Anton Schweighofer
Persönliche Daten
Ausbildung
Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
Auszeichnungen
Mitgliedschaften
Vita
ÖGFA-Bezug
Werke (Auswahl)
Quellen (Auswahl)
Anmerkungen
Persönliche Daten
* 17.11.1930, Ayancik am Schwarzen Meer, Türkei
† 20.12.2019, Wien
Ausbildung
o.J. | Studium der Architektur an der Akademie der bildenden Künste, Meisterklasse Clemens Holzbauer | |
1954 | Diplom |
Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
ab 1959 | Freischaffender Architekt | |
1977-1999 | Universitätsprofessor für Gebäudelehre und Entwerfen, Technische Universität WIen |
Auszeichnungen
1954 | Begabtenförderungspreis | |
1961 | Dr.-Theodor-Körner- Preis | |
1973 | Förderungspreis für Architektur des Bundesministeriums für Unterricht und Kunst | |
1973 | Anerkennungspreis für vorbildliche Bauten des Landes Niederösterreich | |
1976 | Europäischer Stahlbaupreis | |
1977 | Preis der Stadt WIen | |
1979 | Anerkennungspreis für vorbildliche Bauten des Landes Niederösterreich | |
1988 | Adolf-Loos-Medaille der Stadt Prag | |
1992 | Anerkennungspreis für vorbildliche Bauten des Landes Niederösterreich | |
1992 | Adolf-Loos-Medaille der Stadt Wien | |
1992 | Publikumspreis des ORF | |
1994 | Ehrendoktorat der Technischen Universität Brünn | |
1995 | Ehrendoktorat der Technischen Universität Budapest | |
1995 | Ehrenmedaille der Bundeshauptstadt Wien in Gold |
Mitgliedschaften
Vita
Anton Schweighofer war kein Stararchitekt. Im Vergleich zu vielen seiner Kollegen aus der gerade für seine Generation berühmten Holzmeisterklasse, die diesem Ruf gerecht wurden, fand er eher die Anerkennung bei der nachfolgenden Architektengeneration, weil sein Werk in Bewegung blieb. Auch die Zuschreibung des „stillen Radikalen“ wie im gleichnamigen, sehr lesenswerten Buch von Christian Kühn trifft den Sachverhalt seiner Arbeit und seiner Entwurfstätigkeit gut. Die Qualität seiner Arbeit beruht weniger auf einem gleichbleibenden erfolgreichen Formprinzips, sondern auf bestimmten Grundfragen, mit denen er seine Arbeit ständig zu beleuchten versucht. Typologisch gelungene Lösungen waren nicht auf Wiederholung angelegt, weil er sich dabei gelangweilt hätte. Die Freude an der typologischen Herausforderung durch eine neue Bauaufgabe und die entsprechende Verantwortung galten ihm als die Möglichkeit zur Freiheit.
!930 wird er in der Türkei, am Schwarzen Meer, geboren, weil seine Eltern dort eine Herberge aufzubauen versuchten und verbringt die ersten Jahre dort, wie auch in Teheran. 1939 kehrt die Familie nach Österreich zurück, in Schweighofers Erinnerung ein Wechsel von der Freiheit in eine damals zwanghafte Welt. Nach der Matura in der Gewerbeschule geht er 1951 an die Akademie in Wien, wo er in die Meisterklasse von Clemens Holzmeister aufgenommen wird. Holzmeister, der noch der einer expressiv -katholisch inspirierten Architektur zuneigt und die Moderne mit Skepsis betrachtet, ermöglicht dadurch seinen Studenten keinen glatten Durchzug zur Modernität, sondern sie müssen sich diesen Weg selbst erarbeiten. Aus dieser Spannung heraus verläuft die Orientierung zwischen der klassischen Wiener Moderne und der Architektur damals führenden Länder des Fortschritts wie die USA oder Schweden. Auch Schweighofer geht nach seiner Heirat und Geburt des Sohnes 1954 nach Schweden um in der rationalisierten Bauproduktion des Funktionalismus als Entwerfer Erfahrungen zu sammeln, findet aber auch Zugang zur nordischen Moderne des Alvar Aalto. Den vermutlich wichtigsten Kontakt aus jener Zeit stellt aber die Bekanntschaft mit Aldo