Jubiläumsbauvisite 8: ORF-Zentrum (1972)
Architektur: Roland Rainer
BesichtigungsreiheNatürlich müsste Roland Rainer eigentlich mit einem Wohnbauprojekt in den Jubiläumsbauvisiten aufscheinen – durch deren Realisierungszeiten und die Zufälligkeit von Zugänglichkeiten wurde es schließlich ein Großbau aus den 60er Jahren, das ORF-Zentrum am Küniglberg, das heuer unter Denkmalschutz gestellt wird. Die Großanlage auf dem Küniglberg versucht mit allen Mitteln, den Eindruck einer ungegliederten Masse, einer unüberschaubaren Burg zu vermeiden, und zu guten Teilen gelingt das auch. Trotz der Notwendigkeit sehr vieler ebenerdiger, direkter Wegverbindungen ist das Gebäude in zwei Großgruppen gegliedert: eine plattformartige Betriebsebene mit darüber liegenden Produktionsstudios, die sich um die zentrale Montagehalle reihen; sowie ein Programm- und Verwaltungstrakt. Zwischen diesen liegt der Vorplatz mit einem Wasserbecken, von dem aus man den Blick nach Südwesten zum Wienerwald genießen kann. Die Verwaltungsgebäude bestehen aus 15 m langen und 1,5 m hohen Betonfertigteil-Parapetträgern mit dazwischen liegenden Bandfenstern, die Studios sind aus ebenfalls 1,5 m hohen Balken in Blockbauweise konstruiert. Rainer versucht, sowohl Bezüge zum Fernblick und zur Stadt herzustellen, als auch Gebäudeteile direkt zum kleinteiligen, grünen Außenraum zu öffnen. Neben der Differenzierung der Bauteile und dem Zeigen der vorgefertigten Konstruktion ist die Inszenierung der technischen Einrichtungen entscheidend für die Wirkung des Gesamtkomplexes.