Jubiläumsbauvisite 29: Sargfabrik (1993)

Architektur: BKK-2 (Florian Wallnöfer, Franz Sumnitsch, Christoph Lammerhuber, Axel Linemayr, Johann Winter, Evelyn Rudnicki)
Auftraggeber: Verein für integrative Lebens­gestaltung
Mitarbeiter: Elmar Danner, Verena Eder, Igor Knesevic, Judith Mussel, Klaus Romberg

Die Sargfabrik wurde 1994 bis 1996 realisiert, hat jedoch eine in die Mitte der 1980er Jahre zurückreichende Planungsgeschichte. Der „Verein für integrative Lebensgestaltung“, dem auch die Architekten angehören, erwarb schließlich 1989 die leer stehende Fabrikhalle der ehemaligen Sargfabrik Maschner & Söhne und plante den Einbau von Wohnungen in den gründerzeitlichen Ziegelbau. Diese Planung fiel nach einem langen Rechtsstreit, dessen Dauer durch Kulturveranstaltungen im Areal überbrückt wurde, einem Verwaltungsgerichtshof-Entscheid zum Opfer. Schließlich wurde der Bestand bis auf den Schlot abgetragen und durch den heutigen Neubau ersetzt. Die Sargfabrik ist einerseits Erbe und leider auch Schlusspunkt der langen Reihe von Partizipations-Wohnprojekten im Wien der 1970er bis 1980er Jahre und führt das Konzept weiter, indem sie sich mit einem durch das Areal geführten Weg und vielfältigen, teilweise öffentlich nutzbaren Gemeinschaftseinrichtungen zur umgebenden Stadt hin öffnet. Sie ist andererseits untypisch für Partizipationsprojekte, weil sie eine sehr starke individuelle Handschrift des entwerfenden Ateliers sichtbar macht, von der orangen Farbgebung bis zur plastischen Ausformung. Die 73 Wohnungen bestehen aus einer Zone mit 2,26 Meter hohen Räumen und einem doppelt so hohen Wohnraum, sie öffnen sich unmissverständlich zum Außenraum und werden über Laubengänge erschlossen. Dachgärten, Badeanlage, Kindergarten, Veranstaltungsraum und Restaurant, Seminarzentrum stehen zur Verfügung, das 2000 eröffnete Schwestergebäude Miss Sargfabrik ergänzt dieses Angebot durch Bibliothek, Gemeinschaftsküche, Jugendclub und Waschküche. Das Projekt wurde vielfach ausgezeichnet. Was fehlt, sind Nachfolgeprojekte.