Jubiläumsbauvisite 34: Vertikaler Mäander (1998)
Wohnbau und Dachausbau Praterstraße, Architektur: PPAG
BauvisiteIm ruhigen Hinterhof war ein Bauvolumen von 21m Breite, 6m Tiefe und 18m Höhe erlaubt. PPAG formten daraus eine maßgeschneiderte, mäandrierende Raumschichtung. Im Normalfall wären hier sechs Etagen entstanden, PPAG erzielten aber sieben Wohnebenen. Sie teilten das Prisma in 5m breite Randfelder und eine 11m breite Mittelzone. In dieser wurden die Raumhöhen auf das erlaubte Mindestmaß von 2,2m gedrückt, was hier die Sieben-Teilung der Bauhöhe ermöglichte. Hier liegen nordseitig Lift und Stiege, südseitig Nassräume, Küchenzone und großzügige Dielen (auch als Schlafräume nutzbar); die Ost- und Westränder der Etagen bieten dagegen um fünf Stufen tiefer bzw. höher gesetzte Räume mit 3,2m Plafondhöhe.
Den Typus der "Unités" von Le Corbusier variierend stauchen PPAG die Haken-Module auf eineinhalb Geschosse, lassen den langen, niederen Schenkel halb vom kurzen, hohen der nächsten Einheit umgreifen und schwenken das System vom Quer- in den Längsschnitt des Gebäudes. Ergänzt mit Balkonen und Dachterrasse entsteht ein vielfältig nutzbares Raumgefüge mit starken Spannungen zwischen breit und niedrig, hoch und tief. Die raumtypologische Innovation ist technisch simpel und ohne Umschweife mit den im Miethausbau leistbaren Standards umgesetzt.
(Otto Kapfinger, Emerging Architecture 3, 2002, AzW)