KLASSE RÄUME Bau(t)en für Bildung
ArchitekturtageKLASSE RÄUME Bau(t)en für Bildung – Welche Räume braucht Bildung heute?
Die Bildungsdiskussion ist in Bewegung und bringt auch die Architektur ins Spiel: Neue Konzepte fürs Lehren und Lernen bedürfen neuer Raumideen, denn noch immer herrscht das 9x7 m große Klassenzimmer als genormte Gestaltungsbremse auf dem Weg in die Zukunft der Bildung. Die Bustour KLASSE RÄUME zeigt anhand von zwei Neubauten, was mit viel Einsatz und Ideenreichtum trotz des im Schulbau herrschenden Vorschriftendschungels möglich ist.
Den Auftakt macht der Campus Monte Laa von NMPB Architekten mit AN_ARCHITECTS, ein Zukunftsmodell der Stadt Wien, das Kindergarten und Volksschule mit Ganztagsbetreuung in einer dynamischen Gebäudeform vereint. Die Gestaltung der dadurch entstehenden großen, zusammenhängenden Freiflächen des Campus, die vom Gartenbereich bis zur Dachlandschaft reichen und sowohl Pausen- wie auch Sportflächen umfassen, stammt von 3:0 Landschaftsarchitektur.
Vom Campusmodell geht es zur AHS Aspernstraße von Atelier Heiss Architekten, einem Neubau für eine AHS/Neue Mittelschule, die ab Herbst 2010 ihren Betrieb aufnehmen wird. 1000 Schüler in 36 Klassen werden hier ihre Bleibe finden und das noch im Dornröschenschlaf befindliche Gebäude mit Leben erfüllen. Besonderes Augenmerk wurde bei der Planung auf die Tatsache gelegt, dass Lernzeit und Pause gleichwertige Partner auf dem Weg zum Erfolg sind: Die Schaffung von möglichst vielfältigen Freiräumen mit Nischen in den Gangbereichen und einem großzügigen Atrium sollen eine offene Atmosphäre für den schulischen Alltag schaffen. Für die Gestaltung der Außensportanlagen, Erholungs- und Bewegungsflächen wurden die idealice Landschaftsarchitekten gewonnen.
Weiterführende Informationen
NEUBAU PILOTPROJEKT MONTE LAA
Campus Bildungsprojekt für 0-10Jährige
Architektur: NMPB ARCHITEKTEN | Nehrer_Pohl_Bradic mit AN_ARCHITECTS | Wimmer_Binder; Team NMPB Architekten: Peter Knoll (Projektleiter), Ulrike Pitro, Michael Katt, Silvia Bojer; Team AN_architects: Darious Fourutan, Tibor Kotay, Regina Richter, Sebastian Schmid
Landschaftsarchitektur: 3:0 Landschaftsarchitektur
BauherrIn: Stadt Wien, MA 19 Magistratsabteilung für Architektur und Gestaltung, MA 34 Magistratsabteilung für Bau- und Gebäudemanagement
Das Projekt ist die erste Schule des sogenannten Campus-Schulmodells der Stadt Wien und stellt eine multifunktionale Bildungseinrichtung für Kinder von 0-10 Jahren dar. Die Situierung des Campusgebäudes erfolgt im Nordwesten des Bauplatzes entlang des sogenannten Central Parks. Die unterschiedlichen Funktionen der Ganztagsvolksschule und des Kindergartens sind in einer Gebäudeform zusammengefasst. Die Form des Gebäudes folgt der linearen, öffentlichen Grünanlage und wendet sich wie eine Schlange zum Nachbargrundstück. Dadurch entstehen große zusammenhängende Freiflächen: Im Süden (Garten) und Südwesten des Areals (Dachlandschaft auf den Turnsälen) mit Pausen- und Sportflächen verschiedener Nutzung und guter Besonnung. Diese gemeinsame Sport- und Freiflächen sowie Speiseräume ermöglichen besondere Synergien zwischen Schule und Kindergarten. Der Zugang erfolgt von einer gemeinsamen Arkade parallel zum Central Park im Norden. Durch die Zusammenlegbarkeit der Pausenhalle der Ganztagsschule mit den Foyers der Turnsäle, der ihnen zugeordneten Bibliothek bzw. Mehrzweckraum sowie des Speisesaals entsteht für alle Campus-Kinder eine Zone des sozialen Austausches.
