Radtour: Stadtlandschaft Wien-Süd
ExkursionDie Radtour ist etwa 30 Kilometer lang, die Fahrzeit beträgt etwa vier Stunden. Zwischen den Abschnitten machen wir eine Pause von rund einer Stunde, bei der wir Station in einem Cafe machen.
Innerhalb der Stadtgrenze Wiens folgt die Tour fast ausschließlich offiziellen Radwegen, in Niederösterreich wird teilweise auf Landstraßen gefahren. Die Straßen sind teils geschottert, bitte achten Sie auf geeignete Bereifung. Weiters bitten wir um Überprüfung ihrer Ausrüstung sowie um Mitnahme von ausreichend Getränken und dem Wetter angepasster Kleidung. Die Verwendung eines Fahrradhelms wird empfohlen.
Aufgrund des Streckenverlaufs ist die Tour für Kinder mit eigenem Rad nicht geeignet. Bei Regen wird die Radtour an einem Ersatztermin abgehalten.
Die Teilnahme an der Tour erfolgt auf eigene Gefahr. Die ÖGFA übernimmt keinerlei Haftung.
Bei der Radtour Stadtlandschaft erkunden wir anhand des Beispielgebiets Wien-Süd zwischen Favoriten und Brunn am Gebirge typische Phänomene der so genannten Zwischenstadt, der Stadtlandschaft. Unvermitteltes Aneinanderstoßen verschiedener monofunktionaler Nutzungszonen, mangelhafte Vernetzung dieser Zonen, fehlende Zentrierungen, Pkw-Orientierung, mögliche und fehlende Identifikationskerne, Effekte von Planungsgrenzen und -methoden werden deutlich, Phänomene der Stadtlandschaft erfahrbar.
Thomas Sieverts stellte in seinem Buch über die Zwischenstadt von 1997 fest, dass die von ihm thematisierten Gebiete auch deshalb nicht adäquat beplant seien, weil sie nicht wahrgenommen würden. Die Stadtlandschaft ist ein ästhetisches Problem im Sinne eines Wahrnehmungsproblems – diese großräumigen, häufig ziemlich leer wirkenden, dann wieder abrupt differenzierten Areale können natürlich nicht so erfahren werden, wie das für spazierende PassantInnen im historischen Stadtkern möglich ist.
Deshalb bietet die Durchquerung einer großen Strecke in der Stadtlandschaft von Norden nach Süden, von der Höhe des zehnten Bezirks über die Geländekante Laaer Berg/Wiener Berg hinunter in das Wiener Becken einen Querschnitt durch einen solchen Großraum. Mit dem Fahrrad ist man einerseits schnell genug, eine ausreichend große Strecke zu durchqueren, um anhand von Wechseln und Ähnlichkeiten Charakteristiken der Stadtlandschaft zu erkennen. Andererseits ist das Fortkommen nicht so schnell, dass sich die Wahrnehmung auf einen Bewegungstunnel verengt, wie das beim Pkw der Fall ist. Und das Rad ermöglicht Zugang zu Bereichen, die dem motorisierten Verkehr verwehrt sind. Denn solche gibt es, man glaubt es kaum, auch in der Zwischenstadt.
Die Tour startet am Reumannplatz in Favoriten, bei der U-Bahn-Endstation, im noch städtischen Kontext, um dann sehr rasch, ab dem FavAC-Platz, in typisch zwischenstädtische Gefilde zu gelangen. Es geht über ein Paradeprojekt der Rainerschen Stadtplanung der 1960er Jahre, den Eisenstadtplatz, nach Monte Laa, dem von Porr errichteten neuen Stadtteil über der Südost-Tangente, der teilweise bereits fertig gestellt ist. Von dort passieren wir das Horrstadion der Austria und den Verteilerkreis Favoriten, um schließlich quer durch Kleingartenanlagen und Wohnsiedlungen ins Erholungsgebiet Wienerberg zu gelangen, von wo aus man einen großartigen Blick über den Süden Wiens genießt.
Von der Wienerberg City ausgehend folgen wir zunächst der Triester Straße abwärts Richtung Süden, entlang des Golfplatzes, um dann zwischen Bahntrasse und Autobahn, beim Knoten Inzersdorf, nach Osten entlang des Liesingbaches weiterzufahren. Entlang der Liesing gelangt man vorbei am alten Ortskern von Inzersdorf zum Industriegebiet Inzersdorf, nach Blumental, und schließlich entlang der Pottendorfer Linie der ÖBB nach einem kurzen Blick hinüber nach Rothneusiedl zur S1, der Wiener Außenring-Schnellstraße. Nach dem Queren der Stadtgrenze geht es weiter durch die Felder und entlang der Laxenburger Straße Richtung Hennersdorf sowie zum Seepark Vösendorf und durch den Ortskern von Vösendorf zum Vösendorfer Schloss, wo wir eine Pause einlegen.
Die Route folgt dann weiter dem Siedlungsrand von Vösendorf nach Westen, wo die überbaute S1, die Schönbrunner Allee und die Südautobahn über- bzw. unterquert werden, bevor man ins Industriegebiet Vösendorf-Siebenhirten gelangt und, nach Unterquerung der Allander Autobahn, ins fahrradfeindliche Areal der Shopping City Süd kommt, eines der größten Einkaufszentren am europäischen Kontinent. Hier folgen wir zwischen Triesterstraße und Badner Bahn auf der einen und der Südautobahn auf der anderen Seite dem Straßensystem der Einkaufsstadt nach Süden. Die Erschließungsstraßen der SCS sind vernünftigerweise mit dem Fahrrad nur sonntags zu befahren. Am Südende dieses Abschnitts befindet sich die Blaue Lagune, der Fertighauspark, der Vorbild für viele der bis hier durchfahrenen Wohngebiete ist.
Kurz bevor man auf die Autobahnauffahrt gelangt, kann man nach einem kleinen Stück Radschieben die Triesterstraße unterqueren und kommt in die Südstadt. Als „neue Stadt“ im Gemeindegebiet von Maria Enzersdorf stellt sie ebenfalls ein Parade-Planungsprojekt der 1960er Jahre dar. Schließlich fahren wir vorbei am „Golf & Country Club Brunn“ zu unserer Endstation am Bahnhof Brunn am Gebirge, von wo wir die Rückfahrt zum Wiener Südbahnhof mit der S-Bahn antreten.
Tourverlauf
13.00 Treffpunkt Bürgergasse, Ecke Reumannplatz
13.15 Abfahrt (pünktlich!): FavAC-Platz, Eisenstadtplatz, Monte Laa, Südost-Tangente, Horr-Stadion, Verteilerkreis, Kleingärten Anningerweg, Wienerberg;
Wienerberg City, Knoten Inzersdorf, Liesingbach, Inzersdorf, Industriegebiet;
Blumental, Rothneusiedl, S1, Vösendorf, Seepark Vösendorf, Schloss Vösendorf
ca. 15.45 Pause mit Einkehr beim Schloss Vösendorf
ca. 16.45 S1 Vösendorf-Siebenhirten, Knoten Vösendorf;
Shopping City Süd, Blaue Lagune, Südstadt, Maria Enzersdorf, Brunn am Gebirge
ca. 18.00 Ankunft Bahnhof Brunn am Gebirge, von dort Rückfahrt mit der S-Bahn zum Südbahnhof. (Für die Rückfahrt mit dem Rad ist eine Fahrrad-Tageskarte der ÖBB nötig.)