Lionel Devlieger: The experience of Rotor and Rotor Deconstruction
A few steps on the long road to circular building
Vortrag, OnlineBelgien, insbesondere der flämische Teil, entwickelte sich in den letzten Jahren zu einer der interessantesten und innovativsten regionalen Architekturszenen. Eine besondere Mischung aus Pragmatismus, Surrealismus und ungewöhnlichen Kombinationen kennzeichnet viele der dortigen Positionen, mit Namen wie De Vylder Vinck Taillieu und Robbrecht en Daem. Nicht nur das: Belgien ist auch der Ort, wo radikale Herangehensweisen an eine Architektur des Re-Use erprobt werden.
Das 2006 gegründete Kollektiv Rotor und seine 2016 gegründete Abteilung Rotor Deconstruction haben nichts weniger als ein neues Modell des Architektenberufs und Selbstverständnisses entwickelt. Sie beschreiben sich selbst als “organisation specialised in the study of present day material culture”. Sie agieren auf allen Maßstabsebenen, vom Türgriff bis zur Stadt, und dies nicht ausschließlich als Entwerfer, sondern als eine Art Kombination von Planungsbüro, Think-Tank, Baumarkt und Altwarenhandel – ein “curated hardware store”. In dieser Rolle agieren sie mitten in der Bauwirtschaft, anstatt an deren elitären Randbereichen.
Neben der Praxis widmen sich Rotor seit nunmehr 14 Jahren auch theoretisch der Debatte über Ressourcen, Abfallwirtschaft und Verwertung. Ihre Aktivitäten umfassen Forschungsprojekte, Ausstellungen, Konferenzen und Publikationen. 2010 bespielten sie den belgischen Pavillon auf der Architekturbiennale Venedig mit der Installation Usus/Usures zum Thema „Gebrauchsspuren in der Architektur“.
Lionel Devlieger
(*1972) ist Architekt und Historiker (PhD in Architekturgeschichte und Theorie, Universität Gent). Er war 2006 Gründungsmitglied von Rotor und forschte als Visiting Scholar am College for Environmental Design an der UCBerkeley. 2018 war er Co-Autor von “Deconstruction et reemploi,” einem Handbuch zur Wiederverwertung von Gebäudekomponenten.
Moderation: Ulrich Huhs, Maik Novotny