Die Gestaltung der 6.500m² Freiraum-Gesamtfläche stammt von 3:0 Landschaftsarchitektur und gliedert sich in 4 Zonen:
- Vorplatz mit Passerelle und Hauptstiege als parkseitige Zugangszone
- Spielgarten mit Spielflächen und Beeten für Volksschule und Kindergarten
- Sportanlage mit einer großen Freitreppe auf der Ebene 1
- Innenhof mit „Durchblick nach Japan"
Der Vorplatz mit anschließender Passerelle und einer breiten Stiegenanlage erschließt auch den angrenzenden "Park Monte Laa" und den neu errichteten Wohnbaustadtteil im Norden. Der Spielgarten im Erdgeschoß wird von den Spielflächen des Kindergartens, den Pausenflächen der Volkschule, einem lockeren Baumraster und der großen Freitreppe zur Sportfläche geprägt. Ein befestigtes Wegeband verbindet die wichtigsten Teilräume. Im Untergeschoss, dem Zugangsbereich der Turnhalle, befindet sich ein allseitig verglaster Innenhof für die Belichtung. Die Bepflanzung dieses Lichthofs mit japanischen Ahornen, Bambus, Gräsern und die Verwendung von Kies in verschiedenen Korngrößen, lässt an einen japanischen Garten denken und vermittelt in dieser Übergangszone Ruhe und Konzentration.
Das Büro NMPB Architekten mit den Partnern Manfred Nehrer, Herbert Pohl und Sasa Bradic ist aus dem Büro Nehrer + Medek und Partner hervorgegangen. Die Bandbreite der Projekte von NMPB Architekten umfasst realisierte oder in Ausführung begriffene öffentliche Bauten wie Schulen, Universitätsgebäude, sowie Bürogebäude und Wohnbauten. Zum Ansehen des Büros, das rund 20 Mitarbeiter beschäftigt, trägt außerdem die regelmäßige erfolgreiche Teilnahme an nationalen und internationalen Wettbewerben bei. Die Arbeitsweise von NMPB Architekten ist geprägt durch ein beständiges Zusammenwirken von Berufspraxis, Forschung und Lehre. Aus der Verschiedenheit der Planungsaufgaben resultiert eine hohe Flexibilität, Effizienz und Kommunikationsfähigkeit unseres Teams bei der Bearbeitung neuer Aufgaben sowie eine große Erfahrung in der Zusammenarbeit mit öffentlichen und institutionellen Bauherren. Die Projekte haben eine starke Beziehung zum Ort und seinem Umfeld, sind aus der Situation und dem Programm entwickelt. Dies garantiert differenzierte Lösungen, Individualität und Unverwechselbarkeit. Bestehendes und Neues ergänzen einander und führen zu einem spannenden Gesamtergebnis. NMPB Architekten suchen nach Lösungen unter Berücksichtigung der städtebaulichen Bezüge und Stadtentwicklungskonzepte. Das Wesen jedes Projekts liegt in einem individuellen und angemessenen Konzept, dessen Umsetzung bis ins Detail verfolgt wird. Dabei ist die Lösung einer Bauaufgabe niemals eine Frage von Stil, sondern immer Ausdruck einer Haltung und einer Architektur Philosophie. Der richtige Einsatz von Materialien, innovativen Konstruktionen und sparsamer Umgang mit Ressourcen ist ein bestimmender Faktor unserer Architektur.
