WO GOTT WOHNT - moderne Sakralbauten in Wien
ArchitekturtageWo immaterielle Werte beheimatet sind, können auch neue Möglichkeiten für Architektur entstehen. Anlässlich der zeitgleich stattfindenden "Langen Nacht der Kirchen" besuchen wir einen Klassiker des modernen katholischen Sakralbaus und zwei aktuelle Lösungen im dichten, von zahllosen Sinneseindrücken geprägten städtischen Gefüge, die alle drei in unterschiedlicher Form und vor unterschiedlichen Hintergründen auf die Reduktion und Bündelung architektonischer Mittel setzen und damit Räume für Besinnung und Einkehr, aber auch für Feierliches schaffen.
In ungewöhnlicher Lage zwischen der U-Bahn-Trasse und den Kleingartensiedlungen des Praters richtete das Büro BEHF eine Synagoge im neuen Zentrum der Israelitischen Kultusgemeinde ein, die sowohl von den SchülerInnen der Zwi-Peres-Chajes-Campus als auch von den BewohnerInnen des Maimonides-Altenheims benutzt wird. Eine Wandstruktur aus rückseitig vergoldeten innenliegenden Eichenholz-Fensterläden gibt dem Betonbau eine warme Anmutung.
Bereits 1956-58 richtete der kürzlich verstorbene Architekt Ottokar Uhl im Erdgeschoss eines innerstädtischen Wohnhauses im Universitätsviertel die Studentenkapelle der katholischen Hochschulgemeinde ein. Durch den seit seiner Entstehung vielfach publizierten, in seiner Kargheit seinerzeit revolutionären Bau führt mit Bernhard Steger einer der renommiertesten Uhl-Experten.
Eine Neustrukturierung und Klärung der Räumlichkeiten der Gemeinde wünschte sich die Lutherische Stadtkirche in der Dorotheergasse. Das in Wien und Aachen ansässige Bühro huhs & hanenberg stattete die gewölbten Räume eines säkularisierten Klarissinnen-Klosters aus dem 16. Jahrhundert mit einer differenzierten Lichtregie und einem "Rückgrat" in Form eines durchgehenden Möbelbandes aus, das viele Funktionen von Garderobe bis Buffet aufnimmt.