Finsternismomente - Architektur und die Dialektik des Lichts
Jörg Gleiter, D
VortragIn der Beschäftigung mit einer kritischen Kulturphilosophie der Moderne und deren ästhetischen Theorien ist die Grundlage der architekturtheoretischen Position Jörg H. Gleiters verortet, der in seinem Buch "Rückkehr des Verdrängten. Zur kritischen Theorie des Ornaments in der architektonischen Moderne" die Frage diskutiert, inwieweit die Ornamentdebatten der frühen Moderne – wie etwa rund um Adolf Loos – als eine Vorgeschichte heutiger Diskurse rund um eine neue Visualität und Bildlogik zu lesen sind. Entlang von Peter Eisenmann diskutiert er eine "kritische Performativität" des Ornaments als indikativ für das digitale Zeitalter und analysiert en passant in einer kritischen Lesart von Colin Rowes und Robert Slutzkys Transparency-Text das Umschlagen des allegorischen Rätsel- und Vexierbildcharakters des Ornaments in eine mit dem Material Glas untrennbar verbundene mediale Reformulierung der Moderne, die bis zum Oberflächencharakter der Gleichzeitigkeit gegenwärtiger Bildproduktion führt. In seinem Vortrag wird Jörg H. Gleiter jenen Aspekt des Lichts thematisieren, dessen Bedeutung sich mit der technischen Reproduzierbarkeit einer künstlichen Helligkeit historisch deutlich verschiebt.
"Je fais la lumière", schrieb Louis-Etienne Boullée. Am Anfang der Moderne thematisierte er so die Dialektik des Lichtes als eines der großen Themen der Architektur. Erst mit der Erfindung des elektrischen Lichtes, so Walter Benjamin, wurden das Dunkel und die psychologische Abgründigkeit der Pariser Passagen sichtbar. Anhand von Beispielen aus der virtuellen Materialität aktueller Praxis, aber auch in historischer Vertiefung, stellt der Vortrag die Frage nach der Dialektik des Lichts als eines der zentralen Themen in der Architektur der Moderne.
Jörg H. Gleiter
Unterrichtet seit 2005 als Vertretungsprofessor Entwerfen und Archtitekturtheorie an der Bauhaus-Universität Weimar und als Prof. a.c. das Fach Ästhetik und Bildsemiotik an der Freien Universität Bozen. Architekturstudium in Berlin, Venedig und New York. 1989-95 Tätigkeit als Architekt in USA, Italien und Deutschland. Seit 1995 Forschung und Lehre an verschiedenen Universitäten, u.a. Bauhaus-Universität Weimar, Universität Karlsruhe, Staatliche Akademie der bildenden Künste Stuttgart; Gastprofessuren an der Waseda Universität in Tokio (2003-05) und der Venice International University (2003). 2003 Fellow in Residence am Kolleg Friedrich Nietzsche in Weimar.Publikationen (Auswahl): Herausgeber der Buchreihe Philosophische Diskurse (Weimar seit 1998 mit Gerhard Schweppenhäuser), Rückkehr des Verdrängten (Weimar 2003), Nietzsches Labyrinthe (Hg. mit Gerhard Schweppenhäuser, Weimar 2001), Nach der Postmoderne (Hg. mit Gerhard Schweppenhäuser, Weimar 2002).