van Eyck dar, der in Gemeinschaft mit einigen anderen jüngeren Architekten die Selbstauflösung des CIAM beim Kongress in Oterloo 1959 betrieben hatte und damit den radikalen Funktionalismus eine Absage erteilte. Zur selben Zeit baute van Eyck sein berühmtes Waisenhaus in Amsterdam, eine Ikone des Strukturalismus, das er unter das Motto „ein Haus ist eine kleine Stadt, eine Stadt ist ein großes Haus“ stellte. Noch bekannter waren aber seine Spielplätze, von denen er über 700 in Amsterdam errichtete, weil damit in besonderer Weise das Prinzip der Affordance demonstriert wurde. Handlungen der Kinder sollen nicht vorgeschrieben, sondern ermöglicht werden. Kinder lernten eine neue Form der Benutzbarkeit der Spielgeräte, indem sie deren mögliche Funktionen selbst herausfanden. Das Konzept entstammt eigentlich der Philosophie des amerikanischen Pragmatismus, die den Dualismus von Subjekt und Objekt auflösen wollte und auch auf den Raum angewandt werden kann, der nun einen Aufforderungscharakter erhält und damit eine neue Wechselwirkung mit dem Menschen erzeugt. Aus dieser Denkweise heraus entstand auch seine Entwicklung der Zwischenräume als Übergangszonen in Gebäuden, analog zum Stadtmaßstab. Der Raum erhält seine Qualität durch den Dialog mit den Menschen.
Damit wird das Soziale völlig neu codiert, anstelle des Funktionalismus eines paternalistisch gesinnten Sozialismus wird daraus eine funktionsoffene Architektur einer modernen demokratischen Gesellschaft, die einladend und partizipativ orientiert ist. Anton Schweighofers Kindergarten St. Andrä- Wördern zeugt von dieser Inspiration. Die Raumgruppen sind durch weiche Übergänge verbunden, der Raum öffnet sich vom Innen zum Außen, es entsteht eher ein Werkstatt- als ein Wohncharakter, eine für einen Kindergarten der Sechziger Jahren in Österreich völlig neue Sichtweise, die auch entsprechend skeptisch wahrgenommen wurde. Schweighofer begründet damit seinen Ruf als jemand, der es in besonderer Weise versteht Räume für Kinder zu gestalten. Hier ist die große Inspiration durch Aldo van Eyck erkennbar.
Mitte der 1960er Jahre wird Schweighofer zum Konsulenten von SOS bestellt, um die Gestaltung der außereuropäischen Kindergärten zu übernehmen. Nach einigen erfolglosen Planungen kann er schließlich ein Projekt in Neu-Delhi in die Realität umsetzen. Auch hier geht es wieder um die Realisierung eines komplexen sozialen Prozesses mit den Mitteln der Architektur. ER entwirft eine Typologie, deren Grundform einem kleinen Haufendorf gleicht, indem fünf Häuser um einen kleinen Hof herum angeordnet sind. In der ethnologischen Tradition birgt der Zentralraum meist den Kult- und Sakralbereich, der die Energie ausstrahlt, hier ist es der Raum der Mutter, der diesen Bereich ausfüllt. Hermann Gmeiner, der Gründer von SOS war ein enthusiastischer Anhänger der Institution und Person der Ersatzmutter, die er aus eigener Erfahrung durch seine große Schwester kennenlernte, die nach dem frühen Tod der Mutter die gesamte Familie mit seinen acht Geschwistern versorgte. Dieser Typus des kleinen Hausgruppe wird nun in rekursiver Weise auf die gesamte Struktur übertragen, sodass ein größeres Dorf, eben ein Dorf der Kinder entsteht, das sich aus diesen Clustern zusammensetzt und der Landschaft wunderbar anpasst. Die Grundelemente Weg und Hof entstammen dem uralten Siedlungsvokabular der Menschheit, als Material dient der Naturstein aus dieser Gegend. Auf diese Weise soll Kindern ein neuer Weg ins Leben ermöglicht werden, ein für das komplexe indische Kastensystem mehr als ambitioniertes Ziel.
