Immaterial Architecture
Jonathan Hill, GB
VortragVon Architektur wird erwartet, dass sie solide, stabil und schutzbietend ist – physisch, sozial und psychologisch. Das Architektonische und das Materielle scheinen untrennbar miteinander verwoben zu sein. Dagegen argumentiert Immaterielle Architektur, dass das Immaterielle genauso entscheidend ist für die Architektur wie das Materielle und dass sich beide auf eine gemeinsame Geschichte berufen. Immaterielle Architektur untersucht die oftmals divergierenden Kräfte, welche die Architektur entweder in die eine oder in die andere Richtung drängen. Die häufig an Architektur und architekturnahe Berufe gestellte Anforderung, entweder solide Materie oder solide Praxis zu sein, wird in Frage gestellt. Gleichzeitig werden Konzepte bedacht, die Architektur mit dem Immateriellen verknüpfen, wie beispielsweise die Überlegenheit von Gedanken über die Materie, die Macht der Zeichnung und über das Design von Räumen und Oberflächen.
Immaterielle Architektur fokussiert mehr die wahrgenommene Absenz als die eigentliche Absenz der Materie und schlägt neue Mittel vor, wie die produktive Kraft sowohl des Benutzers als auch des Architekten gemeinsam entwickelt werden können. Der Benutzer bestimmt schlussendlich die Immaterialität von Architektur. Doch dazu sind materielle Bedingungen notwendig, die vom Architekten hergestellt werden. Immaterielle Architektur befürwortet ein Verständnis von Architektur, die das Immaterielle und das Materielle vereinigt, die sich daraus ergebenden Konsequenzen verhandelt sowie die Wahrnehmung von Architektur und deren gängige Praxis, Zweck, Substanz und Benutzung in Frage stellt.
Jonathan Hill
Professor für Architektur und Visuelle Theorie
sowie Direktor des Mphil/PhD Design Programm an der Bartlett School für Architektur in London. Er ist Autor von The Illegal Architect (1998), Actions of Architecture (2003) und Immaterial Architecture (2006); Herausgeber von Occupying Architecture (1998), Architecture – the Subject is Matter (2001) und der ‘Research by Design’-Ausgabe des Journal of Architecture (2003) sowie Co-Herausgeber von Critical Architecture (2007).
Ausgewählte Einzelausstellungen im Haus der Architektur, Graz, und in der Architektur-Galerie am Weißenhof, Stuttgart.