Ákos Moravánszky: Obsessive Typologien
Kontext und Objekt in der deutschschweizer Architektur
VortragAldo Rossis Vorschlag, die Morphologie der Stadt mit der panoptischen Bildstrategie eines Kunstkabinetts zu verbinden, war für die Schweizer Architektur folgenreich.
Das große Versprechen der Postmoderne, aus der Komplexität der Aufgabe und aus den inneren Widersprüchen der Wirklichkeit eine kohärente Ästhetik herauszudestillieren, wurde weder im Werk Robert Venturis und Denise Scott Browns noch in den Projekten Aldo Rossis eingelöst. Schweizer Architekten präsentieren heute ihre Werke oft im Zusammenhang mit ihren „wissenschaftlichen Autobiografien“, die aus atmosphärischen Fragmenten von rezipierten Filmen und anderen Bildreferenzen collagiert sind. Die Regression in Richtung gepflegter Melancholie, Innerlichkeit und Subjektivität bleibt für das analoge Denken eine Gefahr, der aber viele (ehemalige) „Analoge“ dadurch entkamen, dass sie die Vorstadt oder die Technik nicht als bloße Bilder betrachteten, sondern das erste als Aufgabengebiet, das andere als Instrument. Die Stadtforschung, die Zusammenarbeit mit Soziologen und Ingenieuren haben es ermöglicht, zur ursprünglichen Bedeutung der Analogie zurückzufinden, die ohne Referenzen auskommt.
Text: Ákos Moravánszky
Ákos Moravánszky studierte Architektur an der TU Budapest. 1980 promovierte er an der TU Wien. 1986-1988 war er Gastforscher am Zentralinstitut für Kunstgeschichte in München, 1989-1991 Research Associate am Getty Center in Santa Monica und 1991-1996 Visiting Professor am MIT. Ab 1996 unterrichtete er Architekturtheorie an der ETH Zürich (Institut gta), er Professor emeritus der ETH und Gastprofessor der Universidad de Navarra. Er ist Autor zahlreicher Publikationen zur Architekturgeschichte und Architekturtheorie des 19-20.Jahrhunderts.