Jubiläumsbauvisite 24: Wohnhaus Hermanngasse (1988)
Architektur: Gertraud Auer, Rüdiger Lainer
BauvisiteArchitektur: Gertraud Auer, Rüdiger Lainer
Auftraggeber: Miteigentümergemeinschaft
Hermanngasse 29
Mitarbeiter: Peter Tremba, Hannes Schild,
Konrad Rautter, Bernhard Moos
Statik: Helmuth Locher
Haustechnik: Jochen Käferhaus
Es führt Rüdiger Lainer.
Ein denkmalgeschütztes Biedermeierhaus und ein dahinter liegendes Betriebsgebäude aus dem 19. Jahrhundert umspannen zusammen einen
Hof. Diese Struktur wurde saniert und insgesamt dreizehn Wohnungen
eingebaut, die die Architekten gemeinsam mit den zukünftigen Bewohnern
entwickelten. „Je mehr über die künftigen Nutzer bekannt ist – nicht
so sehr auf der Ebene der Fakten als auf der Ebene der Befindlichkeit
– desto vielschichtiger, narrativer wird das Objekt.“ (R. Lainer) Aufgrund der schwierigen Ausgangslage (fehlende Installationen, nicht ausreichende Erschließung, Belichtungsprobleme) mussten die Wohnungen in einer Art dreidimensionalem Puzzle in den Bestand eingesetzt werden, was in einen Vorteil gewendet wurde und sich nun an der episodischen, fast ephemeren Struktur der Ein- und Umbauten abzeichnet. Einerseits blieben möglichst viele Alterungsspuren der Gebäude erhalten, andererseits wurden leichte Einbauten aus Metall, Holz, Kunststoff, Glas und sogar Bambus in diesen Rahmen hineingestellt, sie wirken eher wie Möbel als wie Baumaßnahmen, folgen aber einer Linie der Inszenierung, in der jedes Detail genau durchdacht ist. Das Projekt steht für einen architektonischen Zugang nach der Hochzeit der Postmoderne, als einerseits eine Reorientierung auf moderne Prinzipien einsetzte, und andererseits aus den Konzepten der Postmoderne jene, die man für weiterhin wertvoll hielt, übernommen wurden, wie beispielsweise Narrativität, Bezug auf die Stadt und aufs Lokale.