Exkursion Kurpark Oberlaa. Wiener Internationale Gartenschau 1974
ExkursionAufgrund des großen Erfolges der WIG 64 im heutigen Donaupark bemühte sich der Wiener Gemeinderat Ende der 1960er Jahre erneut um die Durchführung einer Gartenschau. Für die WIG 74 wurde eine 100 Hektar große ehemalige Ziegelgrube am Abhang des Laaer Berges zur Sanierung und Gestaltung ausgewählt. Die Stadtverwaltung führte für die Gartenschau zwei freiraum- und stadtplanerische Argumente an: die Schaffung eines Erholungsgebietes im Nahbereich neuer Wohnbebauungen wie der Per-Albin-Hanson-Siedlung Ost sowie die Erweiterung des Wald- und Wiesengürtels im Südosten Wiens.
Nach einem internationalen Ideenwettbewerb 1969 wurde der Frankfurter Gartenarchitekt Erich Hanke mit der Gesamtplanung betraut. Hanke strebte eine landschaftliche Integration der Gartenschau an, sein Entwurf beruhte auf der Übersetzung der Hanglage in ein Netz von geschwungenen Wegen und auf der räumlichen Abwicklung der Themengärten in verschiedenen Höhenstufen. Eingebettet in Hankes Gesamtkonzept entwarfen österreichische Landschaftsarchitekten wie Gottfried Hansjakob und Josef Oskar Wladar Teilbereiche.
Nach dem Ende der Ausstellung wurde die WIG 74 in die öffentliche Parkanlage Kurpark Oberlaa umgewandelt, in der die meisten Themengärten erhalten blieben. Heute nimmt sich die Anlage als Zeugnis landschaftsarchitektonischer Strömungen der 1970er Jahre aus und lässt in Ansätzen eine zeittypische Collagenhaftigkeit erkennen. Sie ist gleichzeitig Dokument für die ehrgeizigen Ambitionen der LandschaftsarchitektInnen und der Stadtverwaltung, einen neuen, den „modernen“ BewohnerInnen der Stadt Wien dienenden Erholungsraum zu gestalten.
Lilli Licka
Lehrstuhl für Landschaftsarchitektur (ILA),
Institutsleiterin, Department für Raum, Landschaft und Infrastruktur Universität für Bodenkultur Wien; Büro KoseLicka, Landschaftsarchitektur, Wien; Projekte und Forschungsarbeiten zur Gestaltung, Entwicklung und Nutzung von öffentlichem Raum, Parks, Plätzen, Freiräumen.
Ulrike Krippner
Landschaftsarchitektin, Forschungsassistentin am Institut für Landschaftsarchitektur (ILA),
Universität für Bodenkultur Wien, mit Schwerpunkt auf Professionsgeschichte der österreichischen Landschaftsarchitektur des 20.Jahrhunderts.
Wiener Internationale Gartenschau 1974 (Kurpark Oberlaa)
Internationaler Wettbewerb: 1969 Landschaftsarchitektur: Erich Hanke (Gesamtkonzept), Albert Ennemoser, Gottfried Hansjakob, Martin Heimer, Roland Jiptner, Hermann Kern, Josef Oskar Wladar u.a. Architektur: Requat & Reinthaller, Grünberger, Eder, Fleischer, Lintl, Schröder u.a. Auftraggeber: Stadt Wien; Durchführung der Gartenschau: Heilquelle Ober-Laa Kurbetriebs-GesmbH