Jubiläumsbauvisite 17: Wohnanlage Gräf & Stift (1981)
Architektur: Helmut Richter/Heidulf Gerngroß, Anton Schweighofer u.a.
BauvisiteWohnanlage Gräf & Stift
Nach einem Wettbewerb 1981 werden die beiden Teams Mang/Hübner sowie Kroj/Puschner/Schultmeyer mit der Erstellung eines Leitprojektes für insgesamt 500 Wohnungen beauftragt, weitere acht Preisträger erhalten zusätzlich Planungsaufträge, gebaut wurde schließlich 1984-88. Obwohl mit Ottokar Uhl ein Protagonist der Partizipation in der Jury war, gab es nur bei 10 Prozent der Wohnungen Mitbestimmung. Der westlichste Teil der Siedlung stammt von Richter/Gerngroß und unterscheidet sich grundsätzlich vom damals bekannten Wiener Wohnbau: Eine Zeile, große Glasflächen, innenliegende Lichtschächte, split level und durch ein Modulsystem eine gewaltige Vielfalt von 228 möglichen Wohnungsgrundrissen, von denen schließlich nur zwei umgesetzt wurden. Auch andere wichtige Aspekte gingen in der Ausführung verloren, die geplante Stahlkonstruktion wich einem Ziegelbau. Der Bau steht trotzdem für eine Rückbesinnung auf Qualitäten der Moderne nach der Postmoderne-Diskussion.
Anton Schweighofer plante direkt östlich davon zwei kurze Zeilen, die jeweils an einer Seite mit „Grüntürmen“ versehen sind, in denen Balkons hängen. Diese beiden Balkonseiten sind einander zugewendet und bilden so zwischen den Zeilen einen zentralen Platz im Gegensatz zur privateren Gebäuderückseite. Die tiefen Baukörper enthalten Wohnungen mit Kreuzgrundrissen, die somit nutzungsneutrale Zimmer möglich machen, wobei über die eingesetzten
Balkons trotzdem Licht bis in die Mittelzone kommt.