiker kamen und waren Teil des Publikums und des Diskurses“, sagt sie. An den Veranstaltungsprogrammen nahm sie nicht nur regen Anteil, sondern sie bewahrte sie auch auf; und irgendwann begann sie, die Programmfolder regelmäßig zu lektorieren – bis heute. Auch mehrere von der ÖGFA herausgegebene Buchpublikationen, etwa über Wilhelm Schütte und Viktor Hufnagl, wurden von Claudia Mazanek lektoriert und mit Registern versehen. Nicht zuletzt über die Person und den Forschungsgegenstand Josef Frank, dem ersten Ehrenmitglied der Gesellschaft, gibt es eine direkte und profunde Verbindung zur ÖGFA. Und noch ehe sie die Lebensläufe und Werkverzeichnisse der Ehrenmitglieder gegenlesen könnte, ist sie selbst eines geworden: In der Vorstandsitzung vom Juni 2025 wurde das einstimmig beschlossen.
(Gabriele Kaiser, 13.08.2025)
| 2003 | Ottokar Uhl. Gegen-Sätze. Architektur als Dialog. Ausgewählte Texte aus vier Jahrzehnten; mit Elke Krasny, Picus, Wien | |
| 2013 | Walter Zschokke. Texte; mit Franziska Leeb und Gabriele Lenz, Park Books, Zürich | |
| 2021 | Hermann Czech. Ungefähre Hauptrichtung. Schriften und Gespräche zur Architektur; Löcker, Wien | |
| 2023 | Josef Frank. Betrachtungen über die Kunst unserer Zeit. Band 3 der Schriften. Unveröffentlichte Schriften 1; mit Tano Bojankin, Caterina Cardamone, Hermann Czech, Christopher Long, Park Books, Zürich (engl. Ausgabe Kant, Prag 2025) | |
| 2025 | Hermann Czech. Zur Abwechslung. Ausgewählte Schriften zur Architektur. Wien. Zweite, durchgesehene Auflage der Ausgabe v. 1996, Löcker, Wien |
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Herausgeberschaft im Rahmen von Diachron
| 2014 | Otto Kapfinger. Architektur im Sprachraum. Essays, Reden, Kritiken zum Planen und Bauen in Österreich; Park Books, Zürich | |
| 2015 | Friedrich Achleitner. wie entwirft man einen architekten? Porträts von Aalto bis Zumthor; Park Books, Zürich | |
| 2016 | Jan Turnovský. The Weltanschauung as an Ersatz Gestalt. Eine Happy-open-end-environmental-design-science-fiction-image-story; englisch und deutsch; Park Books, Zürich | |
| 2017 | Shifting Patterns. Christopher Alexander und der Eishin Campus; Park Books, Zürich | |
| 2019 | Shifting Patterns. Christopher Alexander and the Eishin Campus; Park Books, Zürich | |
| 2020 | Gunther Wawrik. Die Bergstadt. Eine Fiktion; Park Books, Zürich | |
| 2025 | Auböck+Kárász Landscape Architects. Partituren für offene Räume; Park Books, Zürich |
Lektorat Alexander/Czech/Frank/Loos
| 1981 | Josef Frank. Architektur als Symbol, hg. und mit Begriffsregister v. Hermann Czech, Löcker, Wien | |
| 1981 | Christopher Alexander. Das Linz Café / The Linz Café; Löcker, Wien | |
| 1984 | Hermann Czech (mit Wolfgang Mistelbauer). Das Looshaus, Neuauflage; Löcker, Wien | |
| 1985 | Für Adolf Loos. Gästebuch des Hauses am Michaelerplatz und Festschrift zum 60. Geburtstag, Faksimile und Transkription, hg. und eingel. v. Burkhardt Rukschcio; Löcker, Wien | |
| 1995 | Christopher Alexander. Eine Muster-Sprache, hg. u. mit Nachwort v. Hermann Czech; Löcker, Wien | |
| 1996 | Hermann Czech. Zur Abwechslung, erweit. Auflage der Ausgabe v. 1976; Löcker, Wien | |
| 2016 | Josef Frank. Schriften/Writings. Veröffentlichte Schriften / Published Writings, 2 Bände, deutsch und englisch, hg. v. Tano Bojankin, Christopher Long, Iris Meder; Metro/Löcker, Wien |
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Ausstellungskataloge über (Auswahl)
| Arbeitsgruppe 4, Bogdan Bogdanovic, Heinz Frank, Josef Frank, Josef Hoffmann, Adolf Loos, Walter Loos, Bernard Rudofsky, Margherita Spiluttini, Otto Wagner, Werkgruppe Graz |
Institutionen (Auswahl Österreich)
| Albertina, Angewandte, Architekturzentrum Wien, Biennale Venedig (2002, 2004, 2008, 2018), Generali, Haus der Architektur Graz, Kunsthalle, Kunsthaus Bregenz, MAK, ORTE, Architektur im Ringturm, Secession, Vorarlberger Architektur Institut |
Bücher von/über (Auswahl)
| Artec, Baumschlager Eberle, Luigi Blau, Margarethe Cufer, Cukrowicz Nachbaur, Hermann Czech, Dietrich|Untertrifaller, Ernst Egli, Irmgard Frank, Gerhard Garstenauer, Gerner+Gerner, Gohm Hiessberger, Bernhard Hafner, Otto Häuselmayer, Sigrid Hauser, Hermann Valentiny, Ernst Hiesmayr, Hans Hollein, Wilhelm Holzbauer, Viktor Hufnagl (ÖGFA), Klaus Kada, Wilhelm Kainrath, Otto Kapfinger, Friedrich Kiesler, Adolf Krischanitz, Friedrich Kurrent, Rüdiger Lainer, Christopher Long, Ortner & Ortner, Viktor Papanek, PAUHOF, Pichler & Traupmann, Ernst A. Plischke, Boris Podrecca, Elsa Prochazka, Carl Pruscha, Otto Prutscher, Hans Puchhammer (ÖGFA), Martin Rauch, Helmut Richter, Riegler Riewe, Riepl Riepl, Hubert Riess, Schlögl Süß, Wilhelm Schütte (ÖGFA), Ferdinand Schuster, Johannes Spalt (ÖGFA), Dietmar Steiner, Heinz Tesar, Margit Ulama, Franziska Ullmann, Joseph Urban, Lois Welzenbacher, Wolfdietrich Ziesel, Peter Zumthor |
Verlage
| Birkhäuser, Böhlau, Deuticke, Löcker, Müry Salzmann, Park Books, Picus, Pustet, Scheidegger & Spiess, Springer, Zsolnay |
Buchreihen und Zeitschriften
| aka Archiv Kunst Architektur, Werkdokumente KUB, Architektur Aktuell, Architektur im Ringturm, Archithese, Secession, Swiss Arc Mag, Therme Vals, UM_BAU (Nr. 28–32), Zuschnitt |
Schwerpunkt Architektur in Österreich
| Burgenland, Kärnten, Niederösterreich, Steiermark, Vorarlberg, Wien |
Wir danken Claudia Mazanek für die Unterstützung bei der Datenerstellung.
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Mit Gottfried Pirhofer, Claudia Mazanek, Maria Welzig u.a. Programm und Moderation: Gabriele Kaiser, Michael Klein / ÖGFA
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mit Hermann Czech, Claudia Mazanek, Gernot Mittersteiner, Hajo Neis, Moderation: Gabriele Kaiser, Maik Novotny / ÖGFA
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und zu seiner Textsammlung „Ungefähre Hauptrichtung“, soeben erschienen im Löcker Verlag
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