Anlassfall Nachkriegsmoderne_Anlassfälle der Denkmalpflege
PodiumsdiskussionAnlassfälle der Denkmalpflege
Einerseits werden die Vorzüge von Bauten der Nachkriegszeit seit Jahren in der Fachwelt gefeiert, anderseits häufen sich in Österreich die Fälle von Abbruch oder Verunstaltung von wichtigen Beispielen dieser Periode. Diesen Widerspruch nehmen wir zum Anlass, um Grundsatzfragen zu diskutieren und im Detail auf konkrete Bauten einzugehen.
Die vom Bundesdenkmalamt zuletzt herausgegebene Publikation „Standards der Denkmalpflege“ stellt einen wichtigen Schritt in Richtung Transparenz dar. Allerdings wird nicht darauf eingegangen, welche Kriterien angewandt werden, um zu entscheiden, ob ein Bau unter Denkmalschutz gestellt wird oder nicht.
Um Schlüsselbauten dieses Zeitraums zu schützen, bedarf es eines klaren Bekenntnisses zum Erbe. Es ist aber kein Geheimnis, dass das Denkmalamt chronisch unterbudgetiert ist. Warum fehlt der politische Rückhalt für ein so wichtiges Anliegen in der „Kulturnation Österreich“? Aus Mangel an Interesse oder gar aus Ablehnung der Bauten dieser Epoche in weiten Teilen der Bevölkerung? Sind methodische Schwächen beim amtlichen Denkmalschutz selbst zu konstatieren? Leistet die universitäre Forschung genug, um unserer Verpflichtung gerecht zu werden, den nachkommenden Generationen wichtige Kulturleistungen dieser Periode zu überliefen?
Seitens des Denkmalamtes wird wiederholt in den Medien betont, dass uns möglicherweise die Distanz fehle, um mit Gewissheit einen Bau als „hervorragenden Vertreter“ einzustufen. Allein, wenn die Zeugnisse dieser Zeit weiterhin im gegenwärtigen Tempo verschwinden, wird sich die Frage für künftige Denkmalpfleger_innen gar nicht stellen.
Text: Elise Feiersinger
Podiumsteilnehmer_innen:
Nott Caviezel Wien/Bern
Professor an der TU Wien, Institut für Kunstgeschichte, Bauforschung und Denkmalpflege, Abteilung Denkmalpflege und Bauen im Bestand. 2002-2011 Chefredakteur der schweizerischen Fachzeitschrift für Architektur und Städtebau «werk, bauen + wohnen»; Wissenschaftlicher Gutachter der Gesellschaft für schweizerische Kunstgeschichte. Seit 2009 Präsident der Eidgenössische Kommission für Denkmalpflege.
Bruno Maldoner Wien
Studium der Architektur TU Wien und Universität Innsbruck, sowie der Bildhauerei an der Hochschule für angewandte Kunst in Wien; First International Course on Conservation of Modern Architecture (MARC 99) an der Technischen Universität Helsinki; Forschungen u.a. zur Wiener Moderne; seit 1988 im öffentlichen Dienst, Tätigkeitsbereiche Schutzzonen, Großstadtdenkmalpflege, Bauten der Moderne und UNESCO-Weltkulturerbe; lehrt an der Universität Innsbruck.
Norbert Mayr Salzburg
Studium der Kunstgeschichte und Archäologie, seit 1993 freier Architekturhistoriker und -publizist, Stadtforscher, Publikations- und Kuratorentätigkeit zur österreichischen und internationalen Architekturgeschichte und Architekturtheorie, Stadt- u. Regionalentwicklung sowie Denkmalpflege; Lehr- und Vortragstätigkeit an österreichischen Hochschulen, Präsident DOCOMOMO Austria (2008-2013).
Oliver Schreiber Wien
Studium der Architektur an der TU Wien, Mitarbeiter des Bundesdenkmalamtes – Landeskonservatorat für Wien.
Silja Tillner Wien
Architektin, Studium der Architektur an der Akademie der bildenden Künste Wien und an der UCLA, Lehrtätigkeit an in- und ausländischen Hochschulen, Partnerin von Tillner & Willinger ZT GmbH in Wien, mit Schwerpunkten Urban Design, Bürobau, Denkmalpflege (u.a. Restaurierung eines Rietveld-Hauses in der Werkbundsiedlung in Wien).
Monika Platzer Wien (Moderation)
Studium der Kunstgeschichte an der Universität Wien. Seit 1998 im Architekturzentrum Wien als Kuratorin tätig. Forschungsschwerpunkt: österreichische Architektur- und Kulturgeschichte des 20. Jahrhunderts. Mitarbeit und publizistische Tätigkeit bei diversen Forschungs- und Ausstellungsprojekten, Lehrtätigkeit an der Universität Wien und an der Technischen Universität Wien, Editor von icamprint, der Mitgliedszeitschrift der International Confederation of Architectural Museums; 2014 Visiting Scholar am Center for European Studies, Harvard University, USA.