Damit verfestigt sich ein Thema, das ihn seit den frühen Sechzigerjahren interessiert: “rekursive geometrische System und unvollkommene Symmetrien, ebenso wie die Ortsbindung und der Versuch, das Material an sich zur Sprache kommen zu lassen.“ (C.Kühn) Ergänzt wird dies durch die Faszination, die er durch die Erfahrung mit den Grundrissen und Kreuztypen der Moghulgräber und den Bauten in Fatepur Sikri macht. Sie verkörpern eine Kombination aus Rationalität und Spiritualität, die ihn tief beeindruckt. Die Variationsmöglichkeiten dieses Themas von Raumgruppen, die um ein Zentrum angeordnet sind enorm und prägen seine weitere Gestaltungstätigkeit. So entsteht eine faszinierende Methode, die in jener Zeit auf das vorherrschende Paradigma des Netzes mühelos und in eleganter Weise angewandt werden kann. Und so geschieht es nun auch in Österreich, wo er in den Siebzigerjahren zur gleichen Zeit mit drei Großprojekten betraut ist. Das Krankenhaus in Zwettl (1979), ein Laborbau für die Hochschule für Bodenkultur (1974) und die Stadt des Kindes, beide in Wien.
Das Krankenhaus in Zwettl liegt auf einem kleinen Berg und ist somit weithin als ein Symbol des sozialen Bauwerks schlechthin sichtbar, der Bezug zu Bruno Tauts Stadtkrone ist evident. Neben dem konventionell organisierten Behandlungsteil wird im Pflegebereich eine neue von der üblichen Gesundheitsfabrik abweichende Anlage konzipiert, wo der Kranke wohnt und in direkter Verbindung mit der Landschaft ist. Jede Stationseinheit wird in Analogie zum Vara-Lakshimi Haus in Bangalore, das er bereits 1966 entworfen hatte, aus einer Gruppe von vier um ein Zentrum angeordneten oktogonalen Pavillons gebildet. Die Typologie kann sich auf Beispiele der orientalischen Architektur bis hin zu den kleinen Bürgerspitälern des Waldviertels berufen, leichte Betonscheiben und Lichtbänder beziehen sich auf Rudolf Schindlers Wohnhaus in Los Angeles. Der wohnliche und damit der Heilung dienende Charakter der Gebäude wird durch ein Dankesschreiben des Komponisten Gottfried von Einem, der dort untergebracht war, extra lobend erwähnt. Das Krankenhaus wird zum internationalen Vorbild.
Schon 1968 beginnt Schweighofer mit der Planung eines Zubaus zur Hochschule für Bodenkultur, wo er in Kooperation mit Peter Schweger, mit dem er schon ein ähnliches Verwaltungsgebäude für Mercedes entworfen hatte, ein Modulsystem mit Bandrastern zu errichten gedenkt. Es soll in den Bestand des 19. Jahrhunderts eingefügt werden und durch die offene Struktur als „wachsendes Haus“ sowohl horizontale als vertikale Nachverdichtung ermöglichen. Die Fassadenteile und Träger des Gebäudes bestehen aus Cortenstahl, einem Rostträgerstahl dessen Rostschicht sich in eine Schutzschicht umwandeln soll. Das schöne Rostrot, das im Sinne der Bodenkultur mit der Natur harmonieren sollte, erwies sich leider als bauphysikalisches Problem, weil es den Stahl aufzulösen begann und eine aufwendige Totalsanierung erforderlich wurde, die auf das ursprüngliche Konzept keine Rücksicht mehr nahm.
Mit der Stadt des Kindes (1974) kehrt Schweighofer wieder zum Thema der children care zurück, mit dem er sich bereits einen Namen gemacht hat. Die Gemeinde Wien plant eine Wiederaufnahme ihrer legendären Reformpolitik der Zwischenkriegszeit, indem sie anstelle eines Heimes für schwer erziehbare Kinder eine städtische Anlage für Betreuung in Familiengruppen mit Sport- und Kulturbereichen, die in eine urbane Öffentlichkeit integriert ist, bauen will. Wieder besteht die Grundstruktur aus einem orthogonalen Raster, ohne dass dieser rationale Kern einen störenden Einfluss auf die geradezu verspielte Atmosphäre hat. Die Funktionsbereiche sind um eine innere Erschließungsachse angeordnet, zum Park hin liegen die Wohnhäuser der Jugendlichen, zur Straße, Schwimm- und Sporthalle und das Theater. Die Anlage soll auch in die Umgebung integriert werden und man plant eine Erweiterung durch Schule, Post und Läden, die aber letztlich nicht durchgeführt wird, weil die Anpassung des Konzepts nicht erfolgt. Mittlerweile hat die Stadt Wien für die Kinder, die auch öfters durch Drogen- und Mißbrauchserfahrungen gezeichnet sind, ein neues dezentrales Konzept entwickelt, das die bisherigen Heime ersetzen soll, auch die Stadt des Kindes wird 2002 endgültig geschlossen.
