SCHÖN NÜTZLICH II Städtebauliche Impressionen am Donaukanal
ArchitekturtageKurz vor Fertigstellung und Eröffnung betreten wir zwei Gebäude, die durch markante Erscheinungsformen ihre Umgebung maßgeblich prägen und gestalten:
Startpunkt ist der skulpturale Baukörper des Hotelturms PS1 - Praterstraße 1, geplant durch den Architekten Jean Nouvel. Das 18. Etagen hohe Gebäude wird nach Fertigstellung Restaurant, Hotel, Shopping und Parkgarage vereinen. Der Hotelturm wächst gleichsam aus seinem Sockel heraus und trägt eine Fassade mit starker ornamentaler Ausformung. Bekrönt wird der Turm von einem allgemein zugänglichen Restaurant im Dachgeschoß, das wie ein in den Himmel gehobener Stadtplatz wirkt. Dieses zweite Projekt der UNIQA am Donaukanal definiert im Zusammenspiel mit Hans Holleins Media-Tower ein urbanes Eingangstor in die Leopoldstadt und setzt ein deutliches Zeichen für die städtebauliche Entwicklung entlang des Donaukanals.
Schräg gegenüber, am anderen Ufer des Kanals, geht ein weiteres ungewöhnliches Bauwerk vor Anker, das bereits in der Entstehungsphase für Rauschen im Blätterwald gesorgt hat: Die Schiffstation Wien City von fasch & fuchs bildet zukünftig eine neue gemeinsame Anlegestelle für die Linienverbindung Wien-Bratislava des Twin-City-Liners und der DDSG blue danube Schiffsfahrten. Der unübersehbare, stromlinienförmige Baukörper spannt sich schnittig-elegant entlang des Kanals und wird neben der Schiffstation auch ein Cafe und Restaurant beherbergen sowie Ausstellungs- und Veranstaltungsmöglichkeiten bieten.
Direkt im Anschluss an die Führung lädt die Raiffeisenholding Niederösterreich - Wien bei Snacks und Getränken zur Projekt-Präsentation Klimaschutzhochhaus ein, dessen Baubeginn mit Jahreswechsel stattgefunden hat. Dabei handelt es sich um eine energieeffizientes Vorzeigebürohaus auf dem ehemaligen OPEC Standort, das im Hinblick auf Ressourcenschonung neue Maßstäbe für Bürogebäude setzten wird. Architektonisch geplant wurde es von den Architekten Hayde und Maurer - die Planung der Gebäudetechnik - deren Energie fast ausschließlich aus erneuerbaren Quellen stammt - erfolgte durch den Generalkonsulenten Vasko+Partner.
Adresse: F.-W.-Raiffeisen Platz 1, 1020 Wien (schräg gegenüber am Donaukanal).
Programm: Ab 14:00 Erfrischungen, Präsentation Klimaschutzhochhaus durch Vasko + Partner, Hr. Marintschnig; Präsentation Architektur durch die planenden Architekten Hayde und Maurer. Weiters wird Mag. Pundy von der Raiffeisenholding für Fragen zur Verfügung stehen.
Weiterführende Informationen
PS 1 - PRATERSTRASSE 1
Architektur: Ateliers Jean Nouvel
Ausführungsplanung: Neumann und Partner
BauherrIn: UNIQA Versicherungen AG
Zum Wettbewerb für das Projekt Praterstraße 1 wurden 13 internationale Architekturbüros eingeladen. Vorgesehen war ein zweistufiges Verfahren. Wesentliche Vorgaben von Seiten des Auslobers UNIQA waren einerseits eine optimale Stadtbildverträglichkeit und eine gute Einbindung in die bestehende Bebauung, andererseits die Umsetzung des Projekts in Form eines zeichenhaften Gebäudes mit identifikationsstiftender Wirkung. Das Projekt von Jean Nouvel überzeugte die Jury schließlich durch die skulpturale Ausbildung des Baukörpers und seine mustergültige Einordnung in die bestehende Verbauung: „Jean Nouvel nimmt die Linien und Positionen des Media-Towers von Hans Hollein auf, schafft damit ein echtes Tor zur Taborstraße und verleiht durch seine Ausbildung des Baukörpers der Adresse Praterstraße 1 einen neuen Sinn", so der stellvertretende Juryvorsitzende Prof. Dipl.-Ing. Egbert Kossak. (Text: UNIQA)
Jean Nouvel, geboren 1945, gilt weltweit als einer der innovativsten und produktivsten Architekten. Der Absolvent der École Supérieure des Beaux Arts und Mitbegründer der französischen Architekturbewegung Mars verwandelt im Rahmen seiner Projekte Landschaften in städtebauliche Events. Jean Nouvel realisierte eine Vielzahl ausgezeichneter Projekte, darunter das Arab World Institute (1987) und die Cartier Foundation (1994) in Paris, die EXPO 2000 in Hannover sowie den Gasometer A in Wien (2001). Weitere Projekte sind u.a. das Reina Sofia Museum in Madrid, die SOHO Apartments in New York oder der Agbar Tower in Barcelona. Die Bauwerke von Jean Nouvel wurden mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, darunter der Pritzker Preis 2008, der Goldene Löwe (Biennale Venedig), der Borromini Award oder der Aga Khan Prize.
Ateliers Jean Nouvel
Die 1994 gegründeten Ateliers Jean Nouvel zählen zu den größten Architekturbüros in Frankreich. 140 Mitarbeiter aus den unterschiedlichsten Bereichen sind zurzeit in mehr als 40 aktive, internationale Projekte involviert. Neben dem Hauptbüro in Paris betreibt Jean Nouvel Ateliers in London, Kopenhagen, Minneapolis, Rom, Madrid und Barcelona.
