Ehrenmitgliedschaft Heinz Tesar
Am 16. Juni feierte das langjährige ÖGFA_Mitglied Arch. Heinz Tesar seinen 80. Geburtstag - wir gratulieren ihm dazu sehr herzlich!
Zu diesem Anlass hat der Vorstand ihm am 17. Juni 2019, in Baden die Ehrenmitgliedschaft verliehen.
Otto Kapfingers Brief an MAK-Direktor Thun-Hohenstein, am 05.07.2016:
Sehr geschätzter Herr Direktor Thun-Hohenstein!
Es ist mir natürlich bewusst, dass Ihre Planungen weit vorausgreifen und Ihre eigene Linie verfolgen, wunderbar!
Ich erlaube mir dennoch, einen Vorschlag zu unterbreiten. Architekt Heinz Tesar, Öst. Staatspreisträger und international bekannt und geehrt, würde sich eine monografische Präsentation im MAK verdienen – und zwar aus folgenden Gründen.
Seine gestalterische Tätigkeit, sein absolut eigenständiges Oeuvre seit 5 Jahrzehnten umfasst alle Maßstäbe von Städtebau, Museen, Sakralbauten, Wohnbauten, gemischt genutzten Stadthäusern, Nutzbauten usw. – bis zum Möbel, zum Sessel, Tisch, zur Leuchte, zur Schrifttype, zum Altar, zum skulpturalen und oder sakralen Gerät.
Die Quelle all seiner Entwürfe sind Handzeichnungen und Aquarelle und schriftliche Notate, Wortketten etc., das meiste davon in kleinen A6-Büchlein – seit den 1970er Jahren !, – es gibt 100 oder noch viel mehr davon, ein ganzer Schrank voll !!! – die allein schon ein einzigartiges, ganz spezifisches Werkkonvolut darstellen.
Zusätzlich hat er immer schon großformatige Modelle bauen lassen, zumeist in feinem Holz und in unterschiedlichen Maßstäben, zum Teil ganz klein, aber auch sehr groß – die ebenfalls für sich eine modell-skulpturale Werkgruppe bedeutenden Ausmaßes darstellen. (Für das Essl-Museum z.B. gab es ein Zündholzschachtel-kleines Modell in einer Schatulle, das Herr Essl in der Hosentasche oder Rocktasche haben konnte oder am Nachtkästchen – und die ganz großen 1 : 20 Modelle, wo die Lichtführungen studiert wurden etc…)
Und last but not least hat er in den letzten Jahren spezielle Details und plastische Partien seiner Bauentwürfe, Fassaden-Gliederungen in einem Tiefziehverfahren als große 1 : 1 Kunststoff-Modelle (in anthrazitfarbener Art, wenn ich mich recht erinnere) herstellen lassen, – die ebenfalls eine Serie großer raum-plastischer Werkstücke mit explizit autonomem Charakter umfassen.
Tesar ist einer der ganz wenigen, die jedem Entwurfsanlass zunächst mit einer poetisch-künstlerischen Grundlagenforschung begegnen, bevor
noch an Raumprogramm und sonstige pragmatische Sachen gedacht wird - und Werkzeug dieser seiner hochinteressanten „Meditationen“ sind eben die Handzeichnung, Skizze, autonome Wortuntersuchungen, die Spontaneität und Vitalität der „automatischen“ Aquarell-Kalligrafie, die meist die Liniengerüste der Skizzen überlagert und verflüssigt und leiblich-körperhaft ergänzt, überspannt … usw. usw.
Vielleicht nehmen Sie einmal die Gelegenheit wahr, ihn in seinem Atelier gleich beim Esteplatz im 3. Bezirk aufzusuchen.
Ich denke, – es gab wohl vor einigen Jahren eine Ausstellung von ihm in der Architekturgalerie der TU in München – doch es wäre sowohl für die Bewertung seines großen Oeuvres sehr sinnvoll als auch für die Herausarbeitung dieser seiner so spezifischen raum-körper-leib-poetischen Recherche künstlerischer Art auch für ein breites Publikum sehr erhellend und überraschend !! – wie da jemand eine solche Sinnstiftung als Entwurfsgenerator für das Bauen, Gestallten in allen Maßstäben immer wieder angeht und zu überzeugenden Resultaten bringt.
Es gibt derzeit keinen anderen Ort in Wien, der in dem Sinn eine adäquate Bühne für eine solche Schau bietet – außer eben das MAK.
Ich hoffe, ich kann mit diesen kurzen Hinweisen Ihr Interesse wecken und würde mich freuen, und auch gerne im weiteren mitwirken, wenn Sie dieser Idee was abgewinnen könnten.
Mit herzlichem Gruß und allerbesten Wünschen!
Otto Kapfinger
Als Geschenk überreichten wir eine Grafik der Bildhauerin Maria Biljan-Bilger.