Architektur in Gebrauch.
Silvan Linden, Berlin.
VortragDas Zeitschriftenprojekt „Architektur in Gebrauch“ (AG) dokumentiert mit jeder Ausgabe jeweils ein Gebäude - aus seinem vorgefundenen Zustand heraus. Diese spezifische Perspektive betrachtet den Gebrauch als zentrales Moment in der Architektur; einerseits als Praxis der fortwährenden Interpretation eines Gebäudes, andererseits als Motor baulicher Veränderungen und letztlich als konstituierendes Moment in der Entstehung neuer Typologien, baulicher Standards, Lesarten und Kategorien.
So ist etwa die Einführung des Korridors in den Wohngrundriss (wie ausgeführt u.a. von Robin Evans in seinem Essay Figures, Doors and Passages) nicht zu trennen von einem Wandel in der Vorstellung von Individualität und Intimität; die jüngste Renaissance der Wohnküche ist nicht zu trennen von der verstärkten Entwicklung der Wohnimmobilie zu einer handelbaren Ware.
Mit der Betrachtung von Raum und Stadt aus der Perspektive des Gebrauchs verbindet sich letztlich die Hypothese für ein erweitertes Verständnis von Raum und Stadt, das - entgegen der Fortschreibung der Architekturgeschichte als Abfolge „neuer“ Gebäude, dokumentiert in Fotografien aus dem „Moment“ ihrer Entstehung - dem Denken und Erstellen von Architektur eine „Ästhetik des Gebrauchs“ hinzufügen kann, die das Ruinöse ebenso umfasst wie das Intakte, das Neue ebenso wie das Weitergebaute.
AG wird herausgegeben von Sandra Bartoli und Silvan Linden / Büro für Konstruktivismus, Berlin. (Text: Silvan Linden)
Silvan Linden hat an der RWTH Aachen Architektur studiert. Zusammen mit Sandra Bartoli betreibt er in Berlin das Büro für Konstruktivismus. Er ist Mitherausgeber der Zeitschriften Architektur in Gebrauch und Die Planung / A Terv sowie der Schriftenreihe Disko des Studiengangs für Architektur und Stadtforschung an der AdBK Nürnberg, für den er als Gastprofessor tätig ist. Gemeinsam mit Arno Brandlhuber, Anna-Catharina Gebbers und Christian Posthofen ist er Initiator des Veranstaltungsformats Akademie c/o in Berlin.