AUSGEBUCHT! Haus S. - Hermann Czech
Wohnhaus für einen Physiker und eine Psychoanalytikerin mit angeschlossener psychoanalytischer Praxis
ThemenvisiteAuf dem Hanggrundstück waren das Schwimmbecken und eine Baumgruppe vorgegeben. Zur Straße teilt sich das Haus in zwei Baukörper; vom Garten nimmt es eine geschlossene Form mit verschobener Symmetrie an.
Das Dach nach Süden ist zur Nutzung der Sonnenenergie geeignet (der Berghang war im 19. Jahrhundert ein Weingarten). Für heutige Sonnenkollektoren zur Warmwassererzeugung ist die Dachfläche an sich zu groß; sie ist für eine spätere Nutzung durch Fotozellen vorgesehen. Im kreisrunden Turm ist eine Speicherwand angeordnet. Alle Fenster sind mit Innenläden oder mit Außenjalousien zur Regelung von Nacht-Wärmeverlusten und Sonneneinstrahlung versehen.
Die Sonnenenergienutzung ist nicht als separates technisches Gerät verstanden, sondern in ein konventionelles Architektur-Vokabular übernommen, das freilich dadurch erweitert und um ungewöhnliche Effekte bereichert wird.
Das Haus ist schmal; es entwickelt sich kulissenartig in der Ost-West-Richtung. Dadurch erhalten fast alle Räume Licht von Norden und Süden. Dagegen lassen die Durchblicke in der Längsrichtung das Haus sehr groß erscheinen. Teilweise schließen die Durchblicke auch die Bäume ein.
Die beiden Bauteile nehmen die Richtungen des Schwimmbeckens und der Straße auf. Die Richtungen sind im Grundriss so verarbeitet, dass sie immer dem räumlichen Bewegungsablauf entsprechen, d.h. bequem in die jeweilige Gehrichtung lenken. Der Parkettboden in der Bibliothek, dessen Muster auch die Hälfte des Diagonalwinkels enthält, bestimmt den Winkel der Baukörper: die Hälfte von 45° ist 22,5° (der Parkettboden ist aus einem Abbruchhaus).
Im Bereich des Turms sind die Raumhöhen nur knapp über 2 m. Dadurch sind die Stiegenläufe zwischen den Geschossen nur kurz. In den Seitenteilen entwickeln sich die Raumhöhen nach oben und unten; nur das Hauptgeschoss ist völlig eben, ohne Niveauunterschiede.
Die Beschäftigung mit Raumhöhen und Niveaux geht auf Adolf Loos zurück. Die Anordnung von zwei rechteckigen Baukörpern mit dazwischenliegendem Zylinder kann man mit dem Schema von Barockpalästen in Zusammenhang bringen – in stark reduziertem Maßstab. Und der Bibliotheksturm wäre sicher ohne das Werk von John Soane nicht denkbar. Aber dabei handelt es sich nicht um „Zitate“, sondern um analoge Problemlösungen. Text: Hermann Czech
Architektur: Hermann Czech
Mitarbeiter: Walter Gruß, Gerhard Lindner, Peter Stiner
Auftraggeber: Catherine Schmidt-Löw-Beer und Arnold Schmidt
Ausführung: Werner Prünner
Planungsbeginn: 1980
Fertigstellung: 1983
Es führt: Hermann Czech
AUSGEBUCHT!
Begrenzte Teilnehmerzahl. ÖGFA_Mitglieder werden bevorzugt gereiht.
Anmeldung telefonisch unter 01/ 319 77 15 oder per Mail an office@oegfa.at