Literaturhaus Wien
RATAPLAN-Architektur ZT GmbH
Bauvisite 236Das Wohn- und Geschäftshaus für die Garn- und Seidenhandlung M. Igler's Neffe wurde von Architekt Christian Ulrich und den Baumeistern Moritz & Josef Sturany 1903/1904 mitten im „Seidengrund“ errichtet. An diesem Auftrag konnte die Betonbaufirma Eduard Ast & Co. ihre technischen Neuerungen, in der damals ganz neuer Konstruktionen aus armiertem Beton auf den Wohnbau übertragen und demonstrieren. Der filigrane zweigeschossige Magazin-Skelettbau im Hof und die Sichtbetonfassade zur Zieglergasse zeugen noch heute von dieser Pionierleistung.
Der Bau stellt eines von 150 Bauten die im Rahmen der umfangreicheren Studie zum Thema „Anatomie einer Metropole. Pionierjahre des Bauens mit Eisenbeton in Wien 1890–1914“ unter der Leitung von Otto Kapfinger untersucht werden. Das Projekt befasst sich mit der neuen Technologie des Eisenbetonbaus, die in der Zeit der Jahrhundertwende aus Frankreich kommend schnell in der Donaumonarchie Verbreitung fand. Eine bedeutende Rolle spielten hier österreichische Bautechniker und Baufirmen, die diese Technologie weiterentwickelten und führend auf diesem Gebiet wurden. In kurzer Zeit entstand bis zum Ausbruch des 1. Weltkrieges eine Reihe von bedeutenden Projekten, insbesondere in der prosperierenden Reichshauptstadt Wien. Neben der ausgeklügelten Technologie im Industriebau bestachen vor allem auch die Wohnbauten mit ihrer außerordentlichen Funktionalität und hohen ästhetischen Qualität.
Das Literaturhaus Wien ist seit 1991 in den durch RATAPLAN-Architektur umgebauten und behutsam adaptierten Räumen zu Hause. Es versteht sich als Kompetenzzentrum für österreichische Gegenwartsliteratur – als Verband von Dokumentationsstelle für neuere österreichische Literatur, IG Autorinnen Autoren, IG Übersetzerinnen Übersetzer sowie Österreichischer Exilbibliothek.
Die Bauvisite gibt Einblick in die bewegte Hausgeschichte die nach M. Igler's Neffe u.A. die „Verbandsmeisterkrankenkasse für Wien“, die Sendergruppe "Rot-Weiß-Rot“ und das „Dramatische Zentrum“ beherbergte. Der Rundgang zeigt die unterschiedliche Zeit(ge)schichten und unterschiedlichste Nutzungen, die durch die großzügige Raumstrukturen erst ermöglicht wurden.
Es führen: Heinz Lunzer (Literaturhaus) und Gerhard Huber (RATAPLAN-Architektur ZT GmbH)
Weiterführende Links:
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Literaturhaus
Moderation: Felix Siegrist / ÖGFA
Projektdaten
Projekt-Art: Umbau I Innenausbau
Auftraggeberin: Dokumentationsstelle für neuere österreichische Literatur
Planung: RATAPLAN - Architektur ZT GmbH
Gemeinsam mit: Susanne Baumgartner
Planungsbeginn: 11/1989
Fertigstellung: 11/1992 + 09/2022
Nettonutzfläche: 1.500 m²
Geladener WB: 1. Preis