Bestand der Moderne
Kontinuität und Herausforderung
SymposiumMit einem internationalen Symposium widmet sich die ÖGFA im Rahmen des Schwerpunktprogramms Status Quo Vadis – Die Zukunft der Architektur als Prognose und Programm, Teil II: Neue Aufgaben in der Planungspraxis der Auseinandersetzung mit dem Baubestand der Moderne.
Das Thema „Bauen im Bestand“ stellt sich als unumgängliche Notwendigkeit dar – auch vor dem Hintergrund der sich abzeichnenden Ressourcenknappheit und demographischer Verschiebungen. Dennoch beschränken sich Realisierungen im Bestand nach wie vor meist auf ökonomische und ästhetische Verwertung. Während Bauten aus dem 19. Jahrhundert oder früherer Epochen zu dieser Verwertung geradezu einzuladen scheinen, setzt der Bestand der Moderne derlei ahistorischem, weitgehend auf das Gegensatzpaar alt/neu reduzierbarem Denken allerdings Grenzen oder zumindest schwer aufzulösende Widersprüche entgegen.
Das ÖGFA-Symposium thematisiert diese Frage aus unterschiedlichen Blickwinkeln:
Die Schindler Lecture #10 am 27.11. mit Flora Ruchat Roncati und Sandra Giraudi streift mit einem „Dialog der Generationen“ die Möglichkeiten und inneren Widersprüche einer als Tradition verstandenen Moderne.
Am Samstag, 28.11. beginnt Maria Welzig die Fachtagung mit einem exemplarischen Blick auf das kulturelle Gewicht des Erbes der Wiener Moderne des 20. Jahrhunderts, Gaetano Licata geht in Bezug auf Bauten der Nachkriegsmoderne von einer prinzipiellen Disposition zur Veränderbarkeit aus und untersucht die Grundlagen dieser Disposition in der Theorie der Moderne. Bruno Reichlin setzt sich in seinem Vortrag mit der Aufgabe der vom konkreten Bauwerk ausgehenden Forschung auseinander.
Eine Reihe von Kurzvorträgen breitet am Samstag Nachmittag anhand von Fallbeispielen aus Italien, Deutschland und der Schweiz ein Spektrum von vorbildlichen Arbeiten am Bestand der Moderne aus, das von der extremen Minimierung des Eingriffs bis zum kompletten Abriss mit anschließendem adaptiertem Nachbau, von der radikalen Uminterpretation bis zum originalgetreuen Rückbau reicht.
Seinen Abschluss findet das Symposium in einer Podiumsdiskussion, welche die Thematik mit den politischen Rahmenbedingungen verbindet, denen sich die Aufgabe einer intelligenten Arbeit am Bestand der Moderne in Wien derzeit stellen muss. Damit soll die dramatische Achtlosigkeit im Umgang selbst mit herausragenden Meisterwerken der Wiener Moderne, die sich in den letzten Jahren eingeschlichen hat, ebenso aufgezeigt werden, wie das virulente und bis jetzt vernachlässigte Problem der großen Masse der in die Jahre gekommenen Bauten der Wiederaufbau- und der Boomjahre.
Die Voraussetzungen für eine Trendwende werden zu diskutieren sein.
Zur Volltextversion, zur Schindler Lecture #10 und zum Detailprogramm.
Programm:
Freitag, 27. November 2009, 19 Uhr
Wiener Secession, Friedrichstraße 12, 1010 Wien
Schindler Lecture #10
Bestand – Übergang
Flora Ruchat Roncati im Dialog mit Sandra Giraudi
Samstag, 28. November 2009, Beginn 9 Uhr
TU Wien, Hauptgebäude, Kuppelsaal, Karlsplatz 13, Stiege I, 4. Stock, 1040 Wien
Internationale Tagung
Bestand der Moderne
Vorträge
Anlassfälle der Wiener Moderne
Maria Welzig, Wien, A
Transformabilität der Moderne
Gaetano Licata, Palermo, I
Das Erbe produzieren
Bruno Reichlin, Mendrisio, CH
Fallbeispiele
Verwaltungsbau Eternit Niederurnen, (2003–2004)
Martin Boesch, Zürich, CH
Cité du Lignon, Genf, (2008–)
Franz Graf, Genf, CH
Grundschule Rolandstraße, Düsseldorf, (2004–2006)
Klaus Legner, Moers, D
Studentenwohnungen Olympisches Dorf, München, (2006–2009)
Rainer Hofmann, München, D
Bundesschule in Bernau (2002–2007)
Winfried Brenne, Berlin, D
Hallenstadion Zürich (1993–2006)
Ruggero Tropeano, Zürich, CH
Round Table
Verfallsdaten - Erhaltungsfälle
Trendwende im Umgang mit dem Bestand der Wiener Moderne?
Diskussion mit:
Rudi Schicker, Planungsstadtrat Wien
Friedrich Dahm, Landeskonservator der Stadt Wien
Gaetano Licata, Architekt, Italien
Bruno Reichlin, Architekt, Kulturtheoretiker, Schweiz
Maria Welzig, Kulturhistorikerin, Wien
Susanne Veit, Architektin, ÖGFA-Vorstandsvorsitzende
Moderation:
Christian Kühn, Architekturtheoretiker, Wien
Kuratierung: Elise Feiersinger, Andreas Vass, Susanne Veit