ÖGFA_Impulsreferate und Diskussion: Was heißt hier öffentlich? - Marion Thuswald, Christoph Reinsprecht, Walter Fuchs
Vortrag und DiskussionSo begrüßenswert die steigende Bedeutung der Gestaltung von kulturellen und symbolischen Stadtlandschaften ist, stellt sich doch die Frage, wer darin Platz hat.
Die Wiener Karlsplatz-Passage glänzt vor Neu-Gestaltung. Nur kurz war der Aufruhr um die Vertreibung von Obdachlosen aus dem Wiener Stadtpark. Ob im Park, im Kloster, an einer Universität oder in einem Wohnhaus: für den Wiener Refugee-Protest gab es in der Stadt keinen längerfristig zugänglichen Freiraum für öffentliche Plena. Parallel zur weithin sichtbaren Entwicklung neuer 5-Stern-Hotels, von Gebäudesanierungen für exklusive Vorsorgewohnungen, von innerstädtischen Luxuswohnungen in hohen Lagen mit Flächen von 500m2, wird die Anwesenheit von Obdachlosen, von massiv Geschädigten der Wirtschaftskrise, von Betteln im öffentlichen Raum illegalisiert und physisch verdrängt. Was bedeutet also „öffentlich“ im öffentlichen Raum?
Wir wollen dem Zusammenhang nachgehen zwischen neoliberalen Tendenzen in stadtplanerischen Entwicklungen, dem zwecks (globalem) Städtewettbewerb kreierten Image der Stadt und der dabei einhergehenden Kommodifizierung von Freiraum – oder mit Sharon Zukin gesagt: einer „Befriedung durch Cappucino“.
Text: Gabu Heindl
Impulsvorträge:
Marion Thuswald
Fachbereich Kunst- und Kulturpädagogik am Institut für das künstlerische Lehramt/Akademie der bildenden Künste Wien. Sozialpädagogin und Bildungswissenschaftlerin. Arbeitsschwerpunkte: öffentlicher Raum und Lernen. Betteln als Beruf? Wissensaneignung und Kompetenzerwerb von Bettlerinnen in Wien.
Christoph Reinprecht
Professor am Institut für Soziologie, Universität Wien, und assoziierter Wissenschaftler am Laboratoire Architecture Ville Urbanisme Environnement (LAVUE), Paris. Forschungsschwerpunkte: Migration, angewandte Stadtforschung, soziale Ungleichheit und soziale Unsicherheit, politische Soziologie.
Walter Fuchs
Stipendiat der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (APART) am Institut für Rechts- und Kriminalsoziologie, Wien. Forschungsschwerpunkte: Rechtssoziologie, Rechtsfürsorgeinstitute, Wirtschaftskriminalität; Dissertation „Private Sicherheitsdienste und öffentlicher Raum“ (2005)
Moderation: Gabu Heindl, ÖGFA