niederoesterreich freitag
Niederösterreich / Dolné RakúskoFreitag / Piatok, 27.9.
ArchitekturtageArchitektur in Niederösterreich 2002
Noch vor zehn Jahren wurde Niederösterreich als architektonische Wüste
bezeichnet. Die Architekten litten unter restriktiven Bauvorschriften, und
eine schwerfällige Postmoderne diente für Banken und Wohnanlagen als
gültiger Stil. Aber mit dem innovatorischen Impuls, den die Bauten des
Regierungsviertels St. Pölten auslösten, insbesondere jener für den
Kulturbezirk, aber auch der Kunsthalle in Krems, begann ein neuer
offizieller Wind durch das Land unter der Enns zu wehen, der von der
allgemeinen Konjunktur für Architektur weiter angefacht wurde. Private
trauten sich plötzlich, Architekten zu beauftragen, von denen sie sich ein
beachtetes zeitgenössisches Bauwerk erhofften. Und da und dort konnte - nach
einem Wettbewerb - in einer Stadt einer ihrer Söhne, der Architektur
studiert und im Ausland Erfahrungen gesammelt hatte, erstmals ein
öffentliches Gebäude ausführen. Dass es dabei nicht ohne Reibung und nicht
ohne populistische Aufwallungen abging, gehört bei einer öffentlich
beachteten Angelegenheit wie der Architektur mit dazu.
Die Nähe zu Wien, wo die Architektendichte höher ist als etwa im
Waldviertel, hat Vor- und Nachteile. Einerseits ist man nahe am Puls der
Zeit, andererseits konnte sich kaum eine lebendige, eigenständige regionale
Szene herausbilden, wie in der Steiermark, in Vorarlberg oder Tirol, weil
der Sog der Großstadt sehr stark ist. Der Strukturwandel auf dem Land hat
jedoch auch hier Veränderungen gebracht, und die Zahl interessanter Bauten,
besonders auch von Architekten mit einem persönlichen Niederösterreichbezug
ist sprunghaft gestiegen. Das sind gute Voraussetzungen für eine weitere
Anhebung der Architekturkultur und für herausragende Einzelbauwerke. Die
Architekturtage 2002 bieten daher die Chance, die Entwicklung der
vergangenen zehn Jahre an beispielhaften Bauwerken mit eigenen Augen
nachzuvollziehen und zahlreiche Werke zeitgenössischer Architektur im
Original zu genießen
Walter Zschokke
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