AN_architects wurde im Jahr 2000 von Arch.Dipl.Ing.Dipl.TP Albert Wimmer und Arch.Dipl.Ing. Nevil Binder gegründet. AN gliedert die einzelnen Projekte in einen Architekturopus nicht nach Gebäudenutzung, Entstehungsjahr, Wettbewerbserfolg oder gebaut / nicht gebaut, sondern nach Entstehungsart bzw. Raumkonfiguration oder erzeugter Stimmung. Dafür hat AN eigene Kategorien und Gruppenbegriffe, als eine Art „modus operandi“, entwickelt und festgelegt. Dieser gilt als Basis für einen Arbeitsprozess und anschliessend für die Zuordnung der Projekte. Diese Kategorien sind nicht streng getrennt, sondern sie lassen die Gedanken, Träume, Überlegungen, Festlegungen und Realisierungen übergreifend fliesen und gegenseitig wirken. So entstehen Themen, die entweder in Kontrast zueinander stehen, oder sich als Anlass und Ergebnis vereinen. Jeder Begriff versteht darunter viele weitere Sub-Themen die nichts anders sind als eine einfache Sammlung vieler interner Teamdiskussionen über Ort, Raum, Verkehr, Ökonomie, Kunst, Gesellschaftstrends und Nutzung. Das sind Themen und Begriffe, die uns fortwährend wie in einem endlosen Band beschäftigen. Mehrere, oft auch intuitive Gedanken und Diskussionen - in einer oder anderer Richtung, führen dazu, dass man sich an einem Thema oder sogar einer Mischung an Themen festlegt. Dieser Prozess findet immer statt und soll uns zu einem gezielten und projektsbezogenen Manifest bringen. Es entsteht eine Akkumulation an Gedanken, Begriffen und Imagevorstellungen die dann in der Projektabwicklung konsequent verfolgt werden. Wir sind überzeugt, dass nur dadurch Projekte entstehen können, die einen starken Charakter und eine klare Aussage besitzen. Um die Identität des Objektes zu erkennen und erfolgreich zu transportieren, suchen wir ständig nach einer Antwort: Architektur ist Gebäude + was noch? Deshalb versuchen wir in erster Linie eine übergeordnete Bedeutung, (die nicht an Ökonomie, Zeit oder Ausführungsumstände gebunden ist) gegeben durch gute und frische Konzepte, Raumkonfiguration, Gesamtgeometrie, skulpturale Kubatur und Image, abzusichern. Wir konzentrieren uns primär auf einen „Stimmungsprototyp“, seine positive Wirkung in der Umgebung und auf die Nutzer. Ob robust oder elegant, Low- oder High-Tech, transparent oder dicht, mit und ohne Titel – ist uns egal. Die Suche nach Objektidentität steht im Vordergrund.
3:0 Landschaftsarchitektur besteht aus den Partnern Oliver Gachowetz, Robert Luger und Daniel Zimmermann (Gründungspartner bis 2005: Clemens Lutz)
Die Kompetenzen des Büros erstrecken sich von der Planung und Konzeption von Gärten und Parks, der Freiraumgestaltung von Wohnhausanlagen über Urban Design bis zu städtebaulichen Beiträgen. Neben der selbstverständlichen Verpflichtung, gestalterisch und fachlich qualitätsvolle Ergebnisse zu liefern, ist für 3:0 die Kontinuität in der Umsetzung und nach der Fertigstellung eines Projekts ein wichtiges Anliegen.
AHS ASPERNSTRASSE
Neubau für AHS/Neue Mittelschule
Architektur: Atelier Heiss ZT Gmbh: Arch DI Christian Heiss, DI Michael Thomas, DI Thomas Mayr; Mitarbeit: DI Georg Pamperl, MA Petra Kogler, Mag Vinzenz Dreher, Petra Hendrich
Landschaftsarchitektur: idealice Landschaftsarchitektur, DI Alice Größinger; Mitarbeit: DI Korbinian Lechner
BauherrIn: BIG Bundesimmobiliengesellschaft m.b.H.
Das Projekt reagiert formal und inhaltlich auf die beiden wichtigsten Merkmale seiner Umgebung: Durch die starke Betonung der Grün- und Freiraumgestaltung wird ein inhaltliches Bindeglied zum traditionell landwirtschaftlich-gärtnerischen Aspekt Hirschstettens geschaffen. Durch die Linearität der kompakten parallelen Baukörper, die mit dem grünen „Conti-Streifen“ wiederum den Freiraum ins Gebäude holen, reagiert das Projekt auf die strukturellen Elemente seiner Umgebung. Linsenformen umranken die gläserne Eingangsfassade und begrüßen die Schüler der Aspernstrasse. Die neue Schule wurde als Anlage mit zwei horizontal betonten Klassentrakten konzipiert. Das gläserne südseitige Atrium mit der Bibliothek im markanten Dachausbau schafft architektonische Identität in einer sonst baulich wenig akzentuierten Gegend. Der ‚Contistreifen’ fungiert als Rückgrat zwischen öffentlichem Vorplatz und dem privaten Bereich des Innenhofs. In den zweihüftigen Klassentrakten liegen die Klassen an den Außenseiten, die Sonderräume am „Conti-Streifen“. Zur Vermeidung geschlossener Mittelgänge wurden die Garderoben als raumhohe Elemente gegen den Conti-Hof vorgeschoben. Die Gangwände vor den Klassen werden durch Sitznischen strukturiert und funktionalisiert.
Für die Freiraumgestaltung der AHS Aspernstraße zeichnen die LandschaftsarchitektInnen von idealice Landschaftsarchitektur verantwortlich. Die Schule orientiert sich an einer zentralen Freiraumachse. Dieser Contistreifen verbindet den lichten Hain des Vorplatzes mit den differenzierten Teilräumen des Innenhofs und der Dachterrasse und führt schließlich zu dem Werkgarten und Sportfeldern des Schulgartens. Gehölzstreifen und Geländemodellierungen kreieren interessante Teilräume und erzeugen Rückzugsbereiche mit spannenden Ein- und Ausblicken. Individuell gestaltete Möbel, wie die Fahrradbank oder die Kunstrasenlinsen machen den Aufenthalt für die SchülerInnen zusätzlich reizvoll und unverwechselbar. Eine Bühne im Innenhof vor der großzügigen Sitztribüne wird zum zentralen Treffpunkt für Veranstaltungen. Ein großes Sportfeld und zwei Laufbahnen fügen sich in die Gestaltung des Schulgartens ein und bieten den SchülerInnen ausreichend Platz für sportliche Bewegung. Entlang der Strasse zeigen blühende Gehölzbänder bereits von außen wie vielfältig bunt es auch innerhalb der Schule zugehen wird. Hier wird den SchülerInnen auch die Möglichkeit geboten Ausgestaltungen zu spezifizieren und die Schule zu präsentieren. Im Rahmen von Beteiligungen können sämtliche Gestaltungsideen im Freiraum an die Schuleigenen Interessen angepasst werden und mitwachsen. Die Baumpflanzungen strukturieren den Freiraum und dienen gleichzeitig als Lernpfad für die SchülerInnen. Wie in einem Arboretum gibt es Bäume von jedem Kontinent. So können die SchülerInnen einheimische Bäume am Vorplatz und exotische Gehölze im Schulgarten entdecken und kennenlernen.
Atelier Heiss Architekten, 1997 von Christian Heiss gegründet, haben ihren Sitz in Wien. Heute werden die Projekte von etwa 30 Mitarbeitern unter der Leitung der beiden Partner Christian Heiss und Michael Thomas sowie dem Projektarchitekten Thomas Mayer entwickelt. Atelier Heiss Architekten realisieren individuelle und unverwechselbare Lösungen in den Bereichen Architektur und Interior Design. Gemeinsam mit dem Auftraggeber als Partner entwickeln wir maßgeschneiderte Lösungen mit höchstem Architekturanspruch.
IDEALICE ist ein Landschaftsarchitekturbüro, das 2001 von Alice Größinger gegründet wurde. Es steht für kreative Freiraum-Entwürfe sowie maßgeschneiderte Lösungen. Leitgedanken für die räumlichen Konzepte von idealice sind unter anderem: Zusammenhänge erkennen - die Stadt von morgen denken, den Bestand verändern, Bezüge herstellen. Raum, Zeit und Bedürfnisse der NutzerInnen werden von Anfang an mitgedacht und in die Planung integriert. Somit entstehen Freiräume im übergeordneten Kontext mit ihrer jeweiligen persönlichen Note.