SCHIFFSTATION WIEN CITY
Architektur: fasch&fuchs Projektleiter: Reinhard Muxel; Wettbewerbs-Team: Corinna Eger, Thomas Mennel, Reinhard Muxel
BauherrIn: Wiener Donauraum Länden und Ufer Betriebs- und Entwicklungs gmbh, Wien
die verknüpfung der neuen linienschiffverbindung wien-bratislava und einer neu zu schaffenden schiffanlegestelle für die DDSG blue danube im bereich zwischen schweden- und marienbrücke bietet die chance zu einer attraktivierung dieses hochwertigen stadtraumes im zentrum wiens. eine langgestreckte konstruktion nimmt die vorherrschende richtung von donaukanal, vorkais, franz-josefs-kai, straße und U-bahn auf, kragt teilweise über das wasser, fügt sich in den querschnittsraum des donaukanals ein und erreicht damit folgende ziele:
- reaktion auf den gesamten bereich zwischen schweden- und marienbrücke mit den drei vorhandenen schiffsanlegestellen
- schaffung einer stadträumlichen verbindung zwischen kai und vorkai
- zwei gleichwertige zugänge von der rotenturmstrasse (busparkplätze, U-bahn-ausgang, U-bahn-lift) in der nähe der marienbrücke sowie direkt von der schwedenbrücke (U-bahn-ausgang, straßenbahnhaltestelle)
die neue schiffstation spannt sich selbstbewusst über den vorkai, orientiert sich durch ihre längsausdehnung zum donaukanal, überdeckt einen teil des vorkais und schafft einen vor der witterung geschützten, großzügigen wartebereich unmittelbar vor den einstiegsstellen zu den schiffen. eine zusätzliche überdachung der einzelnen pontons kann dadurch entfallen. der überdeckte freiraum steht für diverse veranstaltungen offen. von beiden zugängen am franz josefs kai führen sanft abfallende rampen die reisenden und besucher in den ticketing-, ausstellungs- und veranstaltungsbereich, sowie zu cafe und restaurant, die auf halbem niveau zwischen kai und vorkai liegen. die anordnung aller bereiche auf einer ebene sichert größtmögliche flexibilität in den nutzungsmöglichkeiten für veranstaltungen, ausstellungen, präsentationen, etc. entlang der außenliegenden rampen und der innenliegenden bereiche lenkt eine transparente präsentationswand die aufmerksamkeit der fußgänger, radfahrer und im verkehr stehenden autofahrer auf die gebotenen informationen und inhalte und kann darüber hinaus als großer werbeträger eingesetzt werden. cafe, lounge und restaurant erstrecken sich über die gesamte länge der innenliegenden bereiche und bieten eine große zahl an attraktiven fensterplätzen direkt über dem wasser, mit panoramablick auf den gesamten kanalraum, die schiffbewegungen und das leben auf den vorkais. im sommer ermöglichen ausklappbare fensterflächen terrassenfeeling in der abendsonne. eine zusätzliche attraktion im umfeld donaukanal-schwedenplatz stellt die ebenfalls über rampen direkt vom kai erreichbare dachfläche dar, die als sonnendeck mit sommerbar und diversen aufenthaltsmöglichkeiten bespielt werden kann. die neue schiffstation bringt den ersten bezirk ans wasser. ihre zeichenhafte architektur weckt die assoziation eines an der kaimauer verankerten schiffs und erreicht durch ihre unverwechselbarkeit eine starke adressenbildung und visualisierung des schiffahrtunternehmens mitten im stadtraum, was die entstehung eines touristischen magnets erwarten lässt.
fasch&fuchs' architektonische absichten orientieren sich am thema verknüpfungen. dieses interesse geht weit über die gebäudeorganisation und die bevorzugung von offenen raumkontinuen hinaus und bedeutet, bisher getrennte kontexte –vorerst gedanklich, später baulich - miteinander in beziehung zu setzen. diesem ansatz folgen wir in räumlichen, strukturellen, sozialen und funktionalen belangen. jede aufgabe und jedes umfeld liefert dabei faktoren, deren um/gewichtung und re/organisation uns zur jeweils individuell besten lösung führt. besonderen schwerpunkt legen wir dabei auf den licht- und raumfluss und die analyse des ortes: raum, umriss und gebäudestatik formieren sich aus der optimierung des lichteinfalls, aus der gleichzeitigen suche nach der ökonomisch sinnvollsten form, aus der inneren nutzungsorganisation, der einflussnahme der umgebung auf das gebäude. umgebung und licht fließen in das gebäude hinein und durch es hindurch. es verzahnt sich mit umraum und gelände, bis schließlich die grenze zwischen natürlicher landschaft und der künstlichen landschaft des gebäudes nicht mehr eindeutig und klar gezogen werden kann. wir sehen jeden von menschen genutzten raum immer auch als wohnraum: wohnen findet nicht nur selektiv in der dafür ausgewiesenen wohnung statt, sondern begleitet den ganzen tagesablauf eines menschen und damit alle räume, in denen er sich aufhält. gebäude müssen mit ihrer maßstäblichkeit und den abstufungen zwischen privatheit und öffnung auf diese anforderung reagieren. auch hier ist licht wesentlich, glas ein material, das sowohl distanzierte betrachtung und trennung, als auch verbindung und außenkontakt erlaubt: glas schirmt ab, ohne abzuschließen.
bürogründung fasch&fuchs: 1994; zahlreiche preise bei wettbewerben. errichtung von gebäuden verschienster größe und typs, vom einfamilienhaus bis zur autobusgroßgarage; planungsfelder: öffentliche bauten, industrie- und verwaltungsbauten, krankenhäuser, wohnbau; lehr- und vortragstätigkeit im in- und ausland