Jubiläumsbauvisite 22: Dachausbau Falkestraße (1986)
Architektur: Coop Himmelb(l)au
BauvisiteArchitektur: Coop Himmelb(l)au (Wolf Prix, Helmut Swiczinsky)
Auftraggeber: Rechtsanwälte Schuppich Sporn & Winischhofer
Mitarbeiter: Franz Sam, Max Pauly, Stefan
Krüger, Karin Sam, Robert Hahn, Mathis Barz, Valerie Simpson
Statik: Oskar Graf
Zu einer Zeit, als die Liste der Realisierungen von Coop Himmelb(l)au praktisch nur aus der Reissbar, dem „Roten Engel“ und zwei Humanic-
Filialen bestand, nämlich 1983, beauftragte eine Rechtsanwaltskanzlei die Architekten mit der Erweiterung des Anwaltsbüros – bis dahin beschränkte sich die Tätigkeit der Kooperative auf viele wichtige, aber ephemere Projekte und Aktionen. Die Kanzlei befand sich im Mezzanin und 1. Stock eines Hauses in unmittelbarer Ringstraßennähe und sollte im Dach um einen Sitzungssaal und einige Büroräume mit insgesamt 400 m2 ergänzt werden.
Coop Himmelb(l)au stellten fest, sie dächten genau hier, in der Falkestraße, nicht an das naheliegende Motiv, das schon beim Grazer Flammenflügel von 1980 im Zentrum stand. Vielmehr fährt ein visualisierter Energiestrahl wie ein umgekehrter Blitz von der Straße hoch und reißt die historische Dachfläche auf, um so Lichtöffnungen zu schaffen und einen überaus spannungsgeladenen Raum zu überdecken. Ein Projekt in der internationalen Hochphase des Dekonstruktivismus (Realisierung 1987-88) – die Ausstellung Deconstructivist Architecture von Phillip Johnson und Mark Wigley im New Yorker MoMA fand 1988 statt –, und ein Projekt, dass den späteren Boom bei Dachausbauten in Wien lange vorwegnahm, trotzdem bis heute ohne Zweifel unübertroffen ist und zusammen mit der Ausstellung internationale Aufmerksamkeit sicherte.