Bauvisitenarchiv: Miss Sargfabrik
Architektur: BKK-3 (Franz Sumnitsch, Johann Winter)
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Architektur: BKK-3 (Franz Sumnitsch, Johann Winter)Mitarbeit: Regina Gschwendtner, Christoph Mörkl
Auftraggeber: Verein für integrative Lebensgestaltung
Statik: Fröhlich & Locher ZT GmbH
Haustechnik: BPS Engineering
Bauphysik: Walter Prause
Planung und Errichtung: 1998–2000
2000 eröffnete das „Schwestergebäude“ der 1996 fertig gestellten Sargfabrik, die Miss Sargfabrik, die in vergleichsweise geradezu unglaublich kurzer Zeit realisiert wurde. Im Gegensatz zur Hauptanlage in der Goldschlaggasse, die vorrangig das Blockinnere nutzt und dort eine zeilenartige, typologisch nicht den Vorgaben der Blockstruktur folgende Bebauung bildet, ist die „Miss“ als Eckgebäude eine klassische Blockschließung. Die typologischen Abweichungen auf dem 850 m2 großen Grundstück sind nicht auf den ersten Blick erkennbar, aber programmatisch. Der erste augenscheinliche Unterschied zu heutigen Wohnhäusern in der dicht bebauten Kernstadt ist das Fehlen einer Tiefgarageneinfahrt: Die Miss Sargfabrik ist ein Wohnheim und muss deshalb nicht pro Wohnung einen Stellplatz errichten – und sie ist bei der Grundrissgestaltung für die Wohnungen flexibler. Die Wohnungen erhalten ihre individuelle Anmutung einerseits durch einen Knick in jeder zweiten Wohnungstrennwand, der entweder konkave oder konvexe und somit eher introvertierte oder eher extrovertierte Räume erzeugt, und andererseits durch Niveausprünge in den Wohnungen, die mittels Rampen und Treppen hergestellt werden und so verschieden hohe Räume bedingen. Die Sprünge sind in der dadurch leicht entgleist wirkenden Bandfassade von außen ablesbar. Die im Durchschnitt geringe Größe der 39 Wohnungen wird bei der Sargfabrik durch das luxuriöse Angebot an öffentlichen Bereichen und Gemeinschaftsräumen ausgeglichen. Das beginnt bei der „Miss“ mit der Erschließung über großzügig dimensionierte Laubengänge, die auch Platz für kleine Sitzbereiche bieten, und mit dem benützbaren Innenhof, der hier zum Spielen und Feiern geeignet ist, statt nur Mistkübel aufzunehmen. Und es geht weiter mit dem Infrastrukturangebot. Die herausragenden Gemeinschaftseinrichtungen des Hauptgebäudes wurden im Neubau, wo es nötig war, ergänzt, so dass zusammen ein komplettes Angebot vorhanden ist: Hier kommen Bibliothek, Gemeinschaftsküche, Jugendclub und Waschküche hinzu. Die Miss Sargfabrik wurde mit dem Architekturpreis der österreichischen Zementindustrie 2001 und dem Förderungspreis für Baukunst der Akademie der Künste in Berlin 2002 ausgezeichnet.
Adresse: 1140 Wien, Missindorfstraße 10
Erreichbarkeit: U3 Hütteldorferstraße oder U4 Hietzing oder S 50 Penzing oder Straßenbahn 52 bis Diesterweggasse
