Donaucitykirche
Heinz Tesar; 2000; RG1220 Wien, Donau-City-Straße 2Open House: 8.00 - 20.00 hTours: 11.00, 14.00, 17.30 h
ArchitekturtageErreichbarkeit mit öffentlichen Verkehrsmitteln / Dostupnost prostredníctvom MHD: U1, 90A, 91A, 92A.
Der Sakralbau besetzt die Schlüsselstelle am Eingang zur Donau-City. Dunkel, fast schwarz steht die Kirche da. Die vier oberen Ecken sind gebrochen. An jeder Kante ist ein Stück herausgeschnitten: ein Würfel von einem Viertel Höhe an der einen, ein Prisma von halber Höhe an der nächsten, von dreiviertel Höhe an der dritten, in ganzer Gebäudehöhe an der vierten Ecke, wo der Eingang liegt, durch den man über einen Windfang, direkt vom Gehsteig, in den Kirchenraum tritt.
Innen ist das Gehäuse mit Holz ausgekleidet. Birkensperrholz an Wänden und Decke, Stäbchenparkett auf dem Boden. Die Grundstimmung bleibt warm, und der nahezu monochrome Charakter leitet den Blick auf die Öffnungen. Zuerst zu jenen in den Ecken, die verschieden groß sind und starken Lichteinfall zulassen. Die Ausblicke auf Fassadenausschnitte der nahen Hochhäuser bringen den Ort wieder in Erinnerung. Doch die Scharen von Lichtpunkten in den Wänden verändern den Raumcharakter: Die Perforation der Hülle macht diese erfahrbarer, als wenn sie hermetisch geschlossen wäre. Sie schafft Geborgenheit im Wissen, dass es ein Draußen gibt.
Der quadratische Grundriß ordnet das Bauwerk den Zentralraumtypen zu. Den nicht mehr eindeutig bestimmbaren Raummittelpunkt läßt Tesar offen, konzentriert zwar die Kreissegmente der Sitzreihen auf das ungefähre Feld, wo sich jener befinden könnte, den Altar rückt er jedoch zurück und verleiht dem Raum damit sanft eine Richtung, die er mit der unperforierten Kreisscheibe, die das große Kreuz in der vorderen Wand rahmt, abfängt. Die schwach definierten Raumzonen in den Ecken - unter den einspringenden Lichtprismen - werden zu Orten aufgewertet: Zur Linken, unter niedriger Decke, für die Taufe; zur Rechten, von einem Lichtwürfel gekrönt, der Tabernakel. Die beiden Ecken im Rücken werden durch die hohen verglasten Öffnungen zu Lichtzonen, am hellsten der Eingang im Süden, im Norden liegt dann der Ort der Marienanbetung.
Quelle: Spectrum, 23.12.2000
Literatur / Literatúra:
Heinz Tesar - Christus Hoffnung der Welt, Wien; Edition Axel Menges, Stuttgart / London, 2002.