Fundstücke – Leerstände – Umnutzung – Recycling
Podiumsdiskussion"Nachdem wir uns […] die Aufgabe stellten, die Architektur neu zu überdenken, war as found für uns nicht nur die angrenzenden Gebäude, sondern auch all die Zeichen eines Ortes, die Erinnerungen erzeugen und die entschlüsselt werden, indem man herausfindet, wie sich das bestehende Gebäudegewebe des Ortes zu seiner heutigen Existenz entwickelt hat. […] Sobald man über Architektur nachdenkt, sollten ihre Schriftzeichen vom as found beeinflusst werden, um sie spezifisch für den Ort zu machen. Folglich war das as found eine neue Wahrnehmung des Gewöhnlichen, eine Aufgeschlossenheit dafür, wie prosaische ‚Dinge‘ unsere erfinderischen Tätigkeiten reaktivieren können." (Alison und Peter Smithson)
Fundstücke – Leerstände – Umnutzung – Recycling
Alison und Peter Smithson gehören zu den wesentlichen Protagonisten, die zur Auflösung des CIAM beigetragen haben. Ihre Kritik richtet sich gegen das tabula-rasa-Denken der Moderne, dem sie eine neue Ästhetik des as found entgegenstellen sowie Versuche, an ältere städtebauliche Formen – etwa die Straße – wieder anzuknüpfen. As found ist die "Kunst des Aufhebens, Umdrehens und Zusammenlegens", Kunst als "Prozess" und "wachsames Auge", die ein neues städtebauliches Verständnis möglich macht.
Auch wenn die Kritik an der Moderne mittlerweile zum common sense gehört, steht in Frage, ob sich tatsächlich Grundlegendes verändert hat. Gerade im Umgang mit den modernen Baustrukturen wiederholen sich deren Fehler und wird eher abgerissen und neu gebaut als zu einer prozessualen Stadtentwicklung gefunden. In besonderem Maßstab stellt sich die Frage des Umgangs mit der bestehenden Bausubstanz – in gesellschaftlicher als auch in energetischer Hinsicht – in den Städten Ostdeutschlands, von denen manche bis zu 50 % Leerstand verzeichnen. Ausgehend vom Projekt SUPERUMBAU – einem Kunst und Kommunikationsprojekt, das den Rückbau in Hoyerswerda, einer ehemaligen Vorzeigestadt der DDR, begleitet –, wird über die städtebaulichen Zugänge in den 60ern und 70ern, die Konzepte der Smithsons und gegenwärtige städtebauliche Ideen diskutiert.
Dorit Baumeister
Jg. 1963; Architektin; lebte zwischen dem 6. und 18. Lebensjahr in Hoyerswerda- Neustadt; nach dem Studium berufliche Tätigkeit in Berlin und Regensburg; 1992 Rückkehr nach Hoyerswerda und Gründung eines eigenen Architekturbüros; Initiatorin und Projektleiterin des Kunst- und Kommunikationsprojekts SUPERUMBAU.
Jesko Fezer
Jg. 1970; wiss. Mitarbeiter an der Universität der Künste Berlin, Studiengang Architektur; Mitherausgeber der Architekturzeitschrift "An Architektur – Produktion und Gebrauch gebauter Umwelt"; Einzel- und Gruppenausstellungen gemeinsam mit Axel John Wieder; Mitbetreiber der Buchhandlung "Pro qm" in Berlin; Projektleitung "Hier entsteht – Strategien partizipativer Architektur" (Ersatzstadt / Volksbühne Berlin). Lebt und arbeitet in Berlin.
Viktor Hufnagl
Jg. 1922; Architekturstudium u. a. an der Wiener Akademie der bildenden Künste bei Clemens Holzmeister; seit 1949 selbstständige Büros in Salzburg und Linz und seit 1959 in Wien; 1965 Gründungsmitglied der ÖGFA; 1966 ÖGFA-Ausstellung: Neue städtische Wohnformen (mit Traude und Wolfgang Windbrechtinger); 1976-83 Mitglied des Fachbereichs für Stadtplanung der Stadt Wien; Bauten u.a.: Hauptschule Weiz, 1964-68; Wohnhausanlagen "Am Schöpfwerk", 1967-80, Gerasdorferstraße 1980-82; Kirche "Am Schöpfwerk", 1977-81; Gestaltungskonzept für den gesamten Donaukanalbereich, Wien.
Maja Lorbek
Jg. 1963; Architekturstudium an der TU Graz; Forschungprojekte mit Schwerpunkt Schulbau und innovative Sanierung.