Schweighofers Büro ist zu jener Zeit mit Aufträgen mehr als ausgelastet und er zählt, gemessen am Auftragsvolumen, zum Wiener Establishment. 1977 wird er als Nachfolger von Karl Schwanzer an der TU Wien berufen und er löst sein Großbüro weitgehend auf. Den Schwerpunkt seiner Lehre bildet eine architekturhistorische Analyse von Adolf Loos und als Vorsitzender der Studienkommission stellt er den architektonischen Entwurf ins Zentrum der studentischen Ausbildung an der TU.
Auch das Bauprogramm ändert sich, denn nun baut Schweighofer die nächsten zehn Jahre nur mehr Wohnbauten. Das erste Projekt entsteht in Berlin im Rahmen der IBA 1987, die im Gegensatz zur funktionalistischen IBA 57 nun im Zeichen der Stadterneuerung und Sanierung steht. Im Aufbau eher klassisch und eine Fassade mit Bezug zu den Gründerzeitbauten der Straße, die ein wenig in Dezenz postmodern anmutet, wie es damals dem Zeitgeist entsprach. Im Inneren ist er jedoch ganz fortschrittlich gesinnt, indem er den halböffentlichen Raum gestalterisch aufwertet und auch in den Wohnungen zusätzliche Nutzungen für die neue Subjektivität der urbanen Kreuzberger Bewohner planerisch integriert. Vor allem Im Treppenhaus gelingt diese Verbindung von halböffentlich und privat in vorbildlicher Weise.
Auch bei den anderen Wohnbauten bleibt der Kreuzgrundriss die bevorzugte Basis seiner Typologien. In Wien baut er in Referenz zu Adolf Loos eine Anlage mit Stadtvillen, um diesem klassischen Typus eine neue soziale Interpretation zu verleihen, die bemerkenswert luxuriös ausfällt (1989). Auch in den einzelnen Wohnungen wird wieder ein Kreuzgrundriss angewandt, ebenso ein Zentralraum, um den sich die anderen Räume versammeln, analog zur Wohnanlage, wo der Hof von den Gebäuden umgeben ist, der große Maßstab findet sich im kleineren wieder.
Mit den Kulturbauten in Niederösterreich eröffnet er ein neues Kapitel für sich mit der Umgestaltung von demokratischen Räumen (1989). In zwei niederösterreichischen Städten, Horn und Mistelbach sollen Räume für ein Kulturleben geschaffen werden, in beiden Fällen existiert ein Bestand in Form einer Villa und eines repräsentativen Vereinshauses, der für die neue Aufgabe entsprechend zu erweitern und modernisieren ist. Das erfordert die Aufnahme zahlreicher neuer Funktionen, die nun in einer neuen Konstellation, die durch die Überlagerung von Bestand und Umbau entsteht, zu entwickeln ist. Schweighofer nimmt den Bestand ernst und vermeidet einerseits die damals gängige postmoderne Ironie, weil er die Identifikationsmerkmale nicht völlig aus ihrer Tradition reißen will und er andrerseits zeigen möchte, dass daraus auch Innovation entstehen kann. Das Vorhaben gelingt, es wird kein spektakuläres Raumwunder wie Kulturbauten dieser Zeit, aber eine umso wertvollere, subtile Auseinandersetzung mit Tradition und Moderne, in die er das ganze Wissen architektonischer Ratio investiert. Herbert Muck charakterisierte den Stadtsaal in Mistelbach aufgrund seiner extremen Variabilität als „Fabrikstempel und Gartensaal.“
Ein ähnlich gelagertes Problem ergibt sich bei der „biologischen Station Wilhelminenberg“ von Otto König, die über viele Jahre in einem Provisorium von Baracken untergebracht war, die nun abgerissen und durch Neubauten ersetzt werden sollen (1991). Schweighofer entwirft ein Alternativkonzept, das die teilweise Erhaltung der alten Substanz ermöglicht, um den exotischen Dschungelcharakter der Anlage, die nach dem zweiten Weltkrieg auf einem verlassenen Militärgelände eingerichtet wurde, nicht zu zerstören. Er verwendet seit langem wieder Holz, um entlang einer Erschließungsstraße Veranden zu errichten, und entwickelt verschiedene neue Laborräume wie eine Freiflughalle für Vögel, die von Galerien zur Beobachtung umgeben ist und ein Aquarienhaus, das sich durch sein zylinderförmiges Aquarium auszeichnet. Alles ist wieder in eine netzförmige Struktur eingebettet.
