Bauvisitenarchiv: Wohnhausanlage Linzer Straße
Architektur: Nasrine Seraji-Bozorgzad
BauvisiteWohnhausanlage Linzer Straße
Architektur: Nasrine Seraji-Bozorgzad
Mitarbeit: Karl Schläffer, Franz Schauer, Sylvia Jusek
Auftraggeber: Mischek Bau AG
Planung und Errichtung: 2001–2003
„Die Platte“, im Allgemeinen mit Ostblock-Architektur assoziiert, hat in den sechziger und siebziger Jahren auch im so genannten Westen Großsiedlungen mit kaninchenstallartigen immer gleichen Wohneinheitsschablonen gemäß ebenso standardisierter Lebensmodelle hervorgebracht. Dafür, dass Bauten aus vorgefertigten Plattenelementen nicht per se einfallslos und unflexibel sein müssen, standen in den letzten Jahren mehrere ambitionierte Projekte des Bauträgers Mischek.
Auf anspruchsvolle Architektur setzte man zum Beispiel mit der Beauftragung der an der Wiener Kunstakademie lehrenden Nasrine Seraji für eine gut 50 Wohneinheiten umfassende Anlange am westlichen Rand von Wien. Mit schönem Blick auf den Wienerwald nahe dem Wienfluss gelegen, ist das Grundstück allerdings zwischen Westbahn, Westeinfahrt-Schnellstraße und der Alternativ-Ausfallachse Linzer Straße situiert, was sich auch akustisch bemerkbar macht. Die Grundrisse der Wohnungen mit Größen zwischen 63 und 125 m2 zeichnen sich durch große Vielfalt aus, die sich auch auf die dritte Dimension erstreckt: Zwischenebenen erweitern das normale Flächenwohnen ebenso wie „Voids“, verglaste zweistöckige Bereiche in den Wohnräumen. Diese Zonen entziehen sich herkömmlichen funktionalen Zuordnungen, wodurch sie es den Bewohnern ermöglichen – oder auch zumuten – sich mit sperrigen Raumzusammenhängen auseinanderzusetzen.
Sowohl zwischen den drei Baukörpern wie auch in jedem einzelnen Bauteil wurde auch auf die Schaffung halböffentlicher Zwischenzonen, etwa durch gedeckte Freiräume oder großzügige helle Foyers mit leuchtend gelbgrünem Anstrich, Wert gelegt. Im Gegensatz zum hohen architektonischen Anspruch der Anlage steht eine lieblose, schematische Detailausführung, die auch konkrete Einbußen an Wohnqualität zur Folge hat.
Iris Meder
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