Bauvisite 70: Restaurant Kahlenberg
Architektur: Erich Boltenstern, Leopold Ponzen
Bauvisite
21
May
Architektur: Erich Boltenstern, Leopold Ponzen 1932-1936
Es führen Iris Meder und Judith Eiblmayr.
Der Umgang mit dem architektonischen Erbe der Wiener Moderne ist noch immer ein zwiespältiger. Derzeit sind das Kahlenberg-Restaurant und -Hotel akut vom Abriss bedroht. Der Abbruch des Ensembles, das sich im "Landschaftsschutzgebiet Döbling" befindet, wurde am 11. Mai im Wiener Stadtsenat genehmigt. MA 21 A und MA 37 hatten dem Abbruch bereits zugestimmt.
Bis zur drohenden endgültigen und rechtskräftigen Erteilung der Abbruchgenehmigung bleibt eine Frist von anderthalb Wochen. Auf Initiative der Wiener Grünen sollen zur Bauvisite der ÖGFA neben renommierten Fachleuten auch Vertreter wichtiger Medien geladen werden und die Begehung mit genauerer Betrachtung des Bestandes und seiner architektonischen Qualität als Mittel zur Schaffung einer Öffentlichkeit dienen, die den Abriss des Baus noch verhindern könnte.
Die Kahlenberg-Neubebauung war 1932 Gegenstand eines vom Österreichischen Werkbund ausgeschriebenen Wettbewerbs. Das Großprojekt mit Re-staurant, Aus-sichts-terrassen, Milchtrinkhalle, Heil- und Wettkampfbad, Tennisplätzen, Fest-spiel-platz und diversen anderen Freizeitanlagen war ein wichtiges Präsentationsforum der Wiener Architekten. Die ausführenden Architekten Erich Boltenstern und Leopold Ponzen gewannen den Wettbewerb ex aequo mit der Arbeitsgemeinschaft Carl Witzmann/Otto Niedermoser u. a. vor Oswald Haerdtl, Ernst Lichtblau, Peter Behrens und Ernst Plischke.
Das Projekt wurde erst 1934-36 im Zusammenhang mit der Hö-henstraße in der reduzierten Form eines Ausflugsrestaurants auf drei Terrassen-Ebenen in zwei Bauphasen re-a-lisiert. Dabei wurden die Fundamente und Teile der Mauern des gründerzeitlichen Ausflugsrestaurants wiederverwendet. Anfang der sechziger Jahre wurde östlich des Restaurants ein Hotel nach Entwürfen von Hermann Kutschera angebaut und Teile des Restaurants umgestaltet. Dennoch ist die Substanz des nach wie vor als Restaurant betriebenen Boltenstern-Baus in weiten Teilen in gutem Zustand erhalten, wärend das vor rund 15 Jahren geschlossene Hotel verfällt.
Der Bau des Kahlenberg-Restaurants ist eines der sehr wenigen Zeugnisse für im Sinne der Moderne gelöste größere Bauaufgaben im Wien der Zwischenkriegszeit. Er ist einer reflektierten Haltung mit selbstbewusstem Respekt vor Topografie und genius loci im Sinne der Schule Oskar Strnads und Josef Franks verpflichtet und nimmt daher in der Wiener Baugeschichte eine wichtige Rolle ein.
Erich Boltenstern (1896-1991) war eine der zentralen Figuren der Wiener Architekturszene der Vor- und Nachkriegszeit. Seine Fähigkeit, die Grundprinzipien der Wiener Moderne konsensfähig zu machen, brachte ihm in den fünfziger Jahren große Aufträge wie den "Ringturm" für die Wiener Städtische Versicherung, Wohn- und Bürobauten für die Österreichische Nationalbank und den Wiederaufbau der Staatsoper ein. Boltenstern spielte in der Wiener Architektenschaft eine wichtige Rolle. Bis 1938 unterrichtete er an der Akademie der bildenden Künste, nach 1945 erhielt er zwei Professuren an der Technischen Universität, war Mitglied des Technischen Beirates für den Wiederaufbau von Wien und der österreichischen Gruppe der Internationalen Kongresse für neues Bauen CIAM und stand der Zentralvereinigung der Architekten Österreichs vor.
Leopold Ponzen (1892-1946) emigrierte nach den nationalsozialistischen "Anschluss" Österreichs nach Shanghai, wo er kurz vor seiner geplanten Rückkehr nach Wien starb.
Der umfangreiche Nachlass von Erich Boltenstern wird derzeit von Judith Eiblmayr und Iris Meder katalogisiert. Das Wien Museum wird im Herbst 2005 eine von ihnen kuratierte große Boltenstern-Personale zeigen.
Erklärung des Vorstandes der Österreichischen Gesellschaft für Architektur – ÖGFA
Derzeit sind das Kahlenberg-Restaurant und -Hotel akut vom Abriss bedroht. Der Bau des Kahlenberg-Restaurants nach Entwürfen von Erich Boltenstern (1896-1991) und Leopold Ponzen (1892-1946) ist eines der wenigen Zeugnisse für im Sinne der Moderne gelöste größere Bauaufgaben im Wien der Zwischenkriegszeit. Er ist einer reflektierten Haltung mit selbstbewusstem Respekt vor Topografie und genius loci im Sinne der Schule Oskar Strnads und Josef Franks verpflichtet. Damit nimmt er in der Wiener Baugeschichte eine wichtige Stellung ein. Trotz teilweiser Umbauten ist die Substanz des nach wie vor als Restaurant betriebenen Boltenstern-Baus in weiten Teilen in gutem Zustand erhalten. Wir sprechen uns daher nachdrücklich für eine Erhaltung und Unter-Schutz-Stellung des Baus aus.
Die Teilnahme an der Bauvisite erfolgt auf eigene Gefahr. Veranstalter und Bauherr übernehmen keinerlei Haftung.
Wir danken für ihre Unterstützung: Kammer Arch+Ing für W, NÖ, B, Sektion Architekten, BKA – Kunstsektion und MA 7 – Wissenschafts- und Forschungsförderung.
Es führen Iris Meder und Judith Eiblmayr.
Der Umgang mit dem architektonischen Erbe der Wiener Moderne ist noch immer ein zwiespältiger. Derzeit sind das Kahlenberg-Restaurant und -Hotel akut vom Abriss bedroht. Der Abbruch des Ensembles, das sich im "Landschaftsschutzgebiet Döbling" befindet, wurde am 11. Mai im Wiener Stadtsenat genehmigt. MA 21 A und MA 37 hatten dem Abbruch bereits zugestimmt.
Bis zur drohenden endgültigen und rechtskräftigen Erteilung der Abbruchgenehmigung bleibt eine Frist von anderthalb Wochen. Auf Initiative der Wiener Grünen sollen zur Bauvisite der ÖGFA neben renommierten Fachleuten auch Vertreter wichtiger Medien geladen werden und die Begehung mit genauerer Betrachtung des Bestandes und seiner architektonischen Qualität als Mittel zur Schaffung einer Öffentlichkeit dienen, die den Abriss des Baus noch verhindern könnte.
Die Kahlenberg-Neubebauung war 1932 Gegenstand eines vom Österreichischen Werkbund ausgeschriebenen Wettbewerbs. Das Großprojekt mit Re-staurant, Aus-sichts-terrassen, Milchtrinkhalle, Heil- und Wettkampfbad, Tennisplätzen, Fest-spiel-platz und diversen anderen Freizeitanlagen war ein wichtiges Präsentationsforum der Wiener Architekten. Die ausführenden Architekten Erich Boltenstern und Leopold Ponzen gewannen den Wettbewerb ex aequo mit der Arbeitsgemeinschaft Carl Witzmann/Otto Niedermoser u. a. vor Oswald Haerdtl, Ernst Lichtblau, Peter Behrens und Ernst Plischke.
Das Projekt wurde erst 1934-36 im Zusammenhang mit der Hö-henstraße in der reduzierten Form eines Ausflugsrestaurants auf drei Terrassen-Ebenen in zwei Bauphasen re-a-lisiert. Dabei wurden die Fundamente und Teile der Mauern des gründerzeitlichen Ausflugsrestaurants wiederverwendet. Anfang der sechziger Jahre wurde östlich des Restaurants ein Hotel nach Entwürfen von Hermann Kutschera angebaut und Teile des Restaurants umgestaltet. Dennoch ist die Substanz des nach wie vor als Restaurant betriebenen Boltenstern-Baus in weiten Teilen in gutem Zustand erhalten, wärend das vor rund 15 Jahren geschlossene Hotel verfällt.
Der Bau des Kahlenberg-Restaurants ist eines der sehr wenigen Zeugnisse für im Sinne der Moderne gelöste größere Bauaufgaben im Wien der Zwischenkriegszeit. Er ist einer reflektierten Haltung mit selbstbewusstem Respekt vor Topografie und genius loci im Sinne der Schule Oskar Strnads und Josef Franks verpflichtet und nimmt daher in der Wiener Baugeschichte eine wichtige Rolle ein.
Erich Boltenstern (1896-1991) war eine der zentralen Figuren der Wiener Architekturszene der Vor- und Nachkriegszeit. Seine Fähigkeit, die Grundprinzipien der Wiener Moderne konsensfähig zu machen, brachte ihm in den fünfziger Jahren große Aufträge wie den "Ringturm" für die Wiener Städtische Versicherung, Wohn- und Bürobauten für die Österreichische Nationalbank und den Wiederaufbau der Staatsoper ein. Boltenstern spielte in der Wiener Architektenschaft eine wichtige Rolle. Bis 1938 unterrichtete er an der Akademie der bildenden Künste, nach 1945 erhielt er zwei Professuren an der Technischen Universität, war Mitglied des Technischen Beirates für den Wiederaufbau von Wien und der österreichischen Gruppe der Internationalen Kongresse für neues Bauen CIAM und stand der Zentralvereinigung der Architekten Österreichs vor.
Leopold Ponzen (1892-1946) emigrierte nach den nationalsozialistischen "Anschluss" Österreichs nach Shanghai, wo er kurz vor seiner geplanten Rückkehr nach Wien starb.
Der umfangreiche Nachlass von Erich Boltenstern wird derzeit von Judith Eiblmayr und Iris Meder katalogisiert. Das Wien Museum wird im Herbst 2005 eine von ihnen kuratierte große Boltenstern-Personale zeigen.
Erklärung des Vorstandes der Österreichischen Gesellschaft für Architektur – ÖGFA
Derzeit sind das Kahlenberg-Restaurant und -Hotel akut vom Abriss bedroht. Der Bau des Kahlenberg-Restaurants nach Entwürfen von Erich Boltenstern (1896-1991) und Leopold Ponzen (1892-1946) ist eines der wenigen Zeugnisse für im Sinne der Moderne gelöste größere Bauaufgaben im Wien der Zwischenkriegszeit. Er ist einer reflektierten Haltung mit selbstbewusstem Respekt vor Topografie und genius loci im Sinne der Schule Oskar Strnads und Josef Franks verpflichtet. Damit nimmt er in der Wiener Baugeschichte eine wichtige Stellung ein. Trotz teilweiser Umbauten ist die Substanz des nach wie vor als Restaurant betriebenen Boltenstern-Baus in weiten Teilen in gutem Zustand erhalten. Wir sprechen uns daher nachdrücklich für eine Erhaltung und Unter-Schutz-Stellung des Baus aus.
Die Teilnahme an der Bauvisite erfolgt auf eigene Gefahr. Veranstalter und Bauherr übernehmen keinerlei Haftung.
Wir danken für ihre Unterstützung: Kammer Arch+Ing für W, NÖ, B, Sektion Architekten, BKA – Kunstsektion und MA 7 – Wissenschafts- und Forschungsförderung.