Specific Neutrality / Atelier Kempe Thill
Vortrag von Oliver Thill (Rotterdam)
VortragAndré Kempe und Oliver Thill stammen aus Sachsen, beide studierten an der Technischen Universität in Dresden, bevor sie ihr gemeinsames Büro in der Van-Nelle-Fabrik in Rotterdam gründeten. Erste realisierte Projekte waren Ausstellungspavillons aus Kunststoff oder mit Pflanzenbewuchs, 2004 gewann das Atelier den Wettbewerb für eine Jugendherberge mit 700 Betten im ehemaligen Nazi-KdF-Hotel Prora auf Rügen, kurz danach folgte der aus einem Wettbewerb entstandene Auftrag für die Franz-Liszt-Konzerthalle im burgenländischen Raiding, die 2006 fertiggestellt werden soll. Das Konzept sieht eine Holzkonstruktion mit Polyurethanfassade vor.
Anlass für die Einladung des Ateliers Kempe Thill war deren Auseinandersetzung mit den aktuellen Problemen beim Entwurf städtischer Wohnbauten: Gebäude müssten heute einerseits maximal spezifisch sein, um als Brand zu funktionieren, und sie müssten andererseits möglichst neutral sein, um sich häufigen Nutzungswechseln anpassen zu können. Kempe Thill wollen demnach das Besondere aus dem Neutralen ziehen. Die Lösungen reichen von Primärstrukturen, die von den Bewohnern selbst gefüllt werden können, bis zu Gebäuden, die eine dichte Beziehung zwischen Innen- und Außenraum herstellen. Übliche Typologien werden geringfügig modifiziert, um besondere Nutzungsformen zu erlauben. Eine solche „spezifische Neutralität“ kann als Ansatz für eine zeitgemäße Interpretation des Begriffes „Baukultur“ verstanden werden.
Oliver Thill wurde in Karl-Marx-Stadt in Sachsen geboren, studierte ebenso nach dem Abschluss in Dresden einige Jahre in Paris und Tokio, bevor er nach Rotterdam gelangte. Beide sind Gastvortragende an der TU Delft und an den Akademien in Arnhem und Rotterdam.