Bauvisitenarchiv: Arbeitsamt Liesing
Architektur: 1930 Ernst A. Plischke; Revitalisierung Hermann Czech
BauvisiteArbeitsamt Liesing
Architektur: 1930 Ernst A. Plischke; Revitalisierung Hermann Czech
Auftraggeberin: 1930 Ministerium für Soziale Verwaltung, Industrielle Bezirkskommission Wien; Revitalisierung SEG Stadterneuerungs- und Eigentumswohnungs-GesmbH
Planung und Errichtung: 1930–1931, Revitalisierung 1996–1997
„Mit deinem ersten Bau verdirbst du dir deine ganze Karriere“, berichtete Ernst Anton Plischke von der Reaktion seines Vaters auf das Arbeitsamt Liesing. Das in seiner Konsequenz im Sinne des International Style für Österreich einzigartige Gebäude machte den damals 28-jährigen Plischke jedoch durch zahlreiche internationale Publikationen bekannt. Dem im Grundriss T-förmigen, flach gedeckten Baukörper ist asymmetrisch der verglaste Quader des Treppenhauses vorgelagert. Die konsequent in breite Fensterbänder aufgelöste Straßenfassade ist nach dem von Le Corbusier ebenso wie von Josef Frank angewandten Prinzip der parallelen Diagonalen komponiert. Die Transparenz setzt sich im Inneren des Eisenbetonskelettbaus fort, wo sich die Warteräume um einen teilweise verglasten zentralen Schalterraum gruppieren.
Nach Veränderungen der Nazi-Zeit und Jahrzehnten der Vernachlässigung (trotz Plischkes wiederholtem Angebot den Ursprungszustand zu rekonstruieren) wurde nach Plischkes Tod dessen ehemaliger Schüler Hermann Czech vom Bauträger SEG, die das Gebäude von der Bundesimmobiliengesellschaft erworben hatte, 1996 mit der Revitalisierung und Adaptierung für Wohn- und Bürozwecke beauftragt. Anhand historischer Fotografien wurden soweit wie möglich der Originalzustand rekonstruiert und nachträgliche Zubauten entfernt. Unter anderem wurde auch die überraschende originale Farb- und Materialwirkung der grauen Faserzementplatten-Verkleidung des Gebäudes in Kombination mit kräftig blauen Fensterrahmen wiederhergestellt.
Durch die Nutzungsänderung waren außen auch gewisse Adaptationen wie die Vergrößerung der Fensterflächen für den neuen 335-m2-Bürobereich im Erdgeschoß und Terrassentüren für die beiden 67 und 99 m2 großen Wohnungen des Obergeschoßes notwendig. Czech setzte dabei die neuen baulichen Eingriffe an den Fassaden durch ihre rote Farbe von den blauen Rahmungen der ursprünglichen Fensterflächen ab.
Iris Meder