UmBau 2 | 1980
deutsch, Eigenverlag, 84 S. VERGRIFFENUMBAU 1 ist ausverkauft! Die spärlichen Restexemplare würden wir gerne, schon aus Sentimentalität, im Archiv behalten. Dieser Erfolg hat uns überrascht. Schließlich verfügen wir weder über einen richtigen Verlag, noch können wir uns auf eine professionelle Vertriebsorganisation verlassen. Aber die Mundpropaganda wirkte von New York bis Helsinki, von Madrid bis Paderborn. Auch die Reaktionen in Österreichs Medienwald waren allesamt positiv. Vielen rückte die „Fackel“ ins Gedächtnis, dass ehrt uns. An dieser Stelle möchten wir auch dem Vorstand und den Mitgliedern der ÖGFA für das Vertrauen danken. Nur die gewährte Autonomie macht es möglich, UMBAU in dieser Qualität zu produzieren.
Doch UMBAU muss noch besser werden. Selbstkritik und gesundes Misstrauen sind dafür notwendig. Wir hegen den Verdacht, dass das reihum erfolgende Schulterklopfen in der stillen Hoffnung nach dem fehlenden Rückgrat erfolgt. Man nennt dies auch: „Zu Tode loben“. Kurz gesagt: Mehr Kritik und Auseinandersetzung täte uns und der Architektur in diesem Land ganz gut. Dass hat nichts mit Zerreden und Haxlbeißerei zu tun, sondern bezieht sich auch auf eine konstruktive Auseinandersetzung. Nichts ist auf Dauer lähmender als jene Mischung aus James Dean und Hans Moser, - denn sie wissen nicht was sie tun, meckern aber trotzdem darüber - , die trotzig und unterwürfig zugleich die gegenseitige österreichische Verachtung kennzeichnet.
Zur Sorgfaltspflicht gleich eine Anmerkung: In UMBAU 1 hat sich ein verhängnisvoller Druckfehler eingeschlichen. Das Zitat von Philip Johnson auf S.56 muss richtig heißen: „You can’t not know history“. Mit einem falschen Buchstaben kann einem die Geschichte schon den Rücken zuwenden. Auf S.33 steht dafür die Abb.3 auf dem Kopf!
Mit UMBAU 2 konkretisiert sich allmählich eine inhaltliche und redaktionelle Tendenz. Zunächst redaktionell: Diesmal wurden die meisten Beiträge einer intensiven Kritik innerhalb der Redaktion ausgesetzt. Dies ist oftmals schmerzhaft, da wir auch in nächster Zukunft außerstande sind, die Beiträge zu honorieren. (Auch die Arbeit der Redaktion erfolgt unentgeltlich.) Ohne lamentieren zu wollen, muss hier eines deutlich gesagt werden: Die unentgeltliche Arbeitskraft der Autoren ermöglicht die Produktion des UMBAU!
Die inhaltliche Tendenz von UMBAU 2, - sie wird sich in den folgenden Heften noch verstärken -, besteht in der Sichtung und Präsentation des methodischen Instrumentariums, dass der architektonischen Kritik und Theorie heute zur Verfügung steht..
Diese Notwendigkeit hat zwei zutiefst österreichische Ursachen. Zunächst die traditionell unterentwickelte Situation der Architekturtheorie hierzulande. „Einem inneren Gesetz unbewusst folgend...“, wurde Clemens Holzmeister von Friedrich Achleitner einmal sinnfällig zitiert. Zum anderen sind wir in selbstgefälliger Weise davon überzeugt, - und das Staatsvertragsjubiläum bestärkt uns in diesem Glauben -, dass die theoretischen Entwicklungen der letzten Jahrzehnte (USA, Italien) zwar am Land der Berge vorbeigerauscht sind; aber der zeitliche Abstand ist aber unserer Fähigkeit der Vereinigung von Unvereinbarem äußerst zuträglich.
So sind in den Beiträgen dieses Heftes Erfahrungen aus der Typologiediskussion ebenso verarbeitet wie die positive Ignoranz der Muskeln des Einzelgängers. Adolf Loos sind wir in eindeutiger Weise zu Leibe gerückt. Wir erwarten uns dabei keine sensationelle Neubewertung, aber: Zum Loos-Bild gehören halt Büchsenfleisch, böhmische Knödel und die Kultur der Jahrhundertwende. Die Suche nach der „Reduktion“ , der notwendigen, sprachlichen Klarheit hält der Inflation der Formen den Spiegel vor und verliert sich im Dschungel der Großstadt.
UmBau 2
Österreichische Gesellschaft für Architektur (Hrsg.)
Wien 1980
84 Seiten mit SW-Abbildungen.