Lokale (In-)Transparenzen

Das Thema der Transparenz adressiert ein grundlegendes Paradoxon der Architektur, das vor allem in der Moderne zu einem zentralen – und scheinbar universell gültigen – Thema wurde, nämlich die „Einheit der Differenz“ von innen/außen oder von öffentlich/privat. Dabei wird diese Figur der Differenz als Blickverhältnis inszeniert – durchlässig für das Sehen, nicht aber für den Körper. Es stellt sich somit kontinuierlich die Frage nach dem Verhältnis zwischen Blickregimen und sozialen Handlungsräumen. In welcher Beziehung stehen zum Beispiel die tatsächliche Etablierung und Zugänglichkeit von öffentlichen Räumen zur bildhaften Inszenierung von Öffentlichkeit mit architektonischen Mitteln der Transparenz?

Die Bedingungen und Bedeutungen dieses Verhältnisses variieren nicht nur in den historischen Kontexten von Moderne, Postmoderne oder möglichen Restaurationen einer „Moderne light“. Auch in unterschiedlichen kulturellen Kontexten zeigen Strategien der Transparenz andere Effekte, nicht zuletzt aufgrund unterschiedlicher Wunsch- und Projektionsräume, die das Verhältnis zwischen dem Handeln und dem Sehen „subjektivieren“. Anhand von Beispielen aus dem europäischen, US-amerikanischen und südasiatischen Raum werden Zusammenhänge bzw. Divergenzen lokaler (In-)Transparenzen und ihre Auswirkungen auf architektonisches und kuratorisches Handeln zur Diskussion gestellt.

Angelika Fitz
Kuratorin und Kulturtheoretikerin; Kuratorin von Ornament & Display, Co-Kuratorin Projektreihe Import Export in Mumbai, Wien, Berlin sowie der Ausstellung Reserve der Form im Künstlerhaus; 2005 und 2003 Kommissärin für den österr. Beitrag zur Architekturbiennale Sao Paulo; seit 1998 Realisierung mehrerer Projekte im südasiatischen Raum mit lokalen KulturtheoretikerInnen, KünstlerInnen und ArchitektInnen. Lehraufträge u.a. DA-YEH University, Taiwan, SciArc, L.A., Donauuniversität Krems und an der Angewandten in Wien.

Bernd Vlay
Architekturschaffender, Publizist, Kurator
2000-2002 con: büro für architektur und urbanismus (mit H. Pretterhofer u. D. Spath); 2003 Gastprofessur an der Cornell University, Vorträge zum Thema Stadtforschung als neue architektonische Praxis, u.a. Columbia University, N.Y.; seit 1999 Assistent an der Akademie der bildenden Künste, Wien; seit 2003 Mitglied des „Europäischen technischen Komitees“ von Europan Europe; 2004 Gründung von akkut (verein für architektur, kunst, kultur und urbanismus) mit Transparadiso (Holub/ Rajakovics); seit 2005 Partner von Transparadiso.