Die Strnad-Personale im Jüdischen Museum Wien, die erste seit 1979, schließt eine große Lücke in der Aufarbeitung der Wiener Moderne. Oskar Strnad war einer der wichtigsten Architekten, Bühnenbildner und Theoretiker des frühen zwanzigsten Jahrhunderts. Gemeinsam mit Josef Frank begründete er die "Wiener Schule" der Architektur, die sich vom Ästhetizismus der Wiener Werkstätte distanzierte und in ihrer undogmatischen Grundhaltung Adolf Loos nahestand. Wie fast alle Loos-Schüler entstammten auch die Begründer und ersten Nachfolger der Wiener Schule dem liberalen jüdischen Bürgertum.
Strnads Hauptinteresse galt dem Wohnen. Seine Sehnsucht, so bekannte er, war es, "formlos zu formen" und "nicht Kerker, sondern 'offene Welten'" zu bauen. Neben frühen Aquarellen, Gemälden und grafischen Arbeiten Strnads zeigt die Ausstellung teils farbige Wettbewerbs-Präsentationsblätter u. a. für das Kriegsministerium am Stubenring, das Bankgebäude Am Hof, die Schlossbrunnenkolonnade in Karlsbad, das Kurhaus Bad Schallerbach, die Synagoge Triest und den Genfer Völkerbundpalast. Zum größten Teil wurden sie noch nicht öffentlich gezeigt oder publiziert.
Ausführlich dokumentiert werden Strnads Villen, darunter das seinerzeit skandalöse Haus Hock, der schlossartige Landsitz Kranz in Raach ob Gloggnitz und das Haus des Schriftstellers Jakob Wassermann. Außerdem die Gemeindewohnbauten Holochergasse und Winarskyhof und die nicht realisierten Projekte einer kommunalen Siedlung mit Terrassen-Hochhäusern, eines Ledigenheims der israelitischen Kultusgemeinde und eines Bürohauses bei Maria am Gestade. Zu sehen sind auch Modelle des zerstörten Doppelhauses in der Wiener Werkbundsiedlung sowie seines geplanten eigenen Hauses. Ergänzend werden zeitgenössische Publikationen und Dokumente wie ein bislang unbekanntes Gemälde der Werkbundsiedlungs-Baustelle gezeigt.
Die Ausstellung präsentiert neben architektonischen Planungen, Keramiken, unpublizierten Fotografien und biografischen Zeugnissen auch Gebrauchsgegenstände. Neben Gläsern nach Entwürfen Strnads sind Möbel aus privaten und öffentlichen Sammlungen, u. a. für den mit Strnad befreundeten Hugo von Hofmannsthal, zu sehen. Ein weiterer Bereich widmet sich Strnads Ausstellungsbauten und -gestaltungen von der Kunstgewerbeausstellung 1911 bis zur Triennale di Milano 1933.
Seit 1909 leitete Strnad eine Architekturklasse an der Kunstgewerbeschule. In Zeichnungen, Fotos und Publikationen wird zum Einen Strnads pädagogische Arbeit dokumentiert, zum Anderen werden auch seine heute durch ihre Emigration großteils vergessenen Schüler und Assistenten gewürdigt. Ergänzend wird Strnad hier in Typoskripten, Büchern und Zeitschriften auch als Theoretiker vorgestellt.
Ein weiterer zentraler Teil der Ausstellung ist Strnads Theater-, Bühnen- und Filmtätigkeit. Zu sehen sind u. a. Planungen für ein Simultantheater mit drei Bühnen, das Schlosstheater Leopoldskron, ein Zelttheater für New York sowie Pläne und Modell eines 1915-20 mit Max Reinhardt entwickelten Theaters mit Ringbühne, ein Theater und Kino für die Arbeiterkolonie Ortmann-Pernitz und das Modell des Royaards-Theaters Amsterdam, ergänzt durch Briefe und Dokumente verschiedener Theaterausstellungen der zwanziger und dreißiger Jahre.
Seine Tätigkeit als Bühnenbildner war ein wichtiger Schaffensbereich Strnads. So stattete er beispielsweise die aufsehenerregenen Wiener Erstaufführungen von Ernst Kreneks "Jonny spielt auf" und Alban Bergs "Wozzeck" aus. Hier sind Zeichnungen und Fotos zu Bühnenbildern und Figurinen aus den Beständen des Theatermuseums zu sehen, außerdem Ausschnitte der von Strnad ausgestatteten Filme "Maskerade" und "Episode".
Oskar Strnad war einer der wichtigsten Architekten, Bühnenbildner und Theoretiker der Wiener Frühmoderne. Die Strnad-Personale, die erste seit seinem 100. Geburtstag 1979, schließt eine große Lücke in der Aufarbeitung der Wiener Moderne. Strnad begründete gemeinsam mit Josef Frank eine "Wiener Schule", die sich vom Ästhetizismus der Wiener Werkstätte distanzierte und in ihrer undogmatischen Grundhaltung Adolf Loos nahe stand...
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