ÖGFA_Stadtdiskursvisite 03: Bauplatz Prater, Rundgang mit Diskussion - Peter Klopf, Thomas Proksch, Brigitte Redl-Manhartsberger
SonstigesWelchen Wert hat der Grünraum im „Geschäft mit der Stadt“? Hochprofitable Baulandreserve oder unverwertbarer Erholungraum? Verdichtungspotential oder notwendiger Ausgleich zur verdichteten Stadt?
Der Wiener Prater, in der Vorstellung der meisten StadtbewohnerInnen wohl nach wie vor die grüne Lunge der Stadt, gleicht im Stadtplan, nüchtern betrachtet, eher der Zufallsfigur eines Rorschachtests: ein von Raupen zerfressenes Blatt im Spätherbst? Der Beschneidung im öffentlichen Interesse (Hochwasserschutz), der temporären Besetzung, die durch Nachnutzung bis ins 21. Jahrhundert verlängert wurde (Weltausstellung, Messehallen), den ephemeren, aber sehr beständigen Vergnügungsbauten (Volksprater), der Selbstversorgung und individualisierten Erholung (Kleingärten), den Clubs, Sportbauten und Trainingsplätzen mitsamt dem Straßennetz zu deren Erschließung folgten in den letzten Jahren weitgehend introvertierte und/oder isolierte, durchwegs aber auf Dauer angelegte bauliche Großkomplexe (Messe Wien, Campus WU, Viertel 2), die den vorgestellten Prater als Flächenressource einer realen Stadt der dissoziierten Blasen verwerten.
Ein übergreifendes räumliches Leitbild, das die Entwicklungen an der U2 und entlang der 2007 lancierten, frei zu vermarktenden „Waterfront“ mit dem Prater als dem zentralen, mit dem Grünraum Donauinsel/Alte Donau vernetzten Erholungsraum (Roland Rainers Vorschlag im Planungskonzept Wien, 1962) zusammen denken würde, fehlt. An den Rändern des Trabrennareals Krieau, das als einziges nach Abbruch der Weltausstellungsbauten dem Freiraum – wenn auch nicht dem des offenen Volksparks – zurückgegeben wurde, steht nun der nächste Schritt einer permanenten Urbanisierung des Praters unmittelbar bevor und erregt die Gemüter. Die Stadtdiskursvisite 03 wird den Verwertungsinteressen am und im Prater gewidmet sein.
Text: Andreas Vass
Peter Klopf
Studium der Architektur an der Hochschule für angewandte Kunst. Von 1978 bis 2010 bei der Stadtplanung in Wien beschäftigt. Fokus: Stadtteilentwicklungsplanungen; Erarbeitung von diversen Entwicklungskonzepten, z.B. für das Gebiet Prater-Messe-Krieau-Stadion; städtebauliches Leitbild für den Bereich U2 Praterstern bis Donaustadtbrücke. Ausstellungskurator. Zuletzt Zielgebietskoordinator für die Waterfront rechtes Donauufer.
Thomas Proksch
Studium „Landschaftsökologie und Landschaftsgestaltung“ an der Universität für Bodenkultur, Diplom 1987; seit 1988 Lehrtätigkeit an verschiedenen Hochschulen, u.a. an der Universität für Bodenkultur und an der Akademie der bildenden Künste; 1991 Gründung des Landschaftsplanungsbüros LAND IN SICHT; seit 1996 Ingenieurkonsulent für Landschaftsplanung und Landschaftspflege; Zahlreiche Projekte und Gutachten, sowie Sachverständigen- und Beratungstätigkeit u.a. auf den Gebieten der Landschaftsplanung, der Landschaftsökologie und der Umweltverträglichkeit.
Special guest: Brigitte Redl-Manhartsberger