Wohn- und Bürogebäude Neutorgasse II
ArchitekturtageArchitektur: Rataplan
Es führen Rudolf Fritz und Martina Schöberl.
In der Wiener Innenstadt, im ehemaligen Textilviertel, plante RATAPLAN auf der Fläche von drei Liegenschaften ein Wohn- und Bürohaus. Die städtebauliche Leitidee war das Verschwenken des Neubaues hinter den Bauteil eines Bestandsgebäude, welches funktional mit dem Neubau verbunden wurde. In dem vorhandenen strengen Straßenraster entstand damit eine Platzsituation, deren Nutzung in der Erdgeschoßzone als Gastronomie- und Geschäfts- und Ausstellungsfläche den Straßenzug belebt. Trotz unterschiedlichster Nutzungen sollte der Baukörper als Einheit wahrgenommen werden.
Vom Vorplatz aus erreichbar liegt ein gemeinsames Foyer für die Bürogeschoße, welches eine Verbindung für zwei separate Stiegenhäuser schafft. Zu den Wohnungen gibt es drei weitere Eingänge deren Aufzüge von jenen der Bürogeschoße getrennt sind.
Ab dem ersten Obergeschoß sind Büros über die gesamte Geschoßfläche untergebracht. Die durch den Schwung verlängerte Fassade hat mehr Fensterfläche zur Straßenseite - der attraktiven Schauseite für repräsentative Büros - und erreicht dadurch eine bessere Belichtung für die Arbeitsplätze. Die obersten Wohnungen haben eine wunderbare Aussicht über die Dächer der umliegenden Gebäude, weit über die Innenstadt hinweg. Die meisten Wohnungen sind zweiseitig orientiert, die Schlafräume liegen zu den ruhigeren Innenhöfen. Alle Wohnungen bieten die Möglichkeit für ein zweites Bad und sind für mehrere Stunden am Tag direkt besonnt.
Wie ein Vorhang schwingen sich die faltbaren und seitlich verschiebbaren Sonnenschutzelemente aus Streckmetall über die Hausfassade und reichen bis hinter den Altbau hinein. Die Faltschiebeläden werden von den BenutzerInnen individuell bedient und können zur Gänze auf- bzw. zugefaltet werden. Der lichtdurchlässige Kubus belebt mit dem Streckmetall sowohl tagsüber als auch nachts den Außenraum: am Tag glitzert er in der Sonne und in der Nacht strahlt er wie ein Kristall.
RATAPLAN sind Rudolf Fritz, Susanne Höhndorf, Gerhard Huber, Friedel Winkler und Martina Schöberl.
Der Umbau von und der Neubau in bestehender Substanz ist für uns ein Hauptbetätigungsfeld. Ein Gespür für die Eigenart der Gebäude zu entwickeln, Strukturen freizulegen und damit Gebäude in ihrer Besonderheit hervorzuheben stellen dabei die spannenden Momente für uns dar. In der Schaffung von Schnittstellen zwischen Bestehendem und Neuem und der Verknüpfung verschiedener Nutzungsbereiche entlocken wir dem Objekt oftmals verblüffende Großzügigkeit.