1990 geht er ein Jahr für eine Gastprofessur nach Washington in die USA.
1993 resummiert er die gesamten Erfahrungen seines Architektenlebens durch die Errichtung eines privaten Wohnhauses in Wördern, genauer gesagt, einem Wohnturm auf oktogonalem Grundriss. Dieser ist in neun Felder unterteilt und vier gegenüberliegende Quadrate sind herausgeklappt. Die archaische Grundform erlaubt zahlreiche Anspielungen: von Marc-Antoine Laugiers Urhütte bis zu Gaston Bachelards Poetik des Raumes im Sinne von Zentralität und Vertikalität, von Frank Lloyd Wright bis zu Louis Kahn. Dieser Wohnbau beinhaltet sechs Ebenen und wird von hohen Nadelbäumen umfasst. Die Idee dazu hatte er bereits in Indien für ein Haus umgesetzt, nun wird sie auch in Österreich manifest und reiht sich in die Liste der Archetypen ein.
Zum Abschluss seien zwei nicht realisierbarte Projekte erwähnt, die sich beide durch einen hohen Grad an schöpferischer Qualität auszeichnen. 1989 findet in St.Pölten ein Wettbewerb für ein neues Regierungsviertel im Rahmen der Entwicklung einer neuen Landeshauptstadt statt. Schweighofer entwickelt ein visionäres Konzept, indem er das Landhaus und die wichtigsten Funktionen durch einen langestreckten Baukörper den Bahntrassen der West- und Tullnerbahn entlang anlegen will, der bis über die Traisen mittels einer „Verwaltungsbrücke“ ausgreifen soll. Das Regierungsgebäude überfängt den Bahnhof und nähert sich dem neuen Hauptplatz durch eine monumentale Glasfront. In einer weiteren Stufe des Wettbewerbs wird der Weg von der Stadtmitte zum Landhausplatz durch großvolumige Kulturbauten gesäumt, die sich durch hohe Plastizität ihren Nutzungen entsprechend akzentuieren.
1992 unternimmt Schweighofer eine abenteuerliche Reise in die Welt des Eises zur Inselgruppe des Franz-Joseph-Landes, das 100 Jahre zuvor in der berühmten österreichischen Expedition von Carl Weyprecht und Julius Peyer entdeckt worden war, sich aber im Besitz von Russland befindet. Der Grund der Reise ist ein außergewöhnlicher Auftrag der österreichischen Akademie der Wissenschaften zur Errichtung einer Forschungsstation in Kooperation mit Russland. Als inspirierendes Grundmotiv des Entwurfs dient nochmals Bruno Taut mit seiner „Alpinen Architektur“. Die Forschungsstation wird an eine exponierte Felskante als Traggerüst mit eingeschobenen Boxen angelegt. Solarpaneele bedecken die gesamte Klippe und die Station bis zum Meeresufer, wo sich eine Landestation befindet. Die Forscher werden in den Boxen untergebracht und arbeiten auf den oben liegenden Plateaus. Der Horizont dieser ungewöhnlichen Naturlandschaft wird dadurch nochmals im Sinne von Taut ästhetisch korrigiert.
