Georg Franck - Die urbane Allmende
Städtebau als ‘peer-to-peer production’ guter Adressen
VortragKernproblem der Baukultur heute ist das Verschwinden des Städtebaus. Der kompakten Stadt ist die flächendeckende Agglomeration gewichen, zugewürfelt mit Einzelbauten, unfähig, urbane Räume zu bilden. Problem dieses Siedlungstyps ist nicht nur Gestalt- und Belanglosigkeit, sondern auch fehlende Nachhaltigkeit.
Was ansteht, ist eine Umkehrung der Zersiedlung. Nachhaltige Raumentwicklung läuft auf Nachverdichtung im Bestand hinaus und ruft nach einem Städtebau, der wieder urbane Räume gestaltet. Mit einer nur punktuellen Nachverdichtung wäre nur die nächste städtebauliche Katastrophe programmiert. Die Nachverdichtung verlangt eine Rehabilitation derjenigen Architektur, die nicht nur Innenräume umhüllt, sondern – in Kooperation – auch Außenräume definiert. Städtebau kann als ‘peer-to-peer production’ guter Adressen bezeichnet werden. Diese Kooperation gleichberechtigter Anlieger hat die Form einer Allmende. Der Allmende- oder Commons-Gedanke hat durch die bahnbrechende Arbeit Elinor Ostroms (Nobelpreis für Ökonomie 2009) und die ‘Free Software Production’ (z.B. GNU, Linux, Wikipedia) an Aktualität gewonnen. Der Vortrag zeigt, wie der Ansatz auf den Städtebau zu übertragen ist. Text: Georg Franck
Georg Franck
hat Philosophie, Architektur und Volkswirtschaftslehre in München studiert. Promotion im Fach Volkswirtschaftslehre. 1974 bis 1993 tätig als freier Architekt und Entwickler von Software für die räumliche Planung, ab 1991 auch als Unternehmer im Bereich der Entwicklung räumlicher Informationssysteme. Seit 1994 Ordinarius für digitale Methoden in Architektur und Raumplanung an der Technischen Universität Wien. Wurde über die Grenzen seines Fachs hinaus bekannt durch seine Arbeiten zur Ökonomie der Aufmerksamkeit und zur Philosophie der Zeit.