Johannes Poigenfürst
ÖGFA Mitglied seit 1966. Verleihung der Ehrenmitgliedschaft 2023
Persönliche Daten
Ausbildung
Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
Auszeichnungen
Mitgliedschaften
Vita
ÖGFA-Bezug
Quellen (Auswahl)
Anmerkungen
Persönliche Daten
Johannes Poigenfürst
* 19.03.1929, Wien
† 11.03.2024, Wien
Ausbildung
1947 | Matura | |
1947-1955 |
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Medizinstudium, Universität Wien |
1955 |
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Promotion Dr.med. |
1955-1962 |
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Facharztausbildung für Unfallchirurgie, West-Berlin, England und Schweden |
1967-1968 |
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Fachausbildung in New York |
1972 |
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Habilitation |
Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
Ab 1968 | Unfallchirurg am Lorenz-Böhler-Unfallkrankenhaus, sowie in den Tiroler Krankenhäusern Zams und Schwarzach, an der Orthopädischen Universitätsklinik der Freien Universität Wien Berlin, am Queen Mary Hospital East-Grinstaed, am Sahlgrenska Universitetssjukhuset in Stockholm und am Hospital for Special Surgery in New York | |
1971-1984 | 1.Universitätsklinik für Unfallchirurgie Wien | |
1983 | Ernennung zum ordentlichen Universitätsprofessor | |
1984-1994 | Leiter der Unfallchirurgie am Lorenz-Böhler-Krankenhaus, Wien | |
1984-1997 | Ärztlicher Leiter Lorenz-Böhler-Krankenhaus, Wien | |
1989 | Hilfstransport nach Rumänien und medizinische Hilfeleistung in der orthopädischen Klinik am Bulevardul Mihai Viteazul in Timișoara | |
19891993 | initiierte Poigenfürst den Bau des Unfallkrankenhauses Casa Austria in Timişoara, Rumänien | |
o.J. | Gründung der Stiftung Casa Austria | |
2003 |
Eröffnung Unfallkrankenhauses Casa Austria |
Auszeichnungen
1995 | Ernennung zum Ehrenbürger der Stadt Timişoara | |
2001 | Kardinal-König-Preis der Stiftung "Communio et Progressio" | |
2002 | Verleihung der Ehrenmitgliedschaft der österreichischen Gesellschaft für Chirurgie | |
2005 | Viktor-Frankl-Preis der Stadt Wien | |
2007 | Komtur des Treudienst-Ordens | |
2008 | Verleihung der Elisabethmedaille in Gold der Caritas Österreich | |
2023 | Verleihung der ÖGFA-Ehrenmitgliedschaft |
Mitgliedschaften
seit 1966 | ÖGFA - Österreichische Gesellschaft für Architektur | |
1966-1968 | Vorstandsmitglied der ÖGFA | |
Ab 1984 | Korrespondierendes Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie |
Vita
Die Erinnerungen von Johannes Poigenfürst an seine Schulzeit im Wien der späten 1930er-Jahre sind von den Auswirkungen des Gedankenguts der Nationalsozialisten auf den Freundeskreis der Familie sowie auf seine Schulkolleg*innen geprägt. So mussten etwa der aus Mähren stammende praktische Arzt Fritz Kaufmann, der seine Ordination im 9. Wiener Gemeindebezirk hatte, und seine Frau Trude, ebenfalls Ärztin, ihre zwei Kinder ins Ausland schicken und schließlich fliehen. Kaufmann war für kurze Zeit eine wichtige Bezugsperson, der Poigenfürsts Interesse an Biologie und der Astronomie weckte.
Ab 1947 studierte Poigenfürst schließlich Medizin. Als er Mitte der 1950er-Jahre die Basisausbildung abgeschlossen hatte, stellte er in einem Skiurlaub zu seiner Verwunderung fest, dass er im Falle einer Verletzung bei einem seiner Kommilitonen nicht wüsste, wie er ihn zu verarzten hätte und beschloss daraufhin, sich in der Notfallmedizin fortzubilden.
Im Laufe seiner Karriere setzte sich Poigenfürst unentwegt für die Lösung von gesellschaftlichen Problemen ein, seien es das geradezu undurchführbare Gesetz, das die Arbeitszeit der Ärztinnen und Ärzte regeln sollte, oder die unhaltbaren Zustände, die in einem Krankenhaus in Timișoara nach dem Sturz Nicolae Ceaușescus bekannt geworden waren.
ÖGFA-Bezug
Vor dem Einmarsch der deutschen Truppen konnte Johannes Poigenfürst dank seiner kunstsinnigen, in Wien lebenden Vorarlberger Großmutter noch Überreste einer weltoffenen Gemeinschaft erfahren. So waren u. a. die Geschwister Hermann und Helene Thimig, beide waren sehr bekannte Schauspieler*innen in Wien, sowie die Fotografin Trude Fleischmann regelmäßig bei ihr zu Besuch. Als Gymnasiast machte sich Poigenfürst auf die Suche nach gut sortierten Buchhandlungen. Sein Weg führte ihn auch in die Buchhandlung Rudolf Heger in der Wollzeile 2 im 1. Bezirk. Zu dieser Zeit führte Christl Wagner, die Enkelin des Namensgebers, das Geschäft. Es wurde ihm schnell klar, dass hier mehr als Lesestoff geboten wurde: In der Verborgenheit der kleinen Teeküche fand auf Einladung Christl Wagners eine Art Vormittagssalon statt. Hier verkehrten neben bekannten Autor*innen auch Persönlichkeiten aus der Theater- und Kunstszene. Poigenfürst schloss hier vor Kriegsende noch wichtige Bekanntschaften, allen voran mit der Künstlerin Maria Biljan-Bilger (1912‒1997). In der Teeküche, so Poigenfürst, konnte man „über alles reden“, ohne Repressalien befürchten zu müssen.
Nach Kriegsende, im Jahr 1947, setzten sich sowohl Biljan-Bilger als auch Poigenfürst mit dem Vereinswesen auseinander: Maria Biljan-Bilger war Mitbegründerin des österreichischen Art-Clubs, während Poigenfürst das Fehlen einer Einrichtung für Handchirurgie in Wien zum Anlass nahm, in Ärztinnen- und Arztkreisen über die Vorteile einer Vereinsgründung zu diskutieren. Die Treffen bei Christl Wagner wurden fortgeführt, neue Mitglieder kamen durch die Vermittlung Biljan-Bilgers hinzu, zum Beispiel zählten ab 1957 Traude und Wolfgang Windbrechtinger sowie ab 1958 Friedrich Kurrent zum Kreis der Diskutant*innen.
1965 wurde die ÖGFA offiziell gegründet – Poigenfürst hielt sich zu dieser Zeit berufsbedingt in New York auf. 1966 kehrte er nach Wien zurück. Im gleichen Jahr wurde er Vorstandsmitglied der ÖGFA. Seine Freundschaft mit Maria Biljan-Bilger blieb bis zu ihrem Tod im Jahr 1997 bestehen – die Verbindung mit ihr ist nach wie vor in seiner Dachwohnung im 20. Gemeindebezirk evident: Auf einem niedrigen Bücherregal steht ein stolzes, schlankes Fabelwesen – eine Bronzefigur, ca. 20 cm hoch, die Biljan-Bilger in den 1950er-Jahren geschaffen hat.
Am 19. Oktober 2023 wurde Johannes Poigenfürst die Ehrenmitgliedschaft der ÖGFA verliehen.
(Elise Feiersinger, 03.10.2023)
Quellen (Auswahl)
Videointerview mit Johannes Poigenfürst am 11.6.2022 (Emine Kocaman und Emanuel Spurny).
Gespräch mit Brigitte Salanda am 12.10.2023 (Elise Feiersinger).
Gespräche mit Johannes Poigenfürst am 19.10.2023 (Elise Feiersinger und Felix Siegrist) sowie am 27.10.2023 (Elise Feiersinger).
Johannes Poigenfürst im Austria-Forum
Johannes Poigenfürst in Wien Geschichte Wiki der Stadt Wien
Anmerkungen
Mitherausgeber der Zeitschriften „Aktuelle Traumatologie“ und „Unfallchirurgie“
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