UmBau 4 | 1981
deutsch, Eigenverlag, 88 S., €19,95Mit widersprüchlichen Gefühlen, Trauer und Freude zugleich, müssen wir in regelmäßigen Abständen ankündigen, dass wieder eine Nummer von UmBau vergriffen ist. Nun bereits die Nr.2, und UmBau 3 ist nurmehr in geringer Anzahl vorhanden. Aus diesem Erfolg haben wir die Konsequenzen gezogen und die Auflage diesmal erhöht. Leider mussten wir den Verkaufspreis den gestiegenen Produktionskosten "angleichen". Auch die Kosten für Vertrieb und Buchhaltung haben wir bisher unterschätzt. Wir bitten um Verständnis für die Preiserhöhung.
Auf die neue Adresse von Sekretariat und Redaktion möchten wir Sie ebenfalls hinweisen! Bei der internen Organisation wurde eine Umstellung vorgenommen. Jeder UmBau wird speziell von zwei Mitgliedern der Redaktion betreut. Durch diese interne Arbeitsteilung soll die langfristige Konzeption von UmBau effektiver und besser werden. Die inhaltliche Tendenz bleibt selbstverständlich in der Verantwortung der gesamten Redaktion. Die thematische Vielfalt jeder Nummer bleibt damit erhalten.
UmBau 4 könnte unter dem Titel der Trinität von Denken, Zeichnen und Bauen stehen. In diesem Sinne beginnt Giorgio Grassis Beitrag mit kritischen Anmerkungen zum Formalismus in der Architektur. Grassis Position ist bisher im deutschsprachigen Raum weitgehend unbeachtet geblieben. Dies ist verwunderlich, hat sich doch gerade er besonders mit Tessenow und dem "neuen deutschen Bauen" auseinandergesetzt. Die Biennale von Venedig konnte die typologische Sehnsucht von Giorgio Grassi nicht in ihre kulinarischen Bilder kleiden.
Zur Diskussion der Typologie versuchte Georg Schöllhammer eine Deutung des Begriffs, der allzu schnell einem modischen Verschleiß unterliegt. Hier Einhalt zu gebieten und an den methodischen Charakter erinnern, ist der theoretische Hinweis dieses Beitrags. Den theoretischen Bedingungen des Funktionalismus verpflichtet ist die Arbeit von Burghart Schmidt. Architektur ohne Philosophie ist Bauen ohne Denken. Den Übergang zum Beitrag von Klaus Novy kann am Besten Ernst Bloch herstellen: "Erst die Anfänge einer anderen Gesellschaft ermöglichen wieder echte Architektur, eine aus eigenem Kunstwollen konstruktiv und ornamental zugleich durchgedrungene".
Novy hat sich mit dem österreichischen Phänomen des Siedlungsbaus der Ersten Republik auseinandergesetzt. Es soll den Beginn der Siedlerbewegung - deren Aktualitätsbezug nicht zu übersehen ist - am Beispiel Rosenhügel veranschaulichen. Die Qualität dieser Siedlung ist nicht die prätentiös formale, vielmehr ist es eine architektonische Qualität im weiteren Sinn, im Sinne des Bauens als Lebensäußerung, Lebenserfahrung und Lebensweise.
Form allein ist politisch verfügbar. Dies zeigt das Wiener Krematorium, dass die Verbindung zur Sozialdemokratie der Zwischenkriegszeit bildet.
Clemens Holzmeisters Erzählungen von der Entstehung der Zeichnung und dem Beginn von Projekten finden ihre Ergänzungen in der kritischen Reflexion der gezeichneten Architektur Rob Kriers. Die zerbrochene, in Stein gemeißelte Blume von Rob Krier ist der melancholische Abschluss einer Reise durch die Architektur, bei der UmBAu 4 ein Wanderstab sein könnte.
UmBau 4
Österreichische Gesellschaft für Architektur (Hrsg.)
Wien 1981
88 Seiten, mit SW-Abbildungen. €19,95