Späte Projekte nehmen erneut die Frage der Beziehung zwischen Individuum und Gemeinschaft ins Visier, einmal für junge und einmal für alte Menschen. Das Studentenheim in Favoriten (1994) mit einer spartanischen Note für temporäres studentisches Wohnen stellt Zellen und Kollektivräume bereit, die sich im Gebrauch erst profilieren. In der geriatrischen Klinik im Franz-Josefs-Spital in Wien (1996) wird ein offenes Konzept entwickelt, das die alten Menschen aus den bequemen Zimmern herausholen möchte, um sie mehr am Leben teilnehmen zu lassen. Wenn, vor allem in den großen Begegnungszonen, Analogien zum Spital in Zwettl erkennbar sind, so ist andrerseits der großflächige Einsatz von Glas, der wohl die Offenheit nochmals betonen möchte, bemerkenswert.
So ist Schweighofers Werk durch eine eigenwillige Mischung aus Kreativität und geradezu cartesianischen Rationalismus geprägt, die einen riesigen Möglichkeitsraum der Architektur zulässt. Der Architekt braucht nur noch genau zu schauen – was bei gelungenen Projekten dann als Vision zu bezeichnen ist.
(Manfred Russo, 18.12.2023)
um.1950/51 | Haus für einen Physiker (Akademie der bildenden Künste) | |
um 1951/52 | Theater, Schule, Amtsräume und Wohnungen in Fulpmes (Akademie der bildenden Künste) | |
um 1951/52 | KulturzentrumBasel [Theater] (Wettbewerb, Ankauf AG Rupert Falkner) | |
1952 | Flughafen Salzburg (Akademie der bildenden Künste) | |
um 1952 | Schule Basel (Wettbewerb, Ankauf AG Rupert Falkner) | |
1954 | Festspielhaus Salzburg [2 Bühnen mit Zeltdach] (Akademie der bildenden Künste) | |
1955-1956 | Aufstockung Verwaltungsbau, Davidgasse 90, 1100 Wien | |
1955 | Schule und Schwesternwohnhäuser, Skevinge-Lindigö, Schweden | |
um 1955 | Krankenhaus Mörby, Mörby, Schweden | |
um 1956 | Krematorium [Krypta], Södertälje, Schweden (Wettbewerb) | |
um 1956 | Kirche Örebro, Örebro, Schweden | |
um 1957 | Hauptstadt Berlin Wettbewerb) | |
1957 | Gemeindeamt, Schweden | |
um 1957 | Zentralkinderheim Schloß Liechtenstein (Wettbewerb, Liechtenstein) | |
1959 | Krankenhaus Nacka (Wettbewerb), Nacka, Schweden | |
um 1959 | Polizeigebäude (Wettbewerb), Schweden | |
1958 | Knabentrakt der Hauptschule, 2371 Hinterbrühl | |
1959 | Umbau Caferestaurant Servitenhof mit Trepka, Falkner, Wien | |
1959-1961 | Erweiterung des Reparaturwerks Fa. Tarbuk mit Trepka, Falkner, Davidgasse 90, 1100 Wien | |
1959 | Ebenseer Betonwerke | |
1959-1961 | Reparaturwerk Linz mit Rupert Falkner, Traunstraße, 4060 Linz-Leonding Weingartshofstraße | |
1959-1962 | Landeskindergarten Seibersdorf mit Rupert Falkner, Hauptstraße 20, 2444 Seibersdorf | |
1959-1963 | Haus Gruber mit Rupert Falkner, Greifensteinstraße, 3423 St. Andrä-Wördern | |
1959 | Umbau Haus Neusser mit Rupert Falkner, Graf-Seilerngasse 28, 1120 Wien | |
1959-1960 | Lager- und Expedithalle, Gadnergasse 6, 1110 Wien | |
1959 | Tankstelle Müller, Hackhofergasse 8, 1190 Wien | |
um 1959/61 | Flächenwidmungsplan Klosterneuburg, 3400 Klosterneuburg | |
1960-1962 | Haus Zyhlarz mit Rupert Falkner, Sochingergasse 10, 2100 Korneuburg | |
1960 | Gartenhaus in Wien | |
1960 | Kirchenerweiterung mit Rupert Falkner (Wettbewerb), 4274 Schönau im Mühlkreis | |
1960 | Spital der Barmherzigen Brüder, Seilerstätte 2, 4020 Linz | |
1960 | St-Pius-Kinderheim, 4722 Pluerbach-Steegen | |
1960-1963 | Unfallabteilung im allg. öff. KH Neunkirchen mit Rupert Falkner und Walter Trepka (Wettbewerb, 1. Preis), 4722 Pluerbach-Steegen | |
1960 | Regulierungsplan, Ried Hengsberg, 3400 Klosterneuburg | |
1960 | Wohnsiedlung Seibersdorf, 2444 Seibersdorf | |
1960 | Haus Görtz, 2444 Seibersdorf | |
1960 | Bebauungsvorschflaug für eine Wohnsiedlung mit Rupert Falkner, Korneuburger Straße, 2102 Bisamberg | |
1960 | Volksschule Obersiebenbrunn mit Rupert Falkner, Wiener Straße/ Feldhofstraße, 2283 Obersiebenbrunn | |
1960-1962 | Doppelwohnhau Peter / Zehetmeier mit Rupert Falkner, Thurnersee, 3544 Idolsberg | |
1960-1962 | Wohnhausanlage Sandleiten mit Rupert Falkner, Starkenburggasse, 1160 Wien | |
1960 | Studie über familiengerechte Wohnungen (Studie, Dr.-Theodor-Körner-Preis) | |
1961-1964 | Gartenstadt Süd (Sektor 2) - Atrium- und zweigeschoßige Wohnhäuser mit Rupert Falkner, 2344 Maria Enzersdorf | |
1962/1965 | Krankenhauszubau Allentsteig mit Rupert Falkner, Schloßstraße, 3804 Allentsteig | |
1963-1966 | Wohnhaus Schillgasse, Peter-Kaiser-Straße, 1210 Wien | |
um 1963 | Zweifamilienhaus Vogl/Hofer mit Rupert Falkner, 7000 Eisenstadt | |
um 1963 | Wohnhaus Porschestraße mit Peter P. Schweger, Porschestraße 8, 5020 Salzburg | |
1964 | Haus Lanczmann, Paradisgasse 42, 1190 Wien | |
1964-1965 | Kindergarten im SOS-Kinderdorf Daegu in Süd-Korea, Sam Duk IJong 1 KA 64, Daegu, Südkorea | |
1964-1968 | Wohnanlage Linzer Straße mit Rupert Falkner, Linzer Straße, 1140 Wien | |
1964-1968 | Kindergarten St. Andrä-Wördern, Altgasse 28, 3423 St. Andrä-Wördern | |
1964-1969 | SOS Kinderdorf Indien, SOS-Kinderdorf Greenfields, Mile 13 Mathura Raad, New Delhi, Indien | |
1964-1974 | Kinderpavillon im Neurologischen Krankenhaus am Rosenhügel mit Rupert Falkner, Riedelgasse 5, 1130 Wien | |
1965/1967 | Altersheim„ Roter Stadl" mit Rupert Falkner, Franz-Lehar-Gasse 46, 2384 Breitenfurt | |
1965-1968 | Volks- und Hauptschule Allentsteig, Schulgasse 1, 3804 Allentsteig | |
1965-1966 | Kapelle Stiftung „S", SOS-Kinderdorf, 2371 Hinterbrühl Wienerwald | |
1965-1967 | Verwaltungsgebäude Mercedes Benz mit Peter P. Schweger, Troststraße 109-111, 1100 Wien | |
1965 | Umbau Wohnung Schweighofer, Freihofgasse 1, 1190 Wien | |
1965-1966 | Volksbank St. Andrä-Wördern, Tullner Straße 2, 3423 St. Andrä-Wördern | |
1965-1967 | Reparaturwerk St. Pölten mit Peter P. Schweger, Kremser Landstraße, 3100 St. Pölten | |
1966-1967 | Reparaturwerk Zwettl mit Peter P. Schweger, Kremser Straße 38, 3910 Zwettl-Oberhof | |
1967-1975 | Institutsgebäude der Hochschule für Bodenkultur, Peter-Jordan-Straße 82, 1190 Wien | |
1968-1970 | Personalwohnhaus Zwettl, 3910 Zwettl, Alpenlandstraße | |
1968-1971 | Volksschule Ambrosweg mit Rupert Falkner, Fürst-Liechtenstein-Straße 17, 1230 Wien | |
1969-1974 | Stadt des Kindes (Wettbewerb 1969, l. Preis), Mühlbergstraße 7, 1140 Wien | |
1971-1974 | Sonderschule Allentsteig [Erweiterung der Volks- und Hauptschule], Parkgasse, 3804 Allentsteig | |
1972 | Kindergarten Allentsteig, 3804 Allentsteig, Zwettler Straße | |
1972-1979 | Landeskrankenhaus Zwettl, Propstei 5, 3910 Zwettl | |
1973-1974 | Rotkreuzstation Zwettl, Probstei 6, 3910 Zwettl | |
1975 | Erweiterung Schule Ambrosweg mit Rupert Falkner, 1230 Wien, Fürst-Liechtenstein-Straße 17 | |
1975-1977 | Umbau Kunstgalerie Würthle & Sohn, Weihburggasse 9, 1010 Wien | |
1975 | Umbau Eingang Haus Gebhardt, Webergasse 6, 3423 St. Andrä-Wördern | |
1976 | Tennis-Klubhaus, 3423 St. Andrä-Wördern | |
1979-1982 | Wohnhaus Manteuffelstraße, Manteuffelstraße 28, D-Berlin Kreuzberg | |
1981 | Umbau Wohnung M. Schweighofer, Sternwartestraße 47, 1180 Wien | |
1982-1987 | Wohnhausanlage Gräf-und-Stift-Gründe (Wettbewerb 1981), Weinbergstraße 70-74, 1190 Wien | |
1983 | Umbau Haus Windischbauer, Greinergasse 27, 1190 Wien | |
1984 | Umbau Wohnung und Ordination Kohlmann, Liebiggasse 4, A-1010 Wien | |
1985-1989 | Wohnhausanlage Gatterburggasse „Stadtvillen", Gatterburggasse 2c, 1190 Wien | |
1985-1992 | Konrad-Lorenz-Jnstitut für vergleichende Verhaltensforschung, Savoyenstraße la, 1160 Wien | |
1985 | Umbau Institut für Gebäudelehre an der TU Wien, Karlsplatz 13, 1040 Wien | |
1986-1989 | Wohnhaus Muthsamgasse, Muthsamgasse 3, 1140 Wien | |
1986-1989 | Stadtsaal Mistelbach, Stadtpark, 2130 Mistelbach | |
1987-1989 | Vereinshaus Horn (Gutachterwettbewerb 1986, l. Preis), Hamerlingstraße / Fischergasse, 3580 Horn | |
1988-1990 | Wohn- und Geschäftshaus Rennweg (Wettbewerb 1988, 2. Stufe), Landstraßer Hauptstraße 148, 1030 Wien | |
1989-1991 | Reihenhaussiedlung Pilotenweg II, Josef-Frank-Gasse, 1220 Wien | |
1991-1993 | Atelier- und Wohnhaus Schweighofer, Gärtnergasse, 3423 St. Andrä-Wördern | |
1992-1993 | Umbau und Erweiterung Haus M. Schweighofer, Hohenauergasse 6, 1190 Wien | |
1992-1995 | Studentenwohnhaus Erlachplatz, Van-der-Nüll-Gasse 26-28, 1100 Wien | |
1993-1996 | Wohnhausanlage Simmering, Kaiser-Ebersdorfer-Straße 15, 1110 Wien | |
1996/1999 | Kaiser-Franz-Josef-Spital, Geriatriezentrum (Wettbewerb 1996, 1. Preis), Kundratstraße 3, 1100 Wien | |
1998 | Auto-,, Handschuh", Gärtnergasse, 3423 St. Andrä-Wördern | |
2000 | Sitzungssaal der Fakultät für Architektur und Raumplanung, TU-Wien [Dachausbau], Karlsplatz 13, 1040 Wien |
Quellen (Auswahl)
Achleitner Friedrich, Österreichische Architektur, Band III/ 1-3 Residenz Verlag, Wien Salzburg 1990-2010
Kühn Christian (Hg.) Anton Schweighofer. Der stille Radikale, Springer, Wien- New York 2000
van Eyck Aldo. The Child, the City, and the Artist. Sun Publishers, Amsterdam 1962/2008