Karree St. Marx - KSM Wohngebäude
ArchitekturtageKarree St. Marx - KSM Wohngebäude
Architektur: querkraft Partner (Jakob Dunkl, Gerd Erhartt, Peter Sapp); Projektleitung: Robert diem, Robert Haranza; MitarbeiterInnen: Ingrid Böck, Alexander Derstroff, Martin Händel, Carmen Hottinger, Tamara Jechnerer, Pascal Moryson, Marc Remshardt, Markus Vogl, Dominique Dinies, Ada Banka, Martin Händel, Sigi Schmidt
Landschaftsarchitektur: 3:0 Landschaftsarchitektur
BauherrIn: Bauhilfe
Leistbare, flexible „wachsende“ Wohnungen - speziell für Jungfamilien
Besonders im 3. Bezirk war das Angebot an leistbaren Wohnungen für junge Familien in den letzten Jahren überschaubar. Die Wohngrundrisse in den städtebaulich vorgegebenen Punkthäusern basieren auf einem C-Typus, der je nach gefordertem Wohnungsschlüssel um weitere, offen nutzbare Zimmer erweitert werden kann. Der Bauträger Bauhilfe bietet in einem eigenen Zusatz zum Mietvertrag den Mietern der Wohnungen ein Vormietrecht für die Nachbarwohnungen bzw. die Zimmer der Nachbarwohnungen an. Ein flexibles „wachsen“ der Wohnungen bei größerem Wohnraumbedarf einer Familie wird mit dieser Grundrisstypologie ermöglicht.
Einordnung des Projektes in die städtebaulichen vorgaben
Das Projekt nimmt die städtebaulichen Leitvorgaben aus dem vorangegangenen Wettbewerb nicht nur im Bereich der Freiraumgestaltung auf. Ideen aus dem städtebaulichen Verfahren, die in der Widmung nicht eindeutig umgesetzt wurden, z.B. eine weitere fußläufige Verbindung zwischen der Schlachthausgasse und der Stadtwildnis, sind in dem Projekt wieder aufgenommen und durch die offene Gestaltung des Erdgeschoßbereiches im Bauteil an der Straße gestalterisch umgesetzt.
Weiterentwicklung des klassischen Bautyps Punkthaus
die klare Tragstruktur wie auch die Konzentration der Nebenräume in Kernen ermöglichen eine Vielfalt unterschiedlicher Grundrisse. Durch den Wechsel von Wohnräumen und individuellen Zimmern werden, basierend auf einem C-Wohntyp, alle Wohntypen von kleinen A-Wohnungen bis zur E-Wohnung ermöglicht.
Zwei Wohnungstypen
Das Konzept der „Windmühle“ ermöglicht eine Doppelorientierung aller Wohnungen. Die Eckwohnungen sind natürlich von zwei Himmelsrichtungen belichtet und belüftet. Durch die Grundrissorientierung gibt es keine ausschließlich nach Norden orientierte Wohnung. Die Mietwohnungen eröffnen mit Hilfe einer g30-Verglasung einen Bezug zum innenliegenden Atrium.
Auflösung der EG-Zonen im Bereich der Straße
Der Entwurf sieht die Straße als durchlässige Wohnstraße, als verbindendes Element zwischen dem Stadtraum, seinen urbanen Nutzungen und der anschließenden Stadtlandschaft. Das Wohnquartier öffnet sich durch diese gezielte Freistellung der Erdgeschoßzone zur Straße und macht sie zum integralen Bestandteil des Quartiers. Die Straße schafft somit eine weitere Aufenthaltsqualität für das gesamte Quartier.
Dachgärten - anmietbare Beete
Der hohe Mehrwert im Bereich des Grünraumskonzeptes für das Karree St. Marx wird durch eine aktive Grüngestaltung der Dachlandschaft entlang der Straße noch verstärkt. hier ist insbesondere an eine Nutzung des Dachgartens in Form anmietbarer Beete gedacht. jung und alt erhalten die Gelegenheit, auch in der Stadt ihr eigenes Obst und Gemüse anzubauen.
Struktur und Grundriss
Um die Klarheit der städtebaulichen Grundkubaturen zu erhalten wird ein umlaufender privater Freiraum vom städtebaulich möglichen Gebäudevolumen abgezogen. Loggien Strukturieren den Körper von außen, ein großzügiges Erschließungsatrium erzeugt eine lebendige Form im Inneren.
die Auflösung des inneren Nebenraumkernes schafft eine klar strukturierte Wohnzone und ermöglicht eine freie Schaltbarkeit aller Wohnungen.
Grüne Salons
Zweigeschoßige Mieterwintergärten in den einzelnen Gebäudeteilen sorgen einerseits für zusätzlichen Lichteintrag und Außenbezug im Atrium, andererseits erweitern sie das Angebot an halbprivaten Interaktionsbereichen.
Lichtführung
Im Sinne der Leitidee des Projektes wird das innenliegende Atrium zu einem erlebbaren Kommunikationsraum. Die Einschnitte im Dachgeschoß, die Öffnung des grünen Salons und die großzügige Erdgeschoßzone schaffen mit dem abendlichen Lichtspiel der Küchenverglasungen einen spannenden und abwechslungsreichen Raum.
Mehrschichtige Fassade
Die Farbcodierung löst in einem graphischen Spiel mit den offenen und geschlossenen Oberflächen die Kubatur auf. Eine umlaufende Balkonzone, die sich für jede Wohnung zu einem gut nutzbaren Loggienbereich erweitert, schichtet das Volumen horizontal. Das feine Netz aus enggeflochtenem Maschendrahtzaun akzentuiert die horizontalen Bänder der Balkonplatten, welches durch vertikale Drahtgewebe wieder untereinander verbunden wird und somit das gebaute Volumen herausstellt. Dieser bauliche Filter zwischen Wand und Netz schafft Raum zur individuellen Aneignung durch die Bewohner. Die Verwendung verschiedener Materialien und deren Überlagerung erzeugt ein vielschichtiges, filigranes und facettenreiches Bild, welches die Idee des städtebaulichen Gesamtkonzeptes unterstützt.
Zonierungen und der Übergang von Außen nach Innen
Großzügige gemeinschaftliche Nutzungen öffnen das Atrium im Erdgeschoß. Der Übergang vom öffentlichen Straßenraum zur privaten Wohnung wird differenziert, die Entrées der Atrien werden zum sozialen Treffpunkt für die Bewohner. Das Atrium des westlichen Punkthauses dient als Filter zwischen den zur Straße orientierten gewerblichen Nutzungen und dem Angebot an Atelierwohnungen. Im östlichen Punkthaus schafft der mehrgeschoßige Kinderspielbereich mit seiner Verflechtung von außen und innen eine zusätzliche Qualität. darüber hinaus wird hier ein großer Gemeinschaftsbereich mit Gemeinschaftsküche, Fitness und Sauna sowie ein uneinsehbarer Freibereich angeordnet.
Klare Zonierung des Freiraums
Die bandartige Grundzonierung zwischen Viehmarktgasse und Maiselgasse in Form von hohen, niedrigen, dichten und lockeren Bepflanzungsbändern, und ergänzt durch eine künstliche Topografie der Kinder- und Jugendspielbereiche, die außerdem noch mit den Atrien vernetzt sind, schafft Aneignungsräume und definiert Grenzen im Wohnquartier. in Anlehnung an den vorherrschenden pannonischen Vegetationscharakter des rudimentär vorhandenen Donauprallhangs und der bestehenden Ruderalflächen werden verschieden breite Vegetationsbänder den gesamten gemeinsamen Außenraum gliedern.