Wunsch und Wirklichkeit: Wiener Planwerke 1: bis 1970
Renate Banik-Schweitzer und Maria Welzig, AUT
Vortrag und DiskussionAm Beginn des neuen Themenschwerpunkts stehen zwei Abende, bei denen einerseits anhand konkreter Beispiele die Diskussion über Planung in der Zwischenstadt eingeleitet werden soll; andererseits geht es dabei um ganz grundsätzliche, theoretische Fragen: Was kann Planung überhaupt erreichen? Wie sehr hat sich dies in den vergangenen hundert Jahren verändert? Wie groß ist der Abstand zwischen Absicht und Umsetzung, zwischen Wunsch und Wirklichkeit? In einem Satz: Welche Auswirkungen in der Realität hat großmaßstäbliche Planung? Dahinter steht auch das Infragestellen des „Mythos Planung“.
Eine Beurteilung dieser Fragen soll möglich werden anhand der Betrachtung der großen Wiener Planwerke des vergangenen Jahrhunderts. Viele davon sind weithin bekannt, doch wurde bisher selten eine evaluatorische Perspektive auf sie angewandt. Dies soll überblicksartig, soweit das die Betrachtung derart großer Zeiträume zulässt, durch jeweils zwei Kurzvorträge und anschließende Diskussion unter den Vortragenden, weiteren ExpertInnen und den BesucherInnen an zwei Abenden geleistet werden. Die beiden Vorträge werden jeweils etwa eine halbe Stunde dauern, daran schließt die Diskussion an.
Gründerzeit bis 2. Weltkrieg
Vortrag Renate Banik-Schweitzer
Die Grundlagen für den ersten Abschnitt im betrachteten Zeitraum, den Beginn der liberalen Planung, werden unter anderem durch die neue, kapitalistische Bauordnung von 1859 und die Ringstraßenplanungen gelegt. Wichtige Schritte sind die Planung der Donaustadt in Folge der Donauregulierung und die Einrichtung des Regulierungsbüros 1893, das den Generalregulierungsplan für Wien umsetzen sollte. Leiter des Büros war Heinrich Goldemund, der auch für den Schutz des Wald- und Wiesengürtels verantwortlich war. Ein wichtiger Einschnitt war das Ende des Ersten Weltkriegs und das Wohnbauprogramm des „Roten Wien“.
Wiederaufbau bis Rainer
Vortrag Maria Welzig
Nach dem Zweiten Weltkrieg stand der Wiederaufbau im Mittelpunkt des Interesses. Die erste gesamtstädtische Planung erfolgte durch den Stadtplanungsleiter Karl Heinrich Brunner. Mit Roland Rainers Bestellung zum Wiener Stadtplaner im Jahr 1958 realisierte sich der Umbruch zur funktionalistischen Planung der gegliederten, aufgelockerten Stadt. Rainer trat bereits 1962 wieder zurück, weil die Unterstützung für seine Planung durch die Stadtpolitik fehlte. Von nun an wurden die Planungsagenden wieder magistratsintern wahrgenommen.
Renate Banik-Schweitzer
ist Stadthistorikerin und ehemalige Mitarbeiterin des Wiener Stadt- und Landesarchivs, Mitherausgeberin des Historischen Atlas von Wien. Publikationen: Urban Form. Städtebau in der postfordistischen Gesellschaft, 2003 (mit Eve Blau); Architektur Wien. 500 Bauten, 1998 (mit August Sarnitz, Dietmar Steiner).
Maria Welzig
ist Kunst- und Architekturhistorikerin. Publikationen: Die Architektur und ich, 2003 (mit Gerhard Steixner); Josef Frank. Das architektonische Werk, 2001.