Margit Mayer - Recht auf Stadt ohne Armut
Vortrag im Rahmen des Schwerpunktthemas Solidarität - Wie entstehen demokratische Räume?
VortragDie Forderung nach dem ‚Recht auf Stadt’ ist in Europa genauso wie in Nordamerika zu einem virulenten Slogan geworden, weil sie mehrere dank jahrelanger neoliberaler Stadtentwicklung und Wirtschafts- und Finanzkrise hochgradig aufgeladene aktuelle Themen bündelt.
Der Vortrag untersucht die aktuellen ‚Recht auf Stadt’-Bewegungen, also die Koalitionen von Alternativen, Zwischennutzern, Kreativen, und sonstigen mobilisierten Bürgergruppen, die sich – häufig erfolgreich – gegen die Umstrukturierung und Aufwertung ihrer Stadtteile wehren. Was dabei auf den ersten Blick häufig als gelungene Konvergenz unterschiedlicher Protestgruppen im Kampf für eine gerechte Stadt erscheint, kann vor dem Hintergrund der gewandelten Rolle der Metropolen des globalen Nordens allerdings auch problematisiert werden. Obwohl es diesen Bündnissen bisweilen gelingt, die neoliberale Stadtentwicklung aufzuhalten oder zumindest umzusteuern, retten diese Kämpfe oft nur eigene Oasen, die obendrein möglicherweise dem Rebranding der allerorts sich ausbreitenden kreativen Stadt- und Standortpolitik anheim fallen. Ihr Beitrag zur "gerechten" oder "solidarischen Stadt" ist also keineswegs automatisch. Der Vortrag geht deshalb der Frage nach, wie progressive Bewegungen für das Recht auf Stadt gezielt Brücken bauen könnten zu Armutsbewegungen sowie Drittweltkämpfen – wenn schon nicht im globalen Süden, so doch zu denen (post)kolonialer MigrantInnen innerhalb der Erstwelt-Metropolen.
Margit Mayer
unterrichtet seit 1990 vergleichende und nordamerikanische Politik an der Freien Universität Berlin.
Sie promovierte 1977 und habilitierte 1987 an der Goethe-Universität Frankfurt/M., und lehrte an der New School for Social Research in New York, der University of California in Berkeley sowie Santa Cruz, an der Carleton University in Ottawa, am Institut d’Études Politiques de Paris sowie an der New York University.
Ihre Forschung beschäftigt sich mit Stadt- und Sozialpolitik sowie neuen soziale Bewegungen im transatlantischen Vergleich.
Publikationen:
Modernisierung der Kommunalpolitik. Neue Wege der Ressourcenmobilisierung (Leske & Budrich 1997), hg. mit Hubert Heinelt;
Jobwunder USA - Modell für Deutschland? (Westfälisches Dampfboot 1999) hg. mit Sabine Lang und Christoph Scherrer;
Urban Movements in a Globalising World (Routledge 2000), hg. mit Pierre Hamel und Henri Lustiger-Thaler;
Nonprofit-Organisationen und die Transformation lokaler Beschäftigungspolitik (Dampfboot 2004) gemeinsam mit Volker Eick, Britta Grell, und Jens Sambale.
Neoliberal Urbanism and Its Contestations – Crossing Theoretical Boundaries (Palgrave Publishers 2011) hg. mit Jenny Künkel;
Cities for People, Not for Profit. Critical Urban Theory and the Right to the City (London: Routledge 2011) hg. mit Neil Brenner und Peter Marcuse.