Erstes Wiener Strohhaus, 2003
ArchitekturtageFührungen/sprevádza um 13 Uhr, 13.40 Uhr und 14.20 Uhr
Architektur: allmermacke (Karen Allmer, Florian Macke)
Auftraggeber: Karen Allmer, Florian Macke
Statik: Reinhard Schneider
Bauphysik: Thomas Zelger, Erwin Schwarzmüller
Planung und Errichtung: 2002–2003
Gegeben war ein L-förmiges ebenerdiges Hofgebäude mit Pultdach, dessen Erdgeschoß nach der Parifizierung des Vorderhauses als Garage genutzt wurde. Karen Allmer und Florian Macke erwarben das Dachgeschoß, um es zu Wohnung und Atelier auszubauen. Prämisse war dabei ein ökologischer, ressourcenschonender Bau bei geringem Budget. Auf das bestehende Erdgeschoß wurde eine leichte Holz-Skelettkonstruktion gesetzt und dabei bestehende Feuermauern und Teile des abgetragenen Dachstuhls ebenso wiederverwendet wie die alten Dachziegel. Das Pultdach wurde durch ein flaches Walmdach mit großem Überstand ersetzt, das die Belichtung der umliegenden Wohnungen im Vergleich zum Altbestand verbessert.
Die Wände sind teils schiebbare Glasflächen in Passiv- bzw. Niedrigenergiehaus-Standard. Trotz der Lage im Hof entstanden durch den Dachüberstand und vorgelegte Veranden blickgeschützte Zonen. Im Inneren überrascht die räumliche Differenzierung des einfachen Baukörpers. Eine zweiläufige Treppe aus Metallgitterrosten erschließt zwei Zwischengeschoße mit Sanitärräumen, Wohn- und Büroflügel und jeweils eine Galerie.
Seinen Namen gab dem „Strohhaus“ die innenliegende Dämmung des Walmdaches mit Strohballen. Nach langen Verhandlungen durften im Rahmen der Verordnung zu Erleichterungen für Kleinhäuser brennbare Dämmstoffe der Klasse B2 verwendet werden. Das kostengünstige Stroh war aus Feuerschutzgründen innen und außen mit Gipsfaserplatten zu verkleiden. Darüber liegt an Innenwänden und Dachschräge feuchtigkeitsregulierender Lehmputz, eine Gastherme speist die Wandheizung.
Die Kosten des in nur neun Monaten errichteten, in seiner dezenten Ästhetik unprätentiösen 180-m2-Stadt-Bungalows lagen unterhalb derer des sozialen Wohnbaus. Das Interesse von Nachbarn, Laien und Fachleuten gibt dem intelligenten Beispiel städtischer Nachverdichtung Recht.
Iris Meder