Hans Puchhammer ist 90
Die Österreichische Gesellschaft für Architektur gratuliert sehr herzlich!
Die Verbundenheit von Hans Puchhammer mit der ÖGFA reicht bis in die 1960er Jahre zurück. Mitte der 1970er Jahre, bevor er als Universitätsprofessor für Hochbau an die TU Wien berufen wurde, war Hans Puchhammer in einer entscheidenden Übergangsphase der ÖGFA ihr Vorstandsvorsitzender. In seinem autobiografischen Text "Bauen kann Architektur sein" schreibt er über einen besonderen Moment dieser Jahre:
"Als ich 1973 den Vorsitz in der ÖGFA übernahm, schlug ich vor, eine Reise nach Samarkand zu organisieren. ... Bei der Rückreise am 31. Mai 1974 war ein kurzer Besuch des damals 84-jährigen Konstantin Melnikov in seinem Haus vorgesehen. Melnikov war gerade aus dem Krankenhaus entlassen worden und war zu einem zehnminütigen Gespräch bereit, aus dem dann jedoch zwei Stunden wurden, weil er glücklich war, Bewunderer seiner Baukunst als Besucher begrüßen zu dürfen. - Im Moskauer Architekturmuseum war sein Werk schlecht dokumentiert und in eine schwer auffindbare Ecke verbannt worden, war er doch mit Berufsverbot belegt. - Die geniale Lichtführung, die ökonomische, mit minimalem Materialaufwand ausgeführte Konstruktion seines Hauses, das Gespräch mit ihm gehören zu den schönsten Eindrücken meines Lebens."
Diese Begeisterungsfähigkeit am Bauen, das Architektur sein kann, machte aus seiner Hochbaulehre eine Architekturlehre, die keine Fragen des Machens wie des Wirkens von Architektur ausließ; und sie spiegelt sich in seinem Werk in Form gleichermaßen präziser wie sensibler und überraschend unaufgeregter Antworten auf die jeweils vorgefundenen Bedingungen, denen er mit Empathie begegnet, ob ein kleiner Aufbahrungsraum an eine Friedhofsmauer angebaut werden soll oder ob eine so hochkomplexe Aufgabe wie die Generalsanierung des Wiener Konzerthauses gestellt ist.
Die gleiche Empathie und Begeisterungsfähigkeit, die aus der Episode in Moskau vor genau 47 Jahren spricht, zeichnet aber auch seine engagierte Haltung als Kritiker von Fehlentwicklungen aus, denen Hans Puchhammer mit klarer Analyse, aber auch mit konstruktiven Vorschlägen begegnet. In diesem Sinn durften wir in den letzten Jahren insbesondere immer mit seiner kämpferischen Unterstützung unserer Versuche rechnen, die Wiener Stadtplanung am Heumarkt vor einer ihrer größten Dummheiten zu bewahren.
Wir wünschen Hans Puchhammer das Beste für ein neues Lebensjahrzehnt und hoffen, dass er uns und der Architekturwelt noch viele Jahre in geistiger Frische erhalten bleibt.
Der Vorstand der ÖGFA
Der Text "Bauen kann Architektur sein" erschien in der gleichnamigen, im Verlag Anton Pustet 2004 herausgegebenen Monographie Hans Puchhammers. Diesen Text sowie Otto Kapfingers Würdigung von Puchhammers Werk, die unter dem Titel "Die Grammatik des Konstruktiven - in der Poetik der Raumkunst" in diese Monographie einführt, stellen wir als Download zur Verfügung.
Hans Puchhammer - Bauen kann Architektur sein (Hg. Österr. Ges. f. Architektur), Verlag Anton Pustet 2004
ISBN 3-7025-0487-7
https://pustet.at/de/buecher.cp/bauen-kann-architektur-sein/84