Jubiläumsbauvisite 35: Kunsthaus Sammlung Essl (1999)
Architektur: Heinz Tesar
BauvisiteArchitektur: Heinz Tesar
Mitarbeiter: Susanne Veit (PL), Oliver Aschenbrenner, Ruedi Bühlmann, Urs Geiger, Kathrin Grumböck, Johann Osterrieder, Silvia Prager, Franz Steinberger
Auftraggeber: Fa. Schömer Ges.m.b.H.
Der über einem dreieckigen Grundstück errichtete Bau der Sammlung Essl markiert in einem Gewerbegebiet am Rand der Donauauen parallel zu Straße und Bahndamm den Eingang zur Stadt, die von der mächtigen Barockanlage des Augustiner-Chorherrenstifs dominiert wird. Tesar versteht das Gebäude als „Raumfigur für die Kunst“.
Die 3.200 m² große Ausstellungsfläche gliedert sich in drei unterschiedliche Typologien von Präsentationsflächen um einen Hof im Obergeschoß. Sieben hintereinander gestaffelte Oberlichtsäle nehmen die Schräge des Grundstückes auf. Die Wände gehen in Vouten über, auf denen hohe, vierseitig verglaste Laternen sitzen. Anders ist die auf gleichem Niveau liegende Ausstellungshalle 1 gestaltet. Querwände unterteilen den über die gesamte Tiefe des Trakts reichenden Raum. Das Licht fällt seitlich durch eine raumhohe Fensterfront zum Hof ein. Diese wird in ganzer Länge von einer Rampe durchschnitten, die vom Hof zu einer dem zweiten Obergeschoß vorgelagerten Terrasse und einem Aussichtsbalkon aufsteigt. Ein „Raumschnitt“ entlang der Fensterfront bringt nicht nur Tageslicht in den darunter liegenden Depotraumverteiler, sondern schafft auch Sichtverbindung zwischen Präsentation und Lagerung.
Die im zweiten Obergeschoß gelegene Ausstellungshalle öffnet sich in einer wellenförmigen Bewegung der Decke. Fensterbänder mit Blick auf die Hügellandschaft und rechteckige Oberlichter sorgen für wandelnde Lichtsituationen.
In der äußeren Gestalt des horizontal und vertikal gegliederten Baukörpers tritt das Depot als hoher Sichtbetonsockel in Erscheinung, auf dem das Volumen des Museums ruht. Fenster, Loggien, Terrasse, die hoch aufragenden Laternen, das geschwungene Dach brechen die Geschlossenheit des Baus nach oben hin auf.
(Winfried Nerdinger, Heinz Tesar Architektur, 